Sicherheit bei der WM : Die Polizei zu Gast bei Freunden
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Beste Laune bei britischen und deutschen Polizisten vor dem WM-Einsatz Bild: AP
Nicht nur Fans aus aller Welt kommen zur WM nach Deutschland. Auch gut 300 Polizisten aus 13 Ländern sollen für Sicherheit sorgen. Das bunte Bild der Ordnungshüter soll beruhigend wirken und potentielle Krawallmacher abschrecken.
Die Folklore der Fußball-Weltmeisterschaft wird noch ein bißchen bunter werden als bisher - wenn man denn Schattierungen in Blau, Beige, Grün und Schwarz als Farbtupfer versteht. 323 Polizistinnen und Polizisten aus dreizehn europäischen Ländern werden in den kommenden fünf Wochen in ihren Uniformen auf den Straßen Deutschlands Dienst tun - und in seinen Zügen.
„You'll never walk alone!“ Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble gab ihnen die Worte des Fußball-Klassikers mit auf den Weg, als er sie am Dienstag in Berlin begrüßte und deutlich machte, sei seien nicht nur Gäste, sondern Polizeibeamte im Einsatz. Gemeinsam mit ihren Kollegen von der deutschen Bundespolizei werden die Polizisten aus Belgien, England, Frankreich, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, aus Österreich, Polen, Portugal, Spanien, der Schweiz, aus Schweden und der Tschechischen Republik an Flughäfen und Bahnhöfen Dienst tun - wenn die Nationalmannschaft ihres Landes sich qualifiziert hat, vorzugsweise in der Nähe von deren nächstem Spielort.
Schwarzweiße Rauten, Blau und Grün-Beige
Ein Symbol für europäische Zusammenarbeit und die völkerverbindende Kraft der Fußball-Weltmeisterschaft nannte Schäuble den Einsatz. Reisenden aus deren Heimatländern soll die bekannte Uniform - etwa die schwarzweißen Rauten der britischen Verkehrspolizei, das Blau der italienischen Bahnpolizei oder das Grün-Beige der Schweizer Grenzpolizei - Sicherheit signalisieren. Was auf den friedlichen Reisenden beruhigend wirkt, soll den gleichen Effekt im Sinne einer Disziplinierung auf potentielle Straftäter haben.
WM : Schäuble begrüßt europäische Polizisten
„Nur wenn die WM sicher ist, kann sie auch ein Fest werden“, sagte Schäuble. Zudem verspreche er sich von der Präsenz ein neues Bild der Polizei nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt. Vor Jahrzehnten noch undenkbar, sagte der Innenminister: daß er nicht das geringste Problem mit der Übertragung hoheitlicher Befugnisse auf die Polizisten aus dem Ausland habe. Sie dürfen Personen kontrollieren, Platzverweise aussprechen und Straftäter in Gewahrsam nehmen.
Keine Hinweise auf polnische Gewalttäter
Er habe genug von den Horrorgeschichten über polnische Hooligans, schimpfte am Rande des Empfangs der polnische Polizei-Captain Rafal Wasiak. Er sei der festen Überzeugung, daß es zu verabredeten Schlägereien, wie es sie im deutsch-polnischen Grenzgebiet gegeben hatte, während der WM nicht kommen werde. Auch gebe es keine Hinweise auf die Anreise größerer Gruppen polnischer Gewalttäter. Die meisten, sagte Wasiak, hätten gar kein Geld für eine solche Reise. Polen stellt mit 61 Mitgliedern die größte Gruppe Polizisten.
Sie werden während des Einsatzes in Deutschland - im Gegensatz zu anderen Polizisten aus dem Ausland - keine Waffen tragen. Schäuble warnte die Deutschen vor Selbstgerechtigkeit. Der jüngste schwere Zwischenfall bei einer Fußball-WM sei der Überfall deutscher Hooligans auf den Gendarmen Daniel Nivel 1998 in Lens gewesen. Die Polizisten in Uniform sind überwiegend Spezialisten, die in ihrer Heimat Delikte wie illegale Einreise und Paßmanipulationen verhindern und aufklären sollen.
Rund um die Uhr im Einsatz für die WM
Experten für Gewalt und Hooliganismus werden bei der Zentralen Informationsstelle Sport (ZISS) beim Landeskriminalamt in Düsseldorf sowie beim Bundeskriminalamt in Zivil und in beratender Funktion tätig sein - rund um die Uhr und in Person von Polizisten aus allen 31 Gastländern sowie den Anrainerstaaten Deutschlands, also auch aus Afrika, Asien, Amerika und Australien. Etwa 200 Fachleute werden am Rhein im Einsatz sein.
Die Ordnungshüter in fremden Uniformen werden aber, rein nach Zahlen gemessen, im Sicherheitskonzept der WM untergehen. 30.000 Bundespolizisten und etwa 22.000 Polizisten in den Ländern werden im Einsatz sein. Zusätzlich hat das Organisationskomitee für rund 30 Millionen Euro 20.000 private Sicherheitskräfte angeheuert. Britische Verkehrs- und italienische Bahnpolizisten werden da hoffentlich nicht mehr viel zu tun haben.