Fußball : Mit „frischem Geld“ die Zukunft gesichert
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Millionenschwerer Retter der Eintracht: Gabor Varszegi Bild: dpa
Ein Vertrag mit der ungarischen Holding „Fotex“ soll das finanzielle Überleben des Fußball-Zweitligisten garantieren.
Eintracht Frankfurt, das sportlich wie wirtschaftlich abgetakelte Flaggschiff des hessischen Fußballs, soll wieder flott gemacht und in Erfolg versprechendes Fahrwasser gebracht werden. Mit dem Einstieg des ungarischen Multi-Millionärs Gabor Varszegi als künftiger Vorstands-Vorsitzender der Fußball AG warf der in seiner Existenz im Profi-Fußball bedrohte Traditionsklub wieder einmal einen Rettungsanker.
Mit „frischem Geld“ in nicht genannter Höhe sicherte der 55-jährige Budapester Besitzer der High-Tec-Holding Fotex dem maroden Club vom Main vorerst die Zukunft. Mit dem Abschluss eines Vorvertrages mit dem ungarischen Investor sieht der Aufsichtsrats-Vorsitzende der Fußball AG, Volker Sparmann, den Fortbestand von Profi-Fußball in Frankfurt als gesichert an.
Stillschweigen über die Höhe der ungarischen Finanzspritze
„Fotex bringt uns die nötige Liquidität als Hauptbedingung zum Erhalt der Lizenz“, sagte Sparmann erleichtert. Bis zum 29. Mai muss Eintracht Frankfurt bei der Lizenzierungskommission der Deutschen Fußball-Liga (DFL) den Liquiditätsnachweis erbringen. Der drohende „geordnete Rückzug“ ins fußballerische Niemandsland scheint abgewendet.
In welcher Höhe sich die finanzielle „Morgengabe“ des Millionärs von der Donau bewegt, darüber hüllt man sich am Main in Schweigen. Schätzungen gehen von rund fünf Millionen Euro aus, die nicht zur Bewältigung der Altlasten verwendet, sondern in die Zukunft investiert werden sollen. Auch für die Konstruktion, dass Fotex die 49,9 Prozent Anteile des bisherigen strategischen Partners Octagon zum symbolischen Preis von 1 Euro erworben haben soll, gab es keine Bestätigung durch den Club. „Das ist reine Spekulation“, erklärte Pressesprecher Carsten Knoop am Freitag.
„Wir müssen unsere eigenen deutschen Talente mehr fördern“
Weiter mit im Boot sitzt der frühere Investor Octagon, der sich laut Sparmann „fair und großzügig verhalten hat“. Zu den Inhalten der Vertragsvereinbarungen zwischen Fotex, der Fußball AG, Octagon und dem Gesamtverein Eintracht Frankfurt e.V. zählt auch der Verzicht auf gegenseitige Ansprüche. Davon betroffen sind auch Teile des von der AG an Ocatgon zu zahlenden Darlehens von rund 3,8 Millionen Euro. Der im Privatjet aus Budapest eingeflogene Selfmademan Varszegi machte bei seiner Präsentation deutlich, dass er künftig das Sagen bei der Eintracht hat.
„Die Rhein-Main-Region mit fünf Millionen Einwohnern hat ein Anrecht, wieder erstklassigen Fußball zu sehen“, meinte Varszegi, der die Eintracht in den nächsten drei Jahren wieder zu einer Top-Adresse machen will. Dieses Ziel will der neue Hoffnungsträger, der mit seiner Finanz-Power die einst maroden Budapester Traditionsklubs MTK und Ferencvaros sanierte und zu nationalen Titeln führte, mit einer „jungen und dynamischen Mannschaft“ verwirklichen. Der hohe Ausländeranteil im Eintracht- Team, das er zwei Mal „live“ erlebte, ist ihm dabei ein Dorn im Auge. „Wir müssen unsere eigenen deutschen Talente mehr fördern“, forderte der Ungar, der auch die offene Trainerfrage zur Chefsache macht.
Oberste Priorität: Eine schlagkräftige Mannschaft
Die Suche nach einem Nachfolger für Interimscoach Armin Kraaz und die Zusammenstellung der Mannschaft für eine weitere Zweitligasaison hat angesichts des Zeitdrucks oberste Priorität. Um den Eindruck eines „Diktators“ zu vermeiden, will Varszegi den bisher allein verantwortlichen Sportvorstand Tony Woodcock in die Entscheidungsfindung einbinden. „Ich empfinde mich als Teamspieler“, ließ er den als Dolmetscher fungierenden Istvan Sztani übersetzen.
Der Spielmacher der bisher einzigen Eintracht-Meistermannschaft (1959) hatte die Kontakte zwischen Frankfurt und Budapest geknüpft. Beide Städte pflegen auch eine Städte-Partnerschaft, die durch den Deal ebenso wie der bisher schriftlich fixierte Vorvertrag „mit Leben“ (Eintracht-Präsident Peter Fischer) erfüllt werden soll.