Nationalmannschaft : Münchner Block
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Fünf aus 11: Gegen Portugal dürfte die Bayern-Quote ähnlich hoch sein Bild: dapd
Double-Gewinn hin, Bayern-Trauma her: Die Dortmunder sind nicht Löws erste Wahl. Ihre Spielweise lässt sich nicht auf Knopfdruck auf Nationalelf-Modus umstellen. Eine Analyse.
Ohne Dortmund fahr’n wir zur Europameisterschaft - den Holland-Klassiker aus den Fan-Kurven muss man auf der Zielgeraden der deutschen Vorbereitung zwar nicht ganz wörtlich nehmen. Aber nach dem letzten und für die deutsche Teambildung ziemlich erhellenden Test gegen Israel eine Woche vor dem Turnierstart ist von den souveränen nationalen Meistern nicht mehr viel zu sehen.

Korrespondent für Sport in Berlin.
Die Hoffnungen Löws ruhen - Dortmunder Double-Gewinn hin, Bayern-Trauma her - so eindeutig auf dem Münchner Block, wie man das nicht unbedingt vermuten durfte. Nur Mario Götze durfte beim letzten Vorspielen ein paar Minutenn mitmachen, die anderen Borussen wie Mats Hummels, Marcel Schmelzer und Ilkay Gündogan blieben auf der Bank. Sven Bender war unter der Woche schon der Kaderreduzierung zum Opfer gefallen.
Die alte Ordnung hat noch Bestand
Vor allem die Dortmunder Defensivmeister haben nach Saisonschluss ihre Chance auf einen Stammplatz gesehen, allen voran Hummels durfte sich nach einer herausragenden Bundesligaspielzeit seinen Konkurrenten in der Innenverteidigung ebenbürtig, wenn nicht vorausfühlen.
Aber die Kombination aus dem 3:5 gegen die Schweiz, dem 2:0 gegen Israel und den Trainingseindrücken von Frankreich hat die alte deutsche (Defensiv-)Ordnung befördert, wenn nicht schon wiederhergestellt: Badstuber als Innenverteidiger kann sich seines Postens sicher sein - und Mertesacker hat seinen Rückstand gegen den jungen Konkurrenten in Rekordzeit mehr als nur reduziert.
Falls Hummels gegen Portugal tatsächlich nicht mehr den Sprung in die Startelf schaffen sollte, liegt das nicht an mangelnder Qualität, sondern vielmehr an seiner Dortmunder Spielweise, die sich offenkundig nicht auf Knopfdruck auf den Nationalelf-Modus umstellen lässt.
Der präzise, harte Flachpass über fünfundzwanzig, dreißig Meter in den Fuß des Mittelfeldspielers bei der Spieleröffnung ist nicht das Dortmunder Meisterwerkzeug, aber er bleibt Löws Anspruch für die Innenverteidigung.
Das gewachsene Spielverständnis hat Vorrang
Wenn die Bayern-Spieler nach dem letzten Test nun einhellig davon sprechen, dass es um die Fußballmannschaft als Ganzes und nicht um einzelne Spieler gehe, dann hat es genau mit solchen Details zu tun.
Das gemeinsame, über Jahre gewachsene Spielverständnis der Nationalmannschaft hat weiter Vorrang. Daran ändert nicht einmal das begeisternde nationale Dortmunder Alleinstellungsmerkmal etwas. Der selbstbewusste Hummels wird wohl noch ein bisschen warten müssen, auch darauf darf man gespannt sein.
Für einen Seitenwechsel Lahms spricht nicht viel
In der kommenden Woche wird sich Löw mit Lahm darauf verständigen, auf welcher Seite der Kapitän verteidigen wird - er kann das links wie rechts. Bisher macht Lahm die Sache mit links, das passt gut mit Podolski, ebenso wie das Duett Boateng/Müller gegenüber.
Schmelzer indes hat sich bisher nicht als neue Kraft auf Lahms angestammter Position aufdrängen können, und so spricht derzeit nicht allzu viel für einen Wechsel - außer vielleicht Ronaldo, der sich mit dem rechten Verteidiger Lahm immer schwergetan hat. Allein aus eigener Kraft, so sieht es jedenfalls eine Woche vor dem EM-Start aus, werden die Dortmunder Meister kaum mehr Löws erste Wahl.