Umfrage unter Deutschen : 82 Prozent würden gerne Boatengs Nachbar sein
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„Dani Alves vom FC Barcelona hat es vorgemacht, als auf ihn eine Banane geworfen wurde und er die ganz cool geschält und gegessen hat.“ Bild: AFP
Nach der Gauland-Aussage hätte eine große Mehrheit der Deutschen Jérôme Boateng gerne zum Nachbarn. Zudem spricht sich der Fußball-Weltmeister dafür aus, bestimmte Begriffe auf Rassismus zu überprüfen.
Eine große Mehrheit der Deutschen hätte Fußball-Weltmeister Jérôme Boateng nach einer Umfrage gerne zum Nachbarn. 82 Prozent bejahten dies in der Erhebung des Instituts TNS Emnid für das Nachrichtenmagazin „Focus“. 11 Prozent verneinten. Der AfD-Vizechef Alexander Gauland hatte zuvor in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung Empörung ausgelöst mit der Aussage: „Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben.“
Unter den Wählern der Linkspartei wünschten sich laut der Emnid-Umfrage 98 Prozent Boateng als Nachbarn. Bei SPD und FDP waren es jeweils 94 Prozent, unter den Grünen-Wählern 92 Prozent. Auch bei den AfD-Wählern lag die Zustimmung bei 87 Prozent. Von den Anhängern der Unionsparteien hätten 79 Prozent Boateng gerne zum Nachbarn. Für die Umfrage befragte Emnid am Montag und
Dienstag 1006 Bürger.
Boateng findet es derweil richtig, althergebrachte Begriffe wie „Negerkuss“ oder „Mohrenkopf“ auf Rassismus zu überprüfen – und gegebenenfalls nicht mehr zu verwenden. „Wenn man es gleich zu Beginn ersticken kann, damit speziell die ganz Jungen kein falsches Gefühl in der Sprache bekommen, warum nicht?“, sagte der 27-Jährige der deutschen Ausgabe des Magazins „L’Officiel Hommes“. „Es geht ja darum, Respekt vor jedem Menschen zu haben.“
Der in Berlin geborene Boateng ist Sohn einer deutschen Mutter und eines ghanaischen Vaters. Er selbst habe gelernt, sich von rassistischen Erfahrungen nicht provozieren zu lassen. „Dani Alves vom FC Barcelona hat es vorgemacht, als auf ihn eine Banane geworfen wurde und er die ganz cool geschält und gegessen hat.“
Deutschland zeichne sich für ihn durch Pünktlichkeit und Disziplin auf der einen und Weltoffenheit auf der anderen Seite aus, schreibt Boateng in einem Beitrag für die „Bild“-Zeitung vom Freitag. „Die WM 2006 hat das für mich auf eine hervorragende Art und Weise gezeigt. Es war alles perfekt organisiert, aber es wurde auch mit der ganzen Welt gemeinsam ein tolles Fußball-Fest gefeiert.“