1:0 gegen Tschechien : England sichert sich noch ein Heimspiel
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Raheem Sterling erzielte wieder das 1:0 für England. Bild: EPA
Die Engländer glänzen nicht, bleiben aber bei der EM ohne Gegentor und stehen nach dem 1:0-Sieg über Tschechien als Gruppenerster im Achtelfinale in London. Dort könnte Deutschland der Gegner sein.
England regiert die Welt – aber nur im Vereinsfußball mit der reichen Premier League als global attraktivem Ankerplatz. England setzt indes keine Maßstäbe, wenn es um die Frage nach den besten Nationalmannschaften der Welt geht. Ein Titel bei der Heim-Weltmeisterschaft 1966, das war alles, was im kollektiven Gedächtnis des globalen Fußballpublikums hängen geblieben ist.
Wie so oft bei vergleichbaren Anlässen wirkten die Engländer am stärksten, noch ehe eines der großen Turniere begann. So auch vor der paneuropäischen Europameisterschaft dieses Jahres, bei der Albions erste Auswahl als einer der ersten Titelkandidaten gehandelt wurde. Als dann der vierwöchige Spielemarathon angepfiffen wurde, offenbarte sich indes nur noch graues Mittelmaß, wenn die über eine lange Saison strapazierten Engländer gefordert waren.
Ein unscheinbarer 1:0-Erfolg über Kroatien, den gealterten WM-Zweiten von 2018, und ein unansehnliches 0:0 im Battle of Britain gegen den nördlichen Nachbarn Schottland standen vor dem dritten Spiel der Gruppe D zu Buche, ehe es daheim gegen die wie England schon für das Achtelfinale qualifizierte punktgleiche Auswahl der Tschechischen Republik im Londoner Wembley-Stadion um den Gruppensieg ging.
Klassiker England gegen Deutschland?
Die Minimalisten aus London und Manchester erreichten am Dienstagabend dieses Zwischenziel nach einem 1:0-Erfolg durch den Treffer von Raheem Sterling (12. Minute). Als nächstes könnte den Engländern im Achtelfinale, abermals im Wembley-Stadion, die aktuelle Ausgabe des Endspiels von 1966 wie des EM-Halbfinales 1996 bevorstehen: Belegt die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw nämlich an diesem Mittwochabend (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-EM, im ZDF und bei MagentaTV) Platz zwei der Gruppe F nach ihrem Spiel gegen Ungarn, käme es am kommenden Dienstag zum Klassiker England gegen Deutschland. „So ist das im Fußball. Wenn du etwas gewinnen willst, musst du jeden schlagen können“, sagte Sterling.
Bei dem Vorhaben, die eigenen Fans endlich mit einer starken Leistung zu verwöhnen, fehlten dem jungen Team von Trainer Gareth Southgate Mason Mount und Ben Chilwell vom Champions-League-Gewinner FC Chelsea, weil sie sich nach dem britischen Gipfel am vergangenen Freitag rund 25 Minuten lang mit ihrem schottischen Klubkollegen Billy Gilmour unterhalten hatten, der später positiv auf Corona getestet wurde.
Auch bei der dritten englischen EM-Prüfung schaffte es der Dortmunder Bundesligastar Jadon Sancho nicht in Southgates Startelf – und das bei vier Wechseln, die der Trainer nach der jüngsten Enttäuschung vornahm. Während Sancho bis zur 84. Minute auf der Bank saß und dann noch ein bisschen mitspielen durfte, waren Grealish, Maguire, Saka und Walker anstelle von Foden, James, Mings und Mount von Anfang an dabei.
Mit Grealish, dem trickreichen Spielmacher von Aston Villa, kam mehr Kreativität ins Spiel der Three Lions, mit Saka, dem 19 Jahre alten Junior des FC Arsenal mehr Tiefenschärfe, dazu glänzte Sterling vor der Pause mit seinem Freilaufverhalten wie als Vollender in dem Moment, da er Grealishs Flanke per Kopf zum 1:0 verwertete. Schon nach zwei Minuten gelang dem Angreifer von Manchester City ein Lupfer gegen den Pfosten, als die Engländer ein erstes Signal setzten.
Das verstand auch der im Turnierverlauf bis dahin unscheinbar daherkommende Kapitän und Goalgetter vom Dienst, Harry Kane, der bei seinem von Vaclik parierten Schuss nah an seinem ersten Turniertreffer war (26.). Die Tschechen drehten erst im zweiten Teil der ersten Hälfte auf, als Holes‘ Distanzschuss von Pickford pariert wurde (28.) und Souceks Schuss sein Ziel knapp verfehlte (35.).
England hatte sich endlich mit neuem Elan angemeldet in diesem Turnier und könnte noch eine größere Rolle als zunächst gedacht spielen. Dafür bräuchte es aber zur Abwechslung auch einmal eine ähnlich starke zweite Halbzeit. Die gelang den Engländern bei diesem Turnier noch nicht. Da half auch Hendersons Abseitstreffer nichts (86.). Der Gewinner verteidigte seinen dünnen Vorsprung mühelos, während die Tschechen im biederen Mittelmaß versanken und ob des 3:1-Erfolgs der Kroaten gegen Schottland nur auf Rang drei der Gruppe D landeten.