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Vor der Fußball-EM : Ein wahr gewordener Albtraum

  • Aktualisiert am

Frankreichs Präsident Francois Hollande (links) bekommt im Stadion die Nachricht, dass es in Paris Attentate gegeben hat. Bild: dpa

Nach den Anschlägen ist die Vorfreude auf die EM 2016 dahin. Unter den Opfern ist auch die Cousine eines französischen Spielers. Näher kam der Terrorismus dem Fußball bisher nie. Die Sorge ist groß.

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          Nach den Terroranschlägen von Paris ist jede Vorfreude auf die Europameisterschaft in sieben Monaten in Frankreich dahin. Anzeichen von Zweifeln an einem derzeit nicht vorstellbaren friedlichen Fußball-Fest gab es von den Organisatoren der Uefa am Samstag aber trotz der gezielten Attacken mit Toten im unmittelbaren Umfeld des wichtigsten Turnierstadions in Saint-Denis (noch) nicht. Dem EM-Gastgeber wurde vom Kontinentalverband jede Hilfe zugesagt.

          „Die Uefa ist tief geschockt und traurig über die tragischen Ereignisse und möchte Frankreich und denjenigen, die von diesen schrecklichen Akten betroffen sind, ihre Unterstützung und Solidarität ausdrücken“, teilte der Verband am Samstagmorgen in einer schriftlichen Stellungnahme mit. Für alle anstehenden Länderspiele wurde eine Schweigeminute und Trauerflor für alle Spieler angeordnet. Der derzeit suspendierte Uefa-Chef Michel Platini, selbst Franzose, äußerte: „Ich möchte meine tiefe Trauer und tiefe Empörung über solche Taten der blinden Barbarei zum Ausdruck bringen.“

          Für die französischen EM-Macher und die Uefa ist die Anschlagsserie vom Freitagabend an der Seine mit deutlich mehr als 100 Toten nur vier Wochen vor dem Mega-Event der EM-Gruppenauslosung ein wahr gewordener Albtraum. „Es wurden viele Vorsichtsmaßnahmen getroffen, aber wir müssen sehen, dass Terroristen jederzeit zuschlagen können. Wir hatten Sorge wegen der EM, jetzt ist die Sorge noch größer“, sagte der Präsident des französischen Verbandes, Noël Le Graët, laut Medienberichten mit Blick auf das Turnier vom 10. Juni bis 10. Juli 2016 in neun französischen Städten von Lille bis Toulouse.

          Bereits vor einigen Wochen hatte der Chef des Organisationskomitees, Jacques Lambert, betont: „Von Beginn an wussten wir, dass die Sicherheitsfrage der Schlüssel für ein erfolgreiches Turnier sein wird.“ Angesichts der Anschläge auf die Redaktion des Satiremagazins „Charlie Hebdo“ im Januar dieses Jahres hatte Lambert angemerkt, Terrorismus sei kein theoretisches Risiko mehr, sondern ein mögliches. Das wurde nun auf fürchterliche Weise belegt.

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          Schon in ihrer EM-Bewerbung hatten die Franzosen die Sicherheitslage als eines von zwölf Risiken benannt. Nun ist tatsächlich das Stade de France als Eröffnungs- und Endspielarena zum Ziel einer Attacke geworden. Näher kam der Terrorismus dem Fußball bislang nicht.

          Die Sorgen für die Uefa, die durch die Korruptionsaffären im Weltfußball ohne ihren derzeit suspendierten Präsidenten Michel Platini dasteht, sind nun ganz konkret. In genau vier Wochen, am 12. Dezember, ist im riesigen Le Palais de Congrès de Paris an der Porte de Maillot im Westen der Stadt die feierliche Auslosung der EM-Gruppen terminiert. Die Fußball-Prominenz des ganzen Kontinents wird erwartet. Unter anderem DFB-Teammanager Oliver Bierhoff soll dann die Lose ziehen. Überlegungen, die Veranstaltungen abzusagen, gibt es kurz nach den Schock-Ereignissen in Paris offenbar nicht.

          Nach dem Spiel brachten sich viele Zuschauer im Innenraum in Sicherheit. Bilderstrecke
          Nach dem Spiel brachten sich viele Zuschauer im Innenraum in Sicherheit. :

          Unter den Opfer ist auch die Couseine des französischen Fußball-Nationalspielers Lassana Diarra. Der 30 Jahre alte Profi von Olympique Marseille wandte sich am Samstagabend mit einer Botschaft via Twitter und Facebook an seine Fans und bestätigte die schreckliche Nachricht. Mit schwerem Herzen ergreife er das Wort, schrieb Diarra. Sein Cousine sei für ihn ein Bezugspunkt gewesen, eine große Schwester.

          „In diesem Klima des Terrors ist es für uns alle wichtig, die wir dieses Land mit seiner Vielfältigkeit repräsentieren, das Wort zu ergreifen und vereint zu bleiben gegen einen Horror, der weder Farbe noch Religion hat“, schrieb Diarra. „Lasst uns alle zusammen die Liebe verteidigen, den Respekt und den Frieden.“

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          Bei welchem der Anschläge am Freitag an insgesamt sechs Orten in Paris und dem Vorort Saint-Denis, wo Diarra mit der Nationalmannschaft mit 2:0 gegen Weltmeister Deutschland gewonnen hatte, seine Cousine zum Opfer der Attentäter wurde, präzisierte Diarra nicht.

          Auswahlkollege Antoine Griezman war ebenfalls persönlich betroffen von den grausamen Ereignissen, die nach letztem Stand 129 unschuldige Menschen das Leben gekostet hatte. Seine Schwester hatte aber den Musikclub Bataclan verlassen können.

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