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Schweinsteigers Tor : Eine Injektion für die Nationalmannschaft

  • -Aktualisiert am

Gut drauf: Bastian Schweinsteiger bei seinem Torsprint Bild: dpa

Schweinsteigers Schlusspointe hat den deutschen Sieg deutlich schöner aussehen lassen. Eine Vorhersage bezüglich der Leistungsfähigkeit ist indes noch nicht möglich. Mal sehen, was passiert, wenn die Dosis steigt. Ein Kommentar.

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          Von diesem Moment kann etwas ausgehen für das deutsche Team. Um das zu erkennen, musste man nur die Gesichter und Gesten nach dem 2:0 durch Bastian Schweinsteiger sehen. Da war der Torschütze selbst, ein Profi, der schon alles erlebt hat in seiner Karriere. Und trotzdem strahlte der bald 32 Jahre alte Schweinsteiger in diesem nicht nur für ihn kostbaren Augenblick ein geradezu jugendliches Glück aus. Seine Kollegen standen dem nicht nach.

          Das alles wirkte, als wäre es mehr gewesen als der befreiende Jubel über den Schlusspunkt in diesem Auftaktspiel, das sich für die Deutschen durchaus als Herausforderung gestaltet hatte. Und auch mehr als ein persönlicher Segen für Schweinsteiger nach schweren Monaten. Im besten Fall war es ein Kollektiverlebnis, das über den Tag hinaus verbindet und Energien weckt.

          Noch keine Vorhersage möglich

          Ohne diese Schlusspointe wäre der Sieg allerdings ein bisschen schmuckloser dahergekommen, bisweilen sogar ein bisschen schludrig. Wie eine Mannschaft, die auf bestem Weg ist, Europameister zu werden, wirkten die Deutschen in Lille noch nicht.

          Bild: dpa

          Natürlich, man sollte es mit den Ansprüchen nicht übertreiben in einem ersten Spiel – so ein Turnier, sagte Sami Khedira, sei ein Marathon, kein Sprint. Aber nach den Eindrücken der ersten Etappe lässt sich noch nicht verlässlich vorhersagen, ob diese Mannschaft eine solche Überzeugungskraft entwickeln kann wie die Weltmeister von 2014.

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          Ein substantieller Fortschritt gegenüber den Qualifikations-Spielen war jedenfalls nicht zu erkennen. Zu sehen war vielmehr eine Mannschaft, in der viele Räder erst noch ineinander greifen müssen. Und die, in der Viertelstunde vor der Pause beunruhigend verletzlich wirkte. Die Abwehr, vor allem außen, könnte den Bundestrainer noch ein bisschen mehr Mühe bereiten, als er sich das gewünscht haben wird.


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          Dass die Deutschen sich aus dieser heiklen Phase befreiten und sich zu einer weitgehend souveränen zweiten Hälfte aufrafften, war ein gutes Zeichen. Doch auch das Spiel nach vorne besaß noch nicht die Autorität und Schärfe, die es auf dem Weg zum erhofften Titel brauchen wird. Toni Kroos war ein über alle Zweifel erhabener Verteiler, in einzelnen Momenten auch brillant, doch was tief in der eigenen Hälfte mit klugen und präzisen Pässen begann, mündete zu selten in Zwingendes Richtung Tor.

          Womit sich eine alte Frage wieder mal neu stellt: Ob die deutsche Mannschaft auch mit einem Minimum an stürmischen Fachkräften genug Torhunger entwickeln kann. Nach dem bemühten, aber wirkungslosen Auftritt von Mario Götze wäre es eine Überlegung wert, Mario Gomez am Donnerstag gegen Polen eine Chance zu geben.



          Deutschland, so schien es am Sonntag in Lille, ist noch auf der Suche nach dem Punch. Wo der herkommen soll, wird eine der entscheidenden Fragen für die nächsten Wochen sein. Schweinsteiger jedenfalls hat, auch wenn er seine Rolle auf dem Platz erst noch wird finden müssen, einen Hinweis in eigener Sache gegeben. Schon die erste Kostprobe seiner Energie wirkte auf die Deutschen wie eine Injektion. Mal sehen, was passiert, wenn Doktor Löw die Dosis steigert.

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          Christian Kamp
          Sportredakteur.

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