https://www.faz.net/aktuell/sport/frauenfussball-wm/frauenfussball-neues-durcheinander-um-die-kapitaensbinden-18785126.html

Deutsches Frauenfußball-Team : DFB-Frauen tragen nur bei der WM keine Regenbogenfarben

  • Aktualisiert am

Regenbogen im Herzen und am Arm: Deutschlands Kapitänin Alexandra Popp Bild: dpa

Eine Dauerdebatte wie in Qatar um die Spielführerbinde in Regenbogenfarben will sich die FIFA bei der Frauen-WM ersparen. Die erste Verwirrung ist aber schon perfekt.

          2 Min.

          Nicht schwarz-rot-gold wie Spielführer Joshua Kimmich bei der Männer-Nationalmannschaft, sondern weiter in den Farben des Regenbogens: Die symbolträchtige Kapitänsbinde soll Alexandra Popp auch künftig bei Testspielen der deutschen Fußballerinnen am Arm tragen.

          Bei der Weltmeisterschaft im Sommer in Neuseeland und Australien werden sich die DFB-Frauen aber an die FIFA-Vorgaben halten – von denen der Weltverband noch nichts wissen will. Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) zieht man jedenfalls die Konsequenzen aus dem Wirbel um die One-Love-Binde bei der Männer-WM 2022 in Qatar. „Wir tragen den Regenbogen sowieso immer im Herzen und mit uns“, betonte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg.

          Im Gegensatz zu Hansi Flicks Auswahl, die zur traditionellen Kapitänsbinde zurückgekehrt ist, wollen die DFB-Frauen auch künftig die Regenbogenfarben sichtbar machen. „Ich weiß, dass die Spielerinnen die Regenbogenbinde weiter bei unseren Länderspielen tragen möchten“, sagte Voss-Tecklenburg bei einer Video-Schalte am Mittwoch zu den Länderspielen am 7. April in Sittard gegen die Niederlande und am 11. April in Nürnberg gegen Brasilien.

          „Die FIFA hat uns heute Morgen in einem Team-Workshop informiert, dass sie wünschen, dass alle teilnehmenden Nationen bei der Endrunde in Australien und Neuseeland die FIFA-Kapitänsbinde tragen“, sagte Teammanagerin Maika Fischer. „Auf Rückfrage, ob es möglich ist, eine andere Binde zu beantragen, kam aktuell die Information: nein.“ Bei der EM im vergangenen Jahr habe man bei der UEFA noch die Regenbogenbinde anmelden können. Auf die Frage von DFB-Seiten zu möglichen Strafen bei Nicht-Einhaltung habe man noch keine Information von der FIFA bekommen.

          Laut Fußball-Weltverband ist der Umgang mit der Binde für die Frauen-WM noch gar nicht festgelegt. „Die FIFA möchte zurückweisen, dass im Zusammenhang mit der Armbinde eine Entscheidung gefallen ist“, teilte der Weltverband auf dpa-Anfrage mit. „Die FIFA bemüht sich um einen fortlaufenden Dialog mit Spielerinnen und Mitgliederverbänden.“

          Man sei mit dem Mannschaftsrat so verblieben, dass man die offizielle Binde mit der Antidiskriminierungs-Kampagne dann auch tragen werde, wenn es eine strikte Vorgabe der FIFA für alle teilnehmenden 32 Teams ist, sagte Fischer und betonte: „Auch vor dem Hintergrund, dass Australien und Neuseeland ja auch LSBTIQ*-freundliche Länder sind und insofern ein Zeichen nicht so zwingend notwendig ist wie beispielsweise vergangenen Winter in Qatar.“ Die englische Abkürzung LGBTQ steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-Menschen und queere Menschen.

          „Wir alle haben einen Lernprozess durchlaufen“

          Anfang des Monats hatte Gianni Infantino, der Präsident des Fußball-Weltverbandes, eine zeitige Lösung für die Frauen-WM vom 20. Juli bis 20. August angekündigt mit den Worten: „Ich denke, wir alle haben einen Lernprozess durchlaufen.“ Voss-Tecklenburg sagte, man sei an einer gemeinschaftlichen Lösung interessiert, „wo gewisse Botschaften vielleicht auch transportiert werden können“.

          Bei der DFB-Auswahl der Männer ist die Entscheidung für die Rückkehr zu einer schwarz-rot-goldenen Kapitänsbinde laut Präsident Bernd Neuendorf auch von den Spielern forciert worden. „Wir wollen jetzt irgendwie auch ein Stück weit eine Konzentration auf den Fußball und auf den Sport“, hatte er erklärt. Neuendorf hatte sich bei der WM in Qatar im Disput mit der FIFA um die gesellschaftspolitische Symbolik der Binde nicht durchsetzen können.

          Die FIFA hatte es dem DFB und anderen Verbänden in Qatar unter Androhung von Sanktionen untersagt, die für Diversität stehende Binde zu nutzen. Das Verbot hatte während des Turniers unter anderem beim deutschen Team für viel Querelen gesorgt. Es mündete in die vor dem Anpfiff des Spiels gegen Japan von Kapitän Manuel Neuer und den anderen Spielern gezeigte Hand-vor-den-Mund-Geste.

          Weitere Themen

          Topmeldungen

          Nach dem Anschlag: Einsatzkräfte stehen vor dem zerstörten Haus der Familie Genç in Solingen.

          Brandanschlag in Solingen : Das Vermächtnis der Mevlüde Genç

          Der Brandanschlag mit fünf Toten schockierte 1993 Solingen und ganz Deutschland. Die fremdenfeindliche Tat führte politisch zu einem Umdenken und prägt das Land bis heute.
          Das, was sie zu sagen hat, passt nicht jedem in den Kram: Anne Rabe, aufgenommen bei der Begegnung mit unserer Autorin am 11. Mai auf dem Gelände des Sportforums Hohenschönhausen in Berlin.

          Schriftstellerin Anne Rabe : Wie Gewalt den Alltag der DDR prägte

          Gewaltanwendung und Gewalterfahrung sind für sie das Kontinuum ost­deutscher Mentalität: Wir treffen die Schriftstellerin Anne Rabe an dem Ort, den ihr Roman „Die Möglichkeit von Glück“ beschreibt: an der Peripherie.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.