DFB-Frauen bei EM : Auszug aus der Behaglichkeit
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Stammplatz weg: Stürmerin Anja Mittag muss an diesem Samstagabend gegen Dänemark wohl mit der Ersatzbank vorliebnehmen. Bild: SvenSimon
Kein Tor aus dem Spiel heraus: Bisher enttäuschte die Offensivabteilung der deutschen Fußballfrauen bei der EM. Das muss sich im Viertelfinale gegen Dänemark ändern.
Am Freitag sind die besten deutschen Fußballspielerinnen erstmals im Verlauf der Europameisterschaft in den Niederlanden umgezogen. Dafür wurden gleich mehrere Begleitfahrzeuge zusätzlich zum Bus beladen. Und so ging es mitsamt der Tischtennisplatte, die für manche Spielerin wie Mittelstürmerin Anja Mittag seit je für den Zeitvertreib zwischen Trainingseinheiten und Spielen unverzichtbar ist, in gut einstündiger Busfahrt für eine Nacht nach Rotterdam.
Die zweitgrößte Stadt des EM-Gastgeberlandes ist an diesem Samstagabend Schauplatz des Viertelfinals gegen Dänemark (20.45 Uhr im ZDF, auf Eurosport und im FAZ.NET-Liveticker), das im Stadion des Erstligaklubs Sparta Rotterdam ausgetragen wird. Mit ihrer Abreise ließen die Spielerinnen um Bundestrainerin Steffi Jones die Behaglichkeit des Stammquartiers im kleinen Dörfchen Sint-Michielsgestel in der Provinz Nordbrabant erst einmal hinter sich. Dort hatte das Team des Titelverteidigers in den vergangenen zwei Wochen in der beschaulichen Ruhe des Kongresszentrums „De Ruwenberg“, einem um ein im Mittelalter erbautes Schloss erbauten Hotelkomplex, an Fitness, Taktik und Treffsicherheit gearbeitet. Und selbst an den Tagen mit schönem Wetter natürlich nicht gefaulenzt.
Letzteres betonte Steffi Jones noch einmal vor dem ersten K.-o-Spiel des Turniers. „Wir liegen nicht rum, sonnen uns und haben die rosarote Sonnenbrille auf und glauben, dass alles schön ist, sondern wir analysieren die Spiele und nehmen uns dementsprechend vor, besser zu werden“, sagte die 44 Jahre alte Bundestrainerin. Sie sah den Zeitpunkt gekommen, der medialen Kritik an den Leistungen ihres Teams in den drei Vorrundenspielen entgegenzutreten.
Schlechte Chancenverwertung, keine Tempowechsel
Neben ungenügender Chancenverwertung mangelte es vor allem an der Fähigkeit zu Tempowechseln. Das deutsche Spiel lahmte. „Ich finde die Kritik einerseits angebracht, und die sprechen wir auch an. Wir müssen mehr Tore schießen, spielen mitunter zu sehr durch die Mitte, müssen mehr über außen kommen“, sagt Steffi Jones. „Gefragt nach der Kritik, muss ich aber sagen, dass es da sehr viel schwarz-weiß gibt. Das gibt meines Erachtens nicht ganz das wieder, was wir ausstrahlen: Dominanz nämlich, Präsenz, Chancen herausspielen.“
Der Punkte-Ertrag aus dem torlosen Unentschieden gegen Schweden, dem 2:1-Sieg gegen Italien und dem 2:0 gegen Russland reichte zwar, um die Vorrundengruppe B als Sieger abzuschließen. Aber bislang erzielte das seit 1993 und einer Niederlage gegen Dänemark im Spiel um Platz drei in K.-o.-Spielen bei Europameisterschaften unbesiegte Team des Gewinners der vergangenen sechs Kontinentalturniere kein Tor aus dem Spiel heraus, drei der vier Treffer fielen vom Strafstoßpunkt aus.