Umweltschutz : Formel 1 soll grüner werden
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Für eine grüne Zukunft: Die Formel 1 soll umweltfreundlicher werden Bild: dpa
Wie viel Vernunft verträgt die Formel 1? In dieser Frage, die an den Identitätsgrundfesten rüttelte, scheint ein Kompromiss gefunden zu sein. Das neue Aggregat soll den Spritverbrauch senken, die Leistung aber etwa konstant bleiben.
Es gibt umweltfreundlichere Methoden, Raum und Zeit zu überbrücken, als in einem Formel-1-Boliden über die Rennstrecken dieser Welt zu rasen. Rund siebzig Liter Benzin verbraucht so ein Acht-Zylinder-Aggregat der jetzigen Generation auf einhundert Kilometern. Im Grunde genommen passt dies nicht ins 21. Jahrhundert, und das haben auch die Verantwortlichen erkannt.
„Wir wollen in fünf oder zehn Jahren nicht wie Dinosaurier dastehen“, sagt Ross Brawn, der Teamchef von Mercedes. Zur Saison 2014 sollen deshalb Turbomotoren mit sechs Zylindern, 1,6 Litern Hubraum und Hybrid-Technologie als Antrieb dienen, nur der Weltrat des Internationalen Automobil-Verbandes (Fia) muss diesem Plan noch zustimmen.
Damit scheint ein Kompromiss gefunden zu sein in einer Frage, die an den Grundfesten der Motorsport-Identität rüttelte. Wie viel Vernunft verträgt die Formel 1? Vor allem Motorsportpuristen machten sich große Sorgen um etwas, das sie als ein einmaliges Klangerlebnis erleben: das Aufbrüllen der Motoren. „Der Sound ist ein Alleinstellungsmerkmal der Formel 1“, sagt Chefvermarkter Bernie Ecclestone. „Wir brauchen hohe Drehzahlen und einen unverwechselbaren Sound. Vielleicht anders als bisher, aber es muss fantastisch klingen.“
„Wir werden versuchen, einige Hersteller zurückzuholen“
An den Rennstrecken werden bis zu 130 Dezibel gemessen. Doch die bisherige Motorenformel gilt inzwischen seit zehn Jahren, sie wurde längst überholt von der Wirklichkeit. So zeigt etwa Audi seit einigen Jahren beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans, dass man auch mit einem Diesel schnell und erfolgreich sein kann. Das neue Aggregat in der Formel 1 soll den Spritverbrauch um immerhin dreißig Prozent senken, die Leistung hingegen in etwa konstant bleiben. Das Energie-Rückgewinnungssystem (Kers) soll künftig sogar rund 160 PS auf Knopfdruck an Leistung bereitstellen.
Einige hundert Millionen Euro wird die Entwicklung der neuen Motoren kosten, trotzdem konnten sich nach zähen Verhandlungen mit viel Konfliktpotential am Ende beinahe alle dafür begeistern. Auch die Verantwortlichen von Ferrari, die sich mit Macht gegen eine auf vier Zylinder abgerüstete Serie wehrten - Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo drohte sogar mit dem Rückzug der Scuderia.
Für die Italiener war es unvorstellbar, dass die Formel 1 einmal mit Motoren rasen sollte, die zum Beispiel auch im Mini-Cup eingesetzt werden. Für Jean Todt, den Präsidenten der Fia, hatte dieser Gedanke dagegen durchaus seinen Reiz. Der Franzose ist der Vordenker, wenn es um den so genannten „Einheitsmotor“ geht, der den Motorenherstellern vor allem dabei helfen sollte, ihre Kosten zu senken. Allerdings geht Todt nun als großer Verlierer aus diesem Machtkampf mit Ecclestone hervor.
Als großen Gewinner betrachten die Rennställe vor allem das Image ihrer Serie. Mit womöglich neuen und ungeahnten Perspektiven: „Wir werden versuchen, einige Hersteller in die Formel 1 zurückzuholen“, sagt Brawn. „Das wird uns nicht gelingen, wenn wir weiterhin an den V8-Saugmotoren festhalten. Der neue Motor ist da viel relevanter.“