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Reifenprobleme in der Formel 1 : Links mit rechts vertauscht

Ferrari-Pilot Felipe Massa fällt in Silverstone wegen eines geplatzten Hinterreifens aus: Hersteller Pirelli weist jede Schuld von sich Bild: dpa

Zwei Tage lang hat Hersteller Pirelli die Reifenschäden von Silverstone am vergangenen Formel-1-Wochenende analysiert. Das Ergebnis: Die Hinterreifen seien verkehrt herum montiert worden.

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          Es war spät am Dienstagabend, als sich die Verantwortlichen vom Reifenhersteller Pirelli zu Wort meldeten im Streit um die anfälligen Pneus. Sie schickten eine dreiseitige Erklärung in die Welt, erst auf Italienisch, dann auf Englisch, schließlich auf Deutsch. Zwei Tage hatten die Spezialisten von Pirelli die Reifenschäden von Silverstone am vergangenen Wochenende analysiert, unter Punkt eins ihrer Ergebnisse heißt es nun: „Die Hinterreifen wurden verkehrt herum montiert, das bedeutet: An den betroffenen Autos wurde der rechte Reifen plaziert, wo der linke hätte sein sollen, und umgekehrt. Die diesjährigen Slicks haben eine asymmetrische Struktur, sind daher nicht austauschbar.“ Weitere Ursachen seien ein zu niedriger Reifendruck, ein extremer Einstellwinkel beim Radsturz sowie die Randsteine in Kurve vier. Fazit: „Pirelli verweist darauf, dass die Reifengeneration 2013 bei korrekter Nutzung in keiner Weise die Sicherheit der Fahrer gefährdet.“ Sind also die Rennställe verantwortlich, weil die klugen Köpfe bei der Suche nach Geschwindigkeit an Grenzen gehen und manchmal auch darüber hinaus?

          Michael Wittershagen
          Zuständig für den Sport in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

          Die Verantwortlichen von Mercedes waren die Ersten, die sich schon beim Saisonstart in Melbourne für die ungewöhnliche Lösung entschieden und die beiden Hinterreifen seitenverkehrt montiert haben, um dadurch einen Vorteil bei der Abstimmung des Rennwagens zu erhalten. Andere Teams folgten dieser Idee. „Von Pirelli hat nie jemand einen Einwand gehabt und gesagt, dass dies für die Reifen oder die Sicherheit nicht gut ist“, sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff am Mittwoch. Das bestätigt auch Paul Hembery, der Sportchef von Pirelli und fügte hinzu: „In keiner Weise beabsichtigen wir einen Streit auszulösen oder irgendjemanden zu attackieren.“

          Das Misstrauen bleibt

          In zwei Stufen soll nun für mehr Sicherheit auf der Rennstrecke gesorgt werden. Beim Großen Preis von Deutschland an diesem Wochenende kommen neue Reifenkonstruktionen zum Einsatz. Das Stahlband in der Innenschulter der Reifen wird durch Kevlar ersetzt, auf diese Weise sollen die Gummis nicht so heiß werden. Pirelli wollte diesen Reifentyp schon zum Großen Preis von Kanada liefern, allerdings legten Lotus, Ferrari und Force India ihr Veto ein. „Manchmal braucht es dramatische Ereignisse, damit alle an einem Strang ziehen. Den Teams, die sich gegen die neuen Reifen gewehrt haben, sind jetzt die Augen aufgegangen: Man kann in dieser Sache nicht mehr opportunistisch seinen Vorteil suchen“, sagte Wolff. Zum Großen Preis von Ungarn Ende Juli will Pirelli dann vollkommen neue Reifenkonstruktionen liefern. „Es ist immer noch besorgniserregend, wir werden uns die Sache ganz genau anschauen. Aber ich bin mir sicher, dass sie die richtigen Schritte unternommen haben“, sagt Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton.

          Der Internationale Automobil-Verband (Fia) hatte zudem entschieden, dass während des Nachwuchsfahrer-Tests in Silverstone vom 17. bis 19. Juli auch Stammfahrer zum Einsatz kommen dürfen. Mercedes wird nicht dabei sein, das Team war wegen eines Privattests mit Pirelli Mitte Mai von der Veranstaltung ausgeschlossen worden. „Die Strafe wird für uns ein klein wenig größer, aber uns geht es um die Sicherheit der Fahrer. Deshalb grätschen wir da nicht hinein“, sagte Wolff. Die Fia will Beobachter nach Silverstone zu den Übungsfahrten schicken, die meisten Teams sind ohnehin da und schauen Pirelli auf die Finger. Das Misstrauen bleibt.

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