Auf Kurs: Charles Leclerc im Ferrari Bild: dpa
Der WM-Spitzenreiter fährt unter Druck die schnellste Runde und verdrängt Verstappen auf den zweiten Platz. Russell macht auf sich aufmerksam, dagegen hat Vettel früh Feierabend.
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Nerven hat er auch. Erst im vorletzten Versuch gedreht auf offener Strecke, in der Schikane verfahren. Aber dann unter Druck, auf der letzten Rille bewies Charles Leclerc, warum er zu den besten Piloten der Formel 1 gezählt wird. Es gelang ihm, den gleichen Fehler nicht ein zweites Mal zu machen, ohne vorsichtiger zu sein.
Mit Vollgas im Ferrari, am Limit hier und da, gewann er dann dank einer beeindruckenden Runde am Samstagnachmittag auf dem Circuit de Catalunya vor den Toren von Barcelona das Qualifying für den Großen Preis von Spanien vor Max Verstappen (Red Bull) und Carlos Sainz jr. im zweiten Boliden der Scuderia.
Das große Rennen geht weiter mit dem nächsten Kapitel zum Zweikampf zwischen dem Monegassen und dem Champion aus den Niederlanden. Verstappen bedauerte, nicht bis zur letzten Sekunde das Potential seines Autos ausgefahren zu haben. Das lag nicht an seiner Fahrkunst, sondern am bockigen Heckflügel. Er ließ sich auf der Jagd nach der Bestzeit von Leclerc zumindest einmal nicht flach stellen. „Wir hätten sonst die Vorgabe von Ferrari zumindest einstellen können“, behauptete Helmut Marko, Sportchef von Red Bull: „Aber die erste Startreihe ist gut. Es wird eng.“
Wer also kann die sechste Runde der Saison am Sonntag (15.00 Uhr/ im F.A.Z.-Liveticker zur Formel 1 und bei Sky) gewinnen? „Es wird auf das Reifenmanagement ankommen“, sagte Leclerc, „und darauf, am Start vorne zu bleiben.“ Das lässt sich schon aus der Statistik ablesen. Auf der Piste vor den Toren von Barcelona ist es noch wichtiger, vom ersten Startplatz zu stehen als in Monaco (am nächsten Samstag). 23 der bislang 31 Pole-Sieger kamen auch im Barcelona-Rennen seit 1991 als Erste ins Ziel (rund 74 Prozent). In Monaco liegt die Quote bei knapp 45 Prozent (30 von 67).
Die Konstellation, auch der lange Anlauf über 750 Meter aus dem Stand bis zur ersten Kurve sprechen für einen spannenden Auftakt, für einen heiklen Moment Sekunden nach der Abfahrt. Verstappen könnte im Zweifel auch abwarten, zurückziehen und einen Vollkontakt vermeiden. Denn Ferrari litt zuletzt unter einem größeren Reifenverschleiß als Red Bull. „Mal schauen“, sagte der Weltmeister und lächelte, „unser Auto scheint etwas pfleglicher mit den Reifen um zu gehen.“
Gute Laune herrschte nach dem Qualifying auch bei Mercedes. „Wir sind ein Stück vorangekommen“, berichtete Teamchef Toto Wolff zufrieden. Das sogenannte „Bouncing“, das den Silberpfeil jenseits von Tempo 250 in vertikale Schwingungen versetzt, scheint halbwegs erfolgreich bekämpft. Georg Russell schoss auf Rang vier vor und ließ sich, beflügelt vom jüngsten Fortschritt bei der Abstimmung des spektakulärsten Autos im Feld zu einer fröhlich-frechen Ansage hinreißen: „Die Saison fängt gerade für uns an.“ Das sollte weniger als Drohung, sondern eher als ein Versprechen wahrgenommen werden. „Warum sollte ich nicht um eine Platz auf dem Podium kämpfen können. Ich sehe keine Grund, dass es nicht so kommen kann.“