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Erfolg der Motorsport-Serie : Luxus verdirbt die Formel 1

Noch kreist die Formel 1 in Spa-Francorchamps, doch bald wird das anders sein. Bild: picture alliance / HOCH ZWEI

Der Boom der Formel 1 beschert dem Management die Qual der Wahl bei der Vergabe an die Rennstrecken. Das sollte es nutzen für eine Entscheidung gegen Autokraten. Sonst wird der Boom zum Boomerang.

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          Die Zeiten sind schlecht für die Romantiker unter den Formel-1-Fans. Für jene, die unweigerlich Gänsehaut verspüren, wenn sie an Eau Rouge denken, Blanchimont oder La Source, die atemraubenden Kurvenpassagen der Formel-1-Rennstrecke von Spa-Francorchamps.

          Die „Achterbahn“ in den belgischen Ardennen zählt zu den berühmtesten Pisten der Welt. Das aber zählt nichts in der modernen Formel 1. Der Große Preis von Belgien, der an diesem Sonntag (15.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Formel 1 und bei Sky) gefahren wird, hat allenfalls eine Restlaufzeit. Spätestens 2024 fällt Spa aus dem Kalender, das gilt als ausgemacht. Womöglich schon nächstes Jahr.

          Der Sport boomt – das wird den Betreibern der Rennstrecke zum Verhängnis. Die Königsklasse des Motorsports erlebt einen Höhenflug, begeistert die Menschen vor dem Fernseher und in den sozialen Netzwerken. Die Fangemeinde wächst, wird jünger und weiblicher.

          Das Geschäft brummt, und alle wollen mitmachen. An diesem Freitag verkündete nun Audi seinen Einstieg ab der Saison 2026. Ein „Wir sind wieder wer“-Gefühl umgibt Serienchef Stefano Domenicali, der sich die Hände reibt: Es gibt mehr Interessenten für die Ausrichtung eines Grand Prix als Platz im Kalender. 2023 will die Formel 1 24 Rennen austragen – so viele wie noch nie.

          Idealerweise sollen die Rennen zu gleichen Teilen in Europa, Asien und dem Rest der Welt stattfinden, an neuen und alten Schauplätzen. Der Serienchef will die richtige Balance finden. Das wird schwer. Die Geschäftsführung des amerikanischen Mehrheitsbesitzers ist auf Ertrag getrimmt.

          Einen Grand Prix auszurichten, kostet die Veranstalter im Schnitt etwa 25 Millionen Euro. Europäische Streckenbetreiber können nicht mithalten mit Staaten wie Bahrain, Saudi-Arabien und Qatar, die bereit sind, jeden Preis zu zahlen, 30, 40 Millionen Euro, um Sportswashing zu betreiben, also mit perfekt inszenierten Bildern den zweifelhaften Ruf aufzupolieren.

          Die gut klingende Idee von einer Balance zwischen den Welten gerät bei dieser Reiseroute entlang der Geldader in eine gewaltige Schieflage. Wer wie Domenicali indirekt behauptet, die Formel 1 habe inzwischen die Qual der Wahl, sollte diesen Luxus nutzen – für eine Entscheidung gegen Autokraten, die seinen Zirkus allein aus politischen Gründen einladen und fürstlich bezahlen. Sonst wird der Boom zum Boomerang.

          Sönke Sievers
          Stellvertretender Ressortleiter für Sport Online.

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