Crashtest : Formel 1 ist „Oldschool“
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Immer weniger Faszination: Die Formel 1 kriselt auch am kommenden Wochenende in Spielberg Bild: dpa
Die Formel-1-Krise erreicht Spielberg. Statt Schulterklopfern für tolle Tage an Österreichs Grand-Prix-Kurs muss Besitzer Mateschitz nun kritische Fragen ertragen.
In Spielberg drehen sie an diesem Wochenende die Zeit zurück. Nena wird ihren großen Auftritt haben und soll damit so etwas wie den musikalischen Rahmen bilden für den Großen Preis von Österreich. Ihr größter Hit liegt schon eine Weile zurück: 1983 stieg sie mit „99 Luftballons“ auf in den deutschen Pophimmel. Schöne Erinnerungen werden da wach, vor allem dann, wenn man Österreicher ist. Denn 1983 war die Welt in der Alpenrepublik noch in Ordnung - zumindest der Motorsport.
Niki Lauda fuhr für McLaren noch in der Formel 1, er war einer der großen Motorsporthelden Österreichs, stand weltweit für Heldenmut und Erfolg. Ein Jahr später sollte er zum dritten Mal Weltmeister werden. Nach ihm allerdings schaffen es nur noch fünf österreichische Fahrer in die Königsklasse des Motorspots: Gerhard Berger, Karl Wendlinger, Christian Klien, Roland Ratzenberger und Alexander Wurz. Berger kämpfte um die WM, Ratzenberger ließ sein Leben in Imola, die anderen drei blieben mehr oder weniger unauffällig.
Die Krise erreicht Spielberg
Im Gegensatz zum Fußball war der Motorsport zumeist eine blühende Landschaft. Drei Mal nahm Österreich seit den achtziger Jahren an einer Weltmeisterschaft teil, zwei Mal war die Austria bei einer Europameisterschaft dabei - und schied jedes Mal früh aus. Dabei galt das Team vor dem Turnier in Frankreich sogar als Geheimfavorit, aber davon wussten sie offenbar nicht einmal in Österreich etwas. „Es ist nicht mehr und nicht weniger als eine enorme Watsche für den österreichischen Fußball“, schrieb danach die französische Zeitung „L’Equipe“.
Und nun, eine Woche später, schreibt der „Standard“ aus Österreich. „Spielberg: Motorisierte Fadesse und stinkige Stiefel“. Was gemeint ist? Die Formel 1 auf der Hausstrecke von Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz. Noch vor zwei Jahren, bei der Rückkehr des Großen Preises von Österreich in den Grand-Prix-Kalender, wurde dieses Event gelobt, und die Zuschauer kamen zu Zehntausenden: aus der Steiermark, aus anderen Teilen Österreichs, aus Ungarn und der Schweiz, aus Deutschland und Skandinavien. Mateschitz konnte sich kaum retten vor all den Schulterklopfern und Gratulanten - aber nun schweigen er und seine Leute. Wie viele Karten für dieses Wochenende verkauft seien? Kein Kommentar!
In jedem Fall sind es zu wenig. Die Tribünen in Spielberg werden bei weitem nicht ausverkauft sein. Dabei waren die Lockangebote wirklich verlockend. Ein Fan darf in diesem Jahr die Zielflagge schwenken, ein anderer hat eine Fahrt im Safety Car gewonnen. Die österreichischen Helden aber fahren nur noch im Rahmenprogramm. Lauda und Berger steigen bei der so genannten Legends Parade wieder ins Cockpit.
Über so viel Sport-Folklore mag man schmunzeln, in den vergangenen beiden Jahren aber war die Begeisterung und Faszination von alten Männern in alten Rennwagen ähnlich groß wie während des Hauptrennens am Sonntagnachmittag. Das ist die Gegenwart dieses Sports. Allerdings nicht nur in Österreich. Der Sound dazu kommt wieder von Nena. Der Titel: „Oldschool“.