FAZ.NET-Übersteiger : Und nun kurz zur Werbung
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Der Übersteiger: die FAZ.NET-Kolumne Bild: Ulrike Frey
Die EM ist eine Werbung für den Fußball. Die lässt er sich gut bezahlen: 125 Millionen Euro geben Unternehmen für Spots und Kampagnen rund um die EM aus. Der FAZ.NET-Übersteiger bedauert, dass sie bei den Nominierungen ihrer Sportler nicht das richtige Näschen hatten.
Die EM ist, wie man so schön sagt, eine Werbung für den Fußball. Die lässt sich der Fußball gut bezahlen. 125 Millionen Euro geben Unternehmen für Spots und Kampagnen rund um die EM aus. Leider kann man nicht sagen, dass sie bei Nominierungen immer das richtige Näschen hätten.

Sportkorrespondent in München.
Etwa diese deutsche Versicherung, die mit zwei Bayern wirbt. Im Spot beschimpfen sie einander als „Baguette“ und „Spaghettiweltmeister“. Sie sprechen sich gegenseitig alle Titelchancen bei der EM ab. Beide hatten recht. Die Bayern-Stars Ribéry und Toni sind schon aus dem Turnier. Dafür begeistern zwei Bayern-Bankdrücker namens Poldi und Schweini. Hätten das die Werber geahnt.
Großes Talent-Scouting bei der Schokonusspaste
Auch der bekannte Hersteller brauner Brause, der die Schweizer Geschäfte mit den Brüdern Degen und Verteidiger Djourou ankurbeln wollte, hatte Pech. Der eine Bruder kam nicht in den Schweizer EM-Kader, der andere machte kein Spiel. Und als Djourou kurz vor Ende des letzten Spiels noch zum Einsatz kommen sollte, sagte er dem Trainer, er habe keine Lust.
Auch die Werbung eines beliebten Herstellers brauner Schoko-Nuss-Paste ist keine Stammplatzgarantie, im Gegenteil. Vor der WM 2006 hatte man vier Jungnationalspieler erwählt, die fortan allerlei Alltagsspäßchen rund um den Brotaufstrich erlebten - leider aber nicht den erhofften Aufstieg zu WM-Werbegrößen.
Testimonial Kuranyi überzeugt mit One-Touch-Football
Lauth, Kuranyi und Hinkel (von den heutigen Kollegen in Glasgow „Nutty Boy“ genannt) wurden nicht nominiert, wenigstens Friedrich erhielt eine Nebenrolle im Sommermärchen. Hinkel wurde als Werbefigur durch Jansen, Lauth durch Borowski ersetzt, womit sich die Serie der Teilzeit-Nationalspieler nahtlos fortsetzte. Kuranyi blieb - und hatte bisher einen einminütigen EM-Einsatz mit exakt einem Ballkontakt. Das nennt man One-Touch-Fußball.
Auch drei Österreicher hätten Böses ahnen müssen, als man sie als Werbefiguren anwarb. Janko, Dober und Peyer verpassten die EM, nur Ivanschitz schaffte es aus dem Nuss-Nougat-Kompetenzteam ins EM-Aufgebot. Seine Befähigung zeigte er in einem Spot, in dem er die lebenswichtigen Bausteine in dem vom Tisch fallenden Glas rettet, indem er es per Fuß stoppt und jongliert.
Hat es in Österreich Fußballerbeschädigungen durch Nutellagläser gegeben?
Am Ende erscheint der Hinweis: „Versuchen Sie NICHT, die im Werbespot gezeigten Darstellungen zu imitieren! Das Jonglieren mit einem Nutellaglas ist NICHT real! Jonglieren mit einem Nutellaglas kann zu schweren Verletzungen und Beschädigungen führen!“ Wir fragen: Hat es in Österreich vor dieser Warnung Fußballerbeschädigungen durch Nutellagläser gegeben?
Und warum wird man in Deutschland nicht vor den Folgen von Werbung gewarnt? Wir fänden etwa diesen Hinweis nützlich: „Versuchen Sie NICHT, die im Werbespot gezeigten Darstellungen zu imitieren! Das Rasieren eines Kuranyi-Bartes kann zu schweren Beschädigungen führen.“