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Doping-Skandal um Russland : Biathlon-Weltverband gibt dem Druck nach

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Für die Biathleten sollen schon zur WM im Februar schärfere Anti-Doping-Regeln in Kraft treten. Bild: AFP

Rolle rückwärts: Um die geforderten schärferen Anti-Doping-Regeln noch vor der WM durchzusetzen, beruft der Biathlon-Weltverband einen außerordentlichen Kongress ein. Noch am Vorabend hatte die IBU anderes verlauten lassen.

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          Der Biathlon-Weltverband IBU hat sich dem massiven Druck der Skijäger nun doch gebeugt und will auf einem Krisengipfel  schärfere Anti-Doping-Regeln beschließen. Der Außerordentliche Kongress wird noch vor dem Start der WM am 9. Februar stattfinden, die neuen Bestimmungen sollen dann schon bei den Titelkämpfen in Hochfilzen greifen. Das teilte die IBU am Sonntag mit. Seit Wochen fordern die Athleten schärfere Bestrafungen für Dopingsünder.

          Am Samstagabend war Frankeichs Superstar Martin Fourcade, Wortführer der Skijäger im Anti-Dopingkampf, nach einer Krisensitzung des IBU-Vorstandes noch frustriert und mit einem ironischen Kommentar an den wartenden Journalisten vorbeigestapft. Denn da hatte IBU-Präsident Anders Besseberg verkündet, dass die IBU das Verfahren gegen 22 der insgesamt 29 des Dopings beschuldigten russischen Biathleten mangels Beweisen einstellt. Von einem außerordentlichen Kongress war noch keine Rede. Aber nur auf diesem können die Regeländerungen umgesetzt werden. Wenig später vor den Journalisten sagte IBU-Generalsekretärin Nicole Resch dann, dass das schon eine Option sei. Nur wann, stand da noch nicht fest.

          Martin Fourcade hatte sogar einen Weltcup-Boykott in Betracht gezogen.
          Martin Fourcade hatte sogar einen Weltcup-Boykott in Betracht gezogen. : Bild: AFP

          Wohl auch deshalb, weil die Athleten ihrem Unmut erneut Luft machten, besann sich die IBU über Nacht eines Besseren. „Es ist vielleicht die größte Krise in unserem Sport, und die IBU muss jetzt handeln, noch vor der WM“, sagte der US-Amerikaner Lowell Bailey am Samstagabend. „Wir wollen jetzt Änderungen, die uns saubere Wettkämpfe garantieren. Und nicht erst in zwei Jahren, sondern morgen, im nächsten Rennen. Sonst verliert unser Sport seine Glaubwürdigkeit.“ Athletensprecher Ole Einar Björndalen meinte: „Ich finde es schwer, noch eineinhalb Jahre auf eine IBU-Entscheidung zu warten.“

          Der IBU-Vorstand versteht und unterstützt die Initiative der Athleten, hieß es am Sonntag in der Pressemitteilung. 170 Athleten hatten in der Vorwoche in einem Brief die Erhöhung der Dopingsperren auf acht Jahre, den Entzug von Startplätzen und die Erhöhung von Geldstrafen auf bis zu eine Millionen Euro gefordert. Der nächste ordentliche Kongress hätte erst 2018 stattgefunden - das war für die Athleten in dieser Situation nicht hinnehmbar.

          Die IBU leitete zudem ein formales Verfahren gegen den russischen Verband RBU ein. Der muss bis zum 5. Februar Stellung zu den sieben Sportlern und zu seiner Rolle im Skandal um mutmaßliches Staatsdoping beziehen. Viele fordern einen Komplettausschluss der massiv unter Dopingverdacht stehenden Russen.

          Aber die IBU scheint in der Zwickmühle zu stecken. Positive Dopingproben russischer Athleten gibt es nicht. Denn Proben von den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi sollen mit Hilfe des russischen Geheimdienstes ausgetauscht oder manipuliert worden sein. Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA und das IOC gaben die Aufarbeitung dessen an die Fachverbände ab, obwohl diese in Sotschi gar nicht für die Dopingproben zuständig waren.

          Zwar ist unzweifelhaft, dass wohl so gut wie alle russischen Proben bei den Heim-Winterspielen in Sotschi manipuliert wurden. Doch deshalb Athleten zu sperren, die dafür nicht verantwortlich gemacht werden können, will Besseberg nicht. „So etwas würde uns nicht weiterhelfen“, sagte der Norweger und verwies auf den Bob- und Skeleton-Weltverband. Der musste Sperren gegen zwei russische Skeletonis wieder aufheben.

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