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Dirk Nowitzki : Basketballstar auf Bildungsurlaub

Dirk Nowitzki stellt sich ganz in den Dienst seines Landes, seiner Kollegen und seiner Fans.

          2 Min.

          Der Basketballstar, den jeder kennt, kam sich zunächst fremd vor unter seinen Landsleuten. Dirk Mädrich oder Johannes Herber? Nie gehört. Johannes Strasser oder Gordon Geib? Sorry, keine Ahnung. Aus Übersee an die Mosel gekommen, mußte sich Dirk Nowitzki erst einmal neue Namen einprägen, nachdem er am Mittwoch zum Trainingslager der deutschen Basketball-Nationalmannschaft in Trier eingetroffen war. "Viele junge Leute habe ich das erste Mal gesehen", sagte der Profi von den Dallas Mavericks nach dem 89:48-Testspielsieg am Freitag abend gegen Estland, "aber sie haben gezeigt, daß sie mit der Nationalmannschaft eine gute Perspektive haben." So wurde die Reise nach Deutschland für den Profi aus der nordamerikanischen NBA zu einer Art Bildungsurlaub, um sich über die Zukunft des Basketballs in seiner Heimat zu unterrichten.

          Thomas Klemm
          Sportredakteur.

          Der gebürtige Würzburger war im Kreise seiner jungen Kollegen genauso entgegenkommend, wie er es in diesem Sommer gegenüber dem Deutschen Basketball-Bund (DBB) ist. Nachdem der DBB die Versicherungsbeiträge von angeblich 200000 Euro für drei Testspiele überwiesen und damit den Mavericks-Eigner Mark Cuban beruhigt hatte, stellte sich Nowitzki ganz in den Dienst seines Landes. In der Arena Trier sprang der Sechsundzwanzigjährige bei jeder Auszeit als erster von seinem Stuhl, um im Schlußviertel die vier zugleich aktiven Länderspieldebütanten Geib, Herber, Mädrich und Strasser zu motivieren, ihnen hier einen Klaps zu geben und dort in die Hand zu schlagen. "Seinen Willen, sich in der Mannschaft zu integrieren, habe ich in den zwei Tagen mehr als bestätigt gefunden", sagte Dirk Bauermann, der nach zehnjähriger Pause ein erfolgreiches Comeback als Nationaltrainer feierte. "Daß Dirk spielt, kann man nicht hoch genug anerkennen."

          Nowitzki indes gab sich von Kopf bis Fuß auf seinen 2,13 Metern bescheiden bei seinem ersten Auftritt hierzulande seit knapp einem Jahr. Die Begeisterung der 6000 Zuschauer in der Arena Trier habe ihm "gezeigt, daß ich akzeptiert werde", sagte der große Blonde mit den weißen Stiefeln. "Als ich weggegangen bin, hat sich noch keiner um den langen Deutschen geschert." Immer, wenn er nun aus Texas in seine Heimat zurückkehrt, geraten vor allem die jungen Fans aus dem Häuschen, strecken dem Star in der Halle oder am Hinterausgang Papierstücke oder Mavericks-Trikots für seine begehrte Unterschrift entgegen. "Ich versuche, den Fans so nah wie möglich zu sein", sagte Nowitzki.

          Die Annäherung an seine Mitspieler funktioniert in der Mannschaftskabine noch besser als auf dem Parkett. Wiewohl die Esten, deren Trainer Heino Enden auf vier gestandene Stars verzichtete, über vierzig Minuten selten gleichwertig waren, knirschte es noch etwas in der deutschen Offensivmaschine. Ademolu Okulaja war mit 16 Punkten bester Schütze, gefolgt von Stefano Garris und Nowitzki mit jeweils 13 Punkten. "Ich hätte gerne ein besseres Spiel gemacht", sagte der Mavericks-Star, der mit fast 25 Minuten Einsatzzeit am längsten im DBB-Team aktiv war, dem dabei aber kein "Dreier" gelang. Dafür spielten die Nationalmannschafts-Rückkehrer Denis Wucherer (10 Punkte) und Robert Garrett (11), unter Bauermanns Vorgänger Henrik Dettmann nicht wohlgelitten, oft ihre Stärken aus. Mit Blick auf den Guard von Bayer Giants Leverkusen konnte sich Nowitzki einen Seitenhieb auf Dettmann nicht verkneifen: "Wucherers Spielwitz hat mir in den letzten Jahren gefehlt."
          Trotz aller kommenden Herausforderungen - von diesem Sonntag an das Dreiländerturnier mit Italien und den Vereinigten Staaten in Köln, dem Supercup in drei Wochen in Bamberg sowie vor allem den sechs Qualifikationsspielen (8. bis 25. September) für die EM-Endrunde 2005 in Serbien und Montenegro - Nowitzkis größtes Ziel bleiben die Olympischen Spiele. Nachdem er mit dem DBB-Team diesmal die Qualifikation verpaßt hatte, zielen alle seine Planungen in Richtung Peking 2008. "Olympia muß man erlebt haben", sagt Nowitzki, der die Spiele in Athen vor dem Fernsehgerät verfolgen muß. "Es wird bitter sein, wenn wir sehen, wie die Athleten ins Stadion einlaufen." Die Bamberger Fans werden sich freuen: Sie können Dirk Nowitzki live erleben.

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