Der Fußball-Weltverband tagt : Fifa setzt Ethik-Spitze ab
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Abgesetzt: Hans-Joachim Eckert Bild: dpa
Sie sperrten Blatter und Platini. Und sind offenbar auch für Infantino zu unbequem. Die renommierten Juristen Eckert und Borbely werden als Spitze der Ethik-Kommission abgesetzt.
Der Internationale Fußball-Verband Fifa hat die Spitzen ihrer Ethikkommission, des Schweizers Cornel Borbély und des Deutschen Hans-Joachim Eckert, abgesetzt. Die Entscheidung des Rats der Fifa, die auf der Sitzung des Gremiums in Manama getroffen wurde, löst neue, heftige Zweifel am tatsächlichen Willen der Verbandsfunktionäre zu Reformen und normtreuen Verhalten aus.
Eckert, Richter der Ethikkommission, und Borbély, der als Chef-Ermittler agierte, wurden nicht wieder für ihre Posten vorgeschlagen. Damit können die beiden, die unter anderem den früheren Fifa-Präsidenten Joseph Blatter bestraft hatten, vom Kongress, der Vollversammlung des Verbandes, am Donnerstag in der Hauptstadt Bahreins nicht gewählt werden.
„Das Ende der Reformbemühungen“
Eckert und Borbély reagierten noch am Abend mit einer Stellungnahme. Die „bevorstehende, eindeutig politisch motivierte Entscheidung“ bedeute „de facto das Ende der Reformbemühungen“. Unweigerlich werde ein neuerlicher Vertrauensverlust folgen, der dem „bereits befleckten Ansehen der Fifa weiteren Schaden zufügen“ werde. Mittel- und langfristig werde die Entscheidung negativen Einfluss auf den Weltverband haben. „Für die Spitzen der Fifa haben anscheinend ihre eigenen und politische Interessen größeres Gewicht als die langfristigen Interessen der Fifa“, heißt es. „Sie nehmen es in Kauf, die Integrität der Fifa und damit die Zukunft des Spiels zu gefährden.“
Die Abberufung bedeutet auch eine erste Niederlage Reinhard Grindels im Kreis der Fifa-Funktionäre. Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes hatte vor seiner ersten Sitzung als Mitglied des Rats gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung gesagt: „Ich bin dafür und werde mich dafür einsetzen, dass Herr Eckert und Herr Borbély die Vorsitzenden der Ethikkommission bleiben. Sie haben sich um die Integrität der Fifa verdient gemacht.“ Der Rat tagte in Manama über fünf Stunden in einem Fünf-Sterne-Hotel und beschloss zudem die beabsichtigte Neuverteilung der Verteilung der WM-Startplätze ab 2026, wenn erstmals 48 Nationalmannschaften an einer Weltmeisterschaft teilnehmen sollen.
Eckert hatte der rechtsprechenden Kammer der Kommission knapp fünf Jahren vorgesessen. Borbély war seit zwei Jahren Chef der Untersuchungskammer. An ihre Stelle sollen nun die Kolumbianerin María Claudia Rojas an der Spitze der ermittelnden Kammer und der frühere Präsident des Europäischen Gerichtshofs, Vassilios Skouris aus Griechenland als Richter rücken. Die Neubesetzungen angesichts der benötigten Einarbeitungszeit würden zu „langen Verzögerungen“ in laufenden Ermittlungen und Verfahren führen, bemängelten Eckert und Borbély in ihrer Stellungnahme. Beide hatten in den vergangenen Jahren gegen über 70 Funktionäre der Fifa ermittelt. Unter ihnen war neben Blatter auch der frühere Chef der Europäischen Fußball-Union, Michel Platini. Beide wurden zu mehrjährigen Sperren verurteilt.
Intern hatte Blatters Nachfolger Gianni Infantino, der nach seiner Wahl vollmundig von neuen, transparenten Zeiten bei der Fifa gesprochen hatte, Stimmung gegen Eckert und Borbely und die Institution gemacht, der sie vorstanden. Infantino nannte sich und seine Council-Kollegen „Geiseln“ der Kontrollgremien, bestreitet aber, den Ausdruck in einer Sitzung verwendet zu haben.