„Die Deutschen merkten nichts“
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„Mit dem Weltrekordhalter Alfred Nakache schwamm ich in Auschwitz einige Male heimlich in einem Löschwasserbecken“: Noah Klieger Bild: EPA
Fünf Jahre nachdem er das einzige Barfuß-Tor der WM-Geschichte sah, überlebt Noah Klieger in Auschwitz dank seines Bauchgefühls. Bis zu seinem Tod vergaß er nichts „aus der Zeit, die nicht mehr existiert“.
Ein Gespräch mit Noah Klieger war eine Reise durch ein ganzes Jahrhundert. 1926 in Straßburg geboren, kam er mit 16 Jahren, in Belgien als Mitglied einer zionistischen Untergrundgruppe von der Gestapo verhaftet, nach Auschwitz. Er überlebte das Vernichtungslager auf abenteuerliche Weise – und sah mehr als sechzig Jahren seine Mission darin, in aller Welt vor jungen Menschen von dem Unvorstellbaren zu erzählen. Seit 1957 schrieb er für Israels größte Zeitung „Jediot Ahronot“ über Politik und Sport. „Ich hatte ein unerhörtes Leben, ohne Zweifel“, sagte Klieger, der im Dezember 2018 verstarb. „Wenn ich noch einmal leben sollte, würde ich dasselbe tun. Aber ohne Auschwitz. Das hätte ich mir gespart.“ Sein Beitrag zur Serie „Denk ich an Sport“ wurde aufgezeichnet von F.A.Z.-Sportredakteur Christian Eichler.
Der Sport war meine Rettung. Und zwar ein Sport, den ich gar nicht konnte. Das Boxen. Als ich mit 16 Jahren im Januar 1943 nach Auschwitz kam, gehörte ich zu denen, die von Josef Mengele und zwei anderen SS-Offizieren nicht sofort in die Gaskammer geschickt wurden. Ich gehörte zu dem Drittel der Angekommenen, das die erste Selektion überlebte, an der Rampe in Birkenau. Zu denen, die in die Nebenlager von Auschwitz geschickt wurden, um sich dort zu Tode zu arbeiten. Man brauchte sie nicht lange, es kamen ja immer neue, frische, kräftigere.
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