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Emotionen bei Australian Open : Die Last fällt von Novak Djokovic ab

  • -Aktualisiert am

Mit Tränen in den Augen: Novak Djokovic nach dem Finale der Australian Open Bild: AP

Novak Djokovic gewinnt das Finale bei den Australian Open gegen Stefanos Tsitsipas in drei Sätzen. Auf den Gewinn des Titels folgt ein emotionaler Zusammenbruch des Serben.

          3 Min.

          Noch mit dem Schläger in der linken Hand ging Novak Djokovic in Richtung seines Teams und seiner Familie. Wenige Meter vor der Tribüne blieb er stehen und schrie seine Freude heraus. Dann stieg er das Podest empor, um zu seinen Liebsten zu gelangen. Ein halbes Dutzend Teammitglieder, angeführt von Trainer Goran Ivanisevic, herzte den Serben. Wieder wendete sich Djokovic ab, um alle Anspannung herauszuschreien.

          Erst als er nach links in die Arme seines jüngeren Bruder Marko fiel, veränderte sich seine Stimmung. Umarmt von seiner Mutter sank Djokovic in die Knie und ließ sich mitten auf der Tribüne auf den Rücken fallen. Der Sieger der Australian Open weinte bitterlich, man hörte ihn laut schluchzen. Fast eine Minute dauerte es, ehe er sich wieder beruhigte.

          Die knapp 15.000 Zuschauer in der Rod-Laver-Arena von Melbourne waren nach dem 6:3, 7:6 und 7:6 gegen den Griechen Stefanos Tsitsipas Zeugen von Sportgeschichte geworden. Djokovics zehnter Australian-Open-Titel war sein 22. Grand-Slam-Titel insgesamt, womit er im Zweikampf mit Rekordhalter Rafael Nadal gleichzog.

          Gleichzeitig erlebten sie einen der größten emotionalen Zusammenbrüche im Tennis der jüngeren Vergangenheit. Die Intensität der Emotionen erinnerte an den ehemaligen Basketballstar Michael Jordan, der nach seinem vierten NBA-Titel 1996 schluchzend in der Umkleide lag. Es war Jordans erste Meisterschaft, nachdem sein Vater 1993 ermordet worden war.

          Ganz so dramatisch war die Situation bei Djokovic zum Glück nicht, aber gut zwei Stunden nach seinem Erfolg machte er deutlich, welche Lasten durch den Sieg von ihm abgefallen waren. „Bis zu dem Moment des Kollapses habe ich mir nicht erlaubt, mich von Dingen außerhalb der Courts ablenken zu lassen. Der Umgang mit der Verletzung und den Dingen, die außerhalb des Tennis passiert sind, hätten ganz leicht zur Zerstörung meines Fokus und meines Spiels führen können.“

          Skandal um Djokovics Vater

          Novak Djokovic hatte zunächst mit der Ungewissheit umgehen müssen, wie ihn die australischen Tennisfans ein Jahr nach der Saga um seine verweigerte Einreise wegen fehlender Corona-Impfung empfangen würden. Er rechtfertigte sich nach Zweifeln an der Schwere seiner Oberschenkelverletzung medial, obwohl er nach eigenen Angaben „nicht einmal“ habe trainieren können an den spielfreien Tagen.

          Dann folgte der Skandal, den Djokovics Vater ausgelöst hatte, als er nach dem Viertelfinalerfolg seines Sohnes mit prorussischen Aktivisten für ein Video posiert hatte. „Es hat enorme mentale Energie benötigt, um in der Gegenwart und fokussiert zu bleiben“, sagte Djokovic.

          Wie gut ihm das trotz allem gelang, bekam am Sonntag Tsitsipas zu spüren. Er bekam von Djokovic wenige Chancen geboten und agierte dann auch noch schlicht zu passiv. Im zweiten Satz beim Stand von 5:4 und 40:30 verpasste er es bei seinem einzigen Satzball, auf den zweiten Aufschlag von Djokovic mit nur 128 Stundenkilometern aggressiver zu antworten.

          Im Tiebreak konnte der Grieche kein Kapital aus einer kleinen Schwächephase sowie einem Doppelfehler des Serben schlagen. Nach einem ausgeglichenen dritten Satz wiederum zog Djokovic in einem abermaligen Tiebreak innerhalb weniger Augenblicke auf 5:0 davon. Tsitsipas präsentierte sich nicht nur auf dem Platz zu brav: „Er pusht dich an deine Grenzen: Ich sehe das nicht als Fluch. Dass wir alle unseren Hintern versohlt bekommen, ist sicher eine gute Lektion“, sagte er.

          Djokovic (35) und Nadal (36) haben nun 16 der vergangenen 19 Grand Slams gewonnen. In Melbourne, Paris und Wimbledon hat immer noch kein Spieler bei den Männern triumphiert, der nach 1987 geboren wurde. Die große Frage bleibt, wie die beiden Granden dieses Sports in einem für Spitzensportler weit fortgeschrittenen Alter immer noch in der Lage sind, zehn Jahre jüngere Gegner nicht nur spielerisch sondern auch physisch zu übertrumpfen.

          Der Russe Daniil Medwedew bleibt der einzige Akteur der nachfolgenden Generation, der einen der beiden bei einem Grand-Slam-Finale besiegen konnte. 2021 vermasselte der Russe Djokovic in New York den Gewinn aller vier Titel innerhalb einer Saison. „Die großen Titel bleiben die größte Motivation“, sagte Djokovic, der sich allerdings nicht mit anderen vergleichen will. Im Jahr 2023 verhindern bislang noch die gesundheitlichen Vorschriften in den USA eine mögliche komplette Dominanz Djokovics.

          Für gegen das Coronavirus ungeimpfte Personen gilt in den USA weiterhin ein Einreiseverbot. „Ich hoffe aber in den nächsten Wochen auf gute Neuigkeiten“, erklärte Djokovic. Zunächst meinte er damit die Teilnahme an den Mastersturnieren in Indian Wells und Miami im März.

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