
Der Fall Lübcke : Erst am Anfang der Aufklärung
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Anklage steht bevor: Noch sind viele Fragen zum Mordfall Lübcke unbeantwortet. Bild: AFP
Einige befürchten schon jetzt eine neue Serie rechtsextremer Gewalt. Dennoch wäre es falsch, aus der Wendung des Falles Lübcke voreilig Schlüsse zu ziehen. Anlass zur Sorge besteht gleichwohl.
Sollte sich bestätigen, dass der Mord an Walter Lübcke tatsächlich die Tat eines Rechtsextremisten war, kann man sich vorstellen, welche Diskussion nun aufkommen wird. Einige befürchten schon jetzt eine neue Serie rechtsextremer Gewalt. Womöglich ist die Befürchtung angesichts der Erfahrungen mit dem NSU nicht einmal ganz unbegründet. Dennoch wäre es falsch, nun voreilig Schlüsse zu ziehen. Denn bekannt ist über den Verdächtigen bislang zu wenig, als dass daraus abgeleitet werden könnte, man habe es mit einer neuen Dimension rechtsextremen Terrors zu tun.
Anlass zur Sorge gibt die Wendung des Falles dennoch. Denn anders als die Ermittler anfangs vermuteten, war es offenbar kein persönliches Motiv, das zum Tod des CDU-Politikers geführt hat. Täter und Opfer kannten einander nach allem, was bisher bekannt ist, nicht. Dafür, da sind sich die Ermittler inzwischen sicher, wurde die Tat mit großer Präzision geplant und ausgeführt. Es war letztlich eine DNA-Spur, die den Verdächtigen in den Fokus rückte – das Ergebnis gelungener kriminalwissenschaftlicher Arbeit.
Viele Fragen ungeklärt
Aufgeklärt ist der Fall damit noch lange nicht. Zum einen muss abgewartet werden, ob auch die juristische Bewertung der polizeilichen Ermittlungsarbeit folgt. Dass Haftbefehl gegen den Verdächtigen erlassen wurde, war nur ein erster Schritt. Zum anderen werden die Ermittlungen intensiv fortgeführt. Das muss in Ruhe geschehen.
Noch sind viele Fragen ungeklärt. Unter anderem die, ob der Täter allein handelte oder Komplizen hatte. Und ob er überhaupt aus rechtsextremistischem Motiv handelte oder bloß früher in der Szene aktiv war. Und nicht zuletzt: welche Rolle die Morddrohungen gegen Walter Lübcke wegen seiner Haltung zur Flüchtlingspolitik spielten.