Zehn Jahre nach Beginn der Ausschreibungen : Die Deutsche Bahn verteidigt zäh ihren Spitzenplatz
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Auch weiterhin unter Regie der Deutschen Bahn: Die S-Bahn im Rhein-Main-Gebiet, hier in Frankfurt. Bild: Eilmes, Wolfgang
Auch ein Jahrzehnt nach Beginn der Ausschreibungen im Eisenbahnverkehr in Hessen fährt auf den meisten Strecken die Deutsche Bahn.
Es war der erste Rückschlag seit langem. Mit einer Tochtergesellschaft hatte sich die Hessische Landesbahn GmbH um den Betrieb des S-Bahn-Verkehrs im Ballungsraum Frankfurt beworben - doch der Zuschlag ging im Herbst an den bisherigen Betreiber, die Deutsche Bahn. Dabei hatte es der Rhein-Main-Verkehrsverbund bei seiner Ausschreibung den Konkurrenten der DB sogar leichtgemacht. Man musste sich nicht gleich um den Betrieb aller neun Linien bewerben. Eines der drei Lose umfasste sogar nur eine einzige Verbindung, die S2. Aber die Manager der Deutschen Bahn kalkulierten durchweg knapper als die Herausforderer. Diesen prestigeträchtigen Auftrag wollte sich der Staatskonzern keinesfalls entgehen lassen.

Stellvertretender Ressortleiter des Regionalteils der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und verantwortlicher Redakteur des Wirtschaftsmagazins Metropol.
Doch immerhin: In dem Wettbewerb mit dem einstigen Beinahe-Monopolisten Deutsche Bahn hat die weitaus kleinere Hessischen Landesbahn im zurückliegenden Jahrzehnt kräftig dazugewonnen. Kam die DB einst beim Regionalverkehr im Gebiet des Rhein-Main-Verkehrsverbunds auf einen Marktanteil von nahezu 100 Prozent, so sind es auch nach dem Wiedergewinn des S-Bahn-Betriebs nur noch 76 Prozent, und unter den Herausforderern ist die Landesbahn mit ihren Beteiligungsgesellschaften führend. Zuletzt kamen im Dezember die Verbindungen von Limburg nach Gießen und von dort weiter nach Fulda hinzu. Das dritte Eisenbahnunternehmen im Verbundgebiet ist die Vias GmbH, die die Odenwaldbahn betreibt und rechtsrheinisch von Frankfurt bis Neuwied fährt.
Die Fahrgasteinnahmen reichen nicht aus, um die Kosten des regionalen Eisenbahnverkehrs zu decken
Der Wettbewerb im regionalen Eisenbahnverkehr ist nicht leicht zu erklären. Die Strecken, also Gleise, Signale und auch die Bahnhöfe, gehören in den allermeisten Fällen der Deutschen Bahn; lediglich wenige periphere Verbindung wie die von Frankfurt-Höchst nach Königstein sind in anderem Eigentum, in diesem Fall dem der Landesbahn. Den Verkehr auf den Eisenbahnstrecken schreiben jedoch die drei Verkehrsverbünde, die Hessen unter sich aufgeteilt haben, nach und nach aus. Gewinnt ein Konkurrent der DB, fährt dieser fortan zwar mit eigenen Zügen auf einer bestimmten Strecke - aber zwangsläufig auf den Gleisen des Staatskonzerns, der dafür Gebühren kassiert. Die Deutsche Bahn ist also so oder so immer dabei.
Das gilt auch für den Staat. Die Fahrgasteinnahmen reichen nicht aus, um die Kosten des regionalen Eisenbahnverkehrs zu decken. Sie fließen außerdem in einem komplizierten Geflecht direkt an die Verbünde, die zudem zusätzlich vom Land weitergeleitete Bundesmittel in Millionenhöhe erhalten. In Südhessen kommt damit dem RMV eine Schlüsselrolle zu: Seine Manager entscheiden, mit welchen Zügen wann und wie oft wo gefahren wird. Der „Kunde“ des einzelnen Eisenbahnunternehmens ist nicht so sehr der Fahrgast als vielmehr eben der Verbund. Den mit ihm abgeschlossenen Vertrag, der auch Vorgaben zur Pünktlichkeit und zur Reinigung der Züge enthalten kann, muss er über Jahre erfüllen.