https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/wirtschaft/vollbeschaeftigung-geringe-arbeitslosenquote-in-hessen-15812589.html

Nahe an der Vollbeschäftigung : Hessen hat geringe Arbeitslosenquote

Die Arbeitslosenquote in Hessen sinkt – der Fachkräftemängel intensiviert sich: Eine Chance für Langzeitarbeitslose? Bild: Picture-Alliance

Die Arbeitslosenquote in hessischen Landkreisen sinkt an immer mehr Orten unter vier Prozent. Das klingt gut, bringt jedoch auch wirtschaftliche Probleme mit sich.

          1 Min.

          Was vor dreizehn Jahren noch undenkbar schien, ist nun offenbar Wirklichkeit geworden – und womöglich bald ein Problem: Erstmals liegen die Arbeitslosenquoten in 14 der 26 hessischen Landkreise und kreisfreien Städte unter vier Prozent. Vor zwölf Monaten waren es nur acht gewesen. Landesweit waren im September 148 300 Menschen arbeitslos gemeldet, das entspricht einer Quote von 4,4 Prozent aller Erwerbstätigen.

          Falk Heunemann
          Wirtschaftsredakteur in der Rhein-Main-Zeitung.

          2005 waren es noch knapp zehn Prozent. Die Marke von vier Prozent hat einen gewissen Symbolwert, da viele Ökonomen dann von Vollbeschäftigung sprechen – wobei einige Volkswirtschaftler sie auch erst bei drei Prozent erreicht sehen, andere wiederum schon bei fünf Prozent. Bei Vollbeschäftigung hat nahezu die gesamte erwerbsfähige Bevölkerung eine Stelle. Null Prozent zu erreichen gilt als unmöglich, da es stets Menschen gibt, bei denen der Übergang von einem alten zum neuen Job nicht nahtlos erfolgt, oder weil es zu Schwankungen wegen saisonaler Beschäftigungen kommt, etwa im Bau, in der Landwirtschaft und im Gastgewerbe.

          Eine Vollbeschäftigung führt jedoch teilweise dazu, dass es Firmen immer schlechter gelingt, freie Stellen mit qualifiziertem Personal zu besetzen. Aufträge können dann nicht oder erst später bearbeitet werden. Allerdings ist diese Gefahr für die gesamte Wirtschaft noch vergleichsweise gering: Die Unterbeschäftigtenquote ist zwar so tief wie noch nie, aber mit 6,2 Prozent noch deutlich über der Vier-Prozent-Marke. Als „unterbeschäftigt“ gelten aktuell 212.300 Hessen. Dazu zählen neben den Arbeitslosen auch jene, die gerade eine Weiterbildung oder ein Jobtraining machen, sowie Personen, die sich krankgemeldet haben.

          Chance für Langzeit-Arbeitslose?

          Bei der hessischen Arbeitsagentur sind derzeit 58 900 offene Stellen gemeldet Diese Zahl gebe den Bewerbermangel aber unzureichend wieder, sagte gestern Dirk Pollert, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände. „Mehr als die Hälfte der offenen Stellen werden über Internet- und Zeitungsannoncen oder persönliche Kontakte besetzt.“

          Tatsächlich könnten 120.000 Arbeitsplätze in Hessen derzeit nicht besetzt werden. Pollert rief Langzeitarbeitslose dazu auf, „jetzt die Gelegenheit beim Schopfe zu packen“ und sich stärker anzustrengen, eine Beschäftigung zu finden. Der Deutsche Gewerkschaftsbund nutzte die aktuelle Statistik, um die sogenannte sachgrundlose Befristung von Arbeitsverträgen zu kritisieren und ihre Abschaffung zu fordern – wobei diese am stärksten im öffentlichen Dienst und im Hochschulsektor anzutreffen ist.

          Weitere Themen

          Topmeldungen

          Ukrainische Soldaten feuern auf russische Stellungen.

          Ukraine-Liveblog : Kiew gibt Einblick in Verluste der Streitkräfte

          Putin gibt erstmals mögliche „negative“ Folgen von Sanktionen zu +++ London: Ukraine drängt „Wagner“-Gruppe von Nachschubstrecke bei Bachmut zurück +++ Selenskyj lädt Xi zu Ukraine-Besuch ein +++ alle Entwicklungen im Liveblog
          Weltberühmt: das Flatiron Building in New York

          Verkauf doch noch geplatzt : Krimi um New Yorks Flatiron Building

          Am Ende der spektakulären Auktion hatte der Käufer des Flatiron Buildings noch vor Glück geweint – doch nun leistete er eine erste Anzahlung nicht fristgerecht. Den Immobilien-Entwickler Jeff Gural dürfte das freuen.
          König Charles III. und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier beim feierlichen Empfang vorm Brandenburger Tor 10:01

          F.A.Z. Frühdenker : Charles spricht als erster Monarch im Bundestag

          König Charles III. hält eine Rede im Bundestag, die Zahl der minderjährigen Straftäter in Deutschland ist gestiegen und bei den Immobilienpreisen vergrößert sich die Kluft zwischen Stadt und Land. Der F.A.Z. Newsletter.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.