Sparda-Bank Hessen : Verzicht auf Negativzinsen zahlt sich aus
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Bild: Helmut Fricke
Die Sparda-Bank hat das zweitbeste Jahr ihrer Geschichte hinter sich. Dabei hat sie auf manches verzichtet.
Zahlen, Zahlen, Zahlen: Manchmal sind Bilanzpressekonferenzen eine dröge Angelegenheit, denn meistens geht es vor allem um Bilanzgewinne, Zinssätze, Baufinanzierungen und Kundeneinlagen. Die Sparda-Bank hat am Donnerstag die Sache umgedreht – und präsentierte als erstes neue Produkte, sprach über Digitalisierung und Nachhaltigkeit – und erst dann über Zahlen.
Das ist für die Genossenschaftsbank nicht untypisch, denn sie macht so manches Mal Dinge ein wenig anders als die anderen. Beispielsweise ist das Haus laut Vorstandschef Markus Müller die letzte Sparda-Bank Deutschlands, die noch ein kostenloses Girokonto anbietet. Und auch gegen Verwahrentgelte, die zahlreiche Kreditinstitute wegen der negativen Zinsen in den vergangenen Jahren sukzessive erhoben haben, sperrten sie sich lange in Frankfurt. „Noch ein Jahr hätten wir nicht durchgehalten“, räumt Müller ein, doch inzwischen hat die EZB die Leitzinsen ja deutlich erhöht. Immerhin haben diese Maßnahmen dem Haus zuletzt zahlreiche Kunden eingebracht, allein im vergangenen Jahr haben mehr als 11 000 Neukunden fast 18 000 Girokonten bei der Bank eröffnet.
Portfolio verändert sich
In Sachen Nachhaltigkeit hat die Bank ihr Ziel, bis zum Jahr 2045 kein Kohlendioxid mehr zu emittieren, auf 2040 vorverlegt, nachdem die Bemühungen im vergangenen Jahr verstärkt wurden: Der Papierverbrauch wurde binnen zwölf Monaten um ein Drittel gesenkt, der Fuhrpark sukzessive auf alternative Antriebe umgestellt, die Büros werden weniger beheizt, wenngleich das laut Vorstandsmitglied Rüdiger Orth dafür gesorgt hat, dass er manch einem Mitarbeiter Lesedecken – also Decken mit Ärmeln – ausgeben musste.
Gleichzeitig stellt die Bank auch bei der eigenen Geldanlage auf Nachhaltigkeit um, 97,2 Prozent ihrer Anlagen entsprechen den Kriterien.
Ganz so weit sind die Kunden auf diesem Feld noch nicht, doch 2022 waren immerhin rund die Hälfte aller Wertpapieranlagen nachhaltig, insgesamt hat die Sparda hier nun die Marke von einem Drittel überschritten. In Summe jedoch gingen die Investitionen in Fonds im Vergleich zum Rekordjahr 2021 deutlich zurück, von 202 auf 106 Millionen Euro. Angesichts der schwierigen Lage am Aktienmarkt sei dieser Wert, der immerhin der zweithöchste der Geschichte des Hauses ist, sehr zufriedenstellend, sagte Müller.
Es sei ein herausforderndes Jahr gewesen, sagte der Vorstandsvorsitzende und nannte die Folgen der Corona-Pandemie, die anhaltend hohe Inflation und vor allem den Krieg in der Ukraine als Ursachen für die schwierige Marktlage. Und dann ging es doch noch um viele Zahlen. So gab die Bank vor allem im ersten Halbjahr, als die Zinsen noch niedrig waren, mehr Kredite aus, vor allem Baufinanzierungen: Insgesamt wuchs der Kreditbestand von 3,11 auf 3,17 Milliarden Euro – dahinter stecken fast 3400 Wohnbaufinanzierungen.
Die höhere Bilanzsumme ist laut Müller vor allem auf das Wachstum bei den Kundeneinlagen zurückzuführen, die um 7,5 Prozent auf neun Milliarden Euro kletterten. Noch hat die Sparda- Bank keine Zinsen auf Tagesgeld ausgerufen, „wir beobachten den Markt“, so Müller, der sich im laufenden Jahr besonders auf den Spatenstich für den neuen Sparda-Tower freut. Dieser entsteht im Frankfurter Europaviertel und soll 2025 fertig sein. Vom 34. Stockwerk werde man eine gute Aussicht auf Frankfurt haben, sagte er.