40 Mitarbeiter betroffen : Seit 1351 bestehende Kilianstädter Mühle wird geschlossen
- -Aktualisiert am
Traditionshaus: Die Kilianstädter Mühle steht vor dem Aus Bild: Rüchel, Dieter
Seit 1351 besteht die Kilianstädter Mühle in Schöneck unweit von Frankfurt. Nun sind die Tage des Traditionsbetriebs gezählt. Nach dem Verkauf durch die Familie will der neue Eigentümer die Mühle schließen.
Nur wenige Monate nach dem Kauf wollen die neuen Eigentümer die Thylmann-Getreidemühle schließen. Der Betrieb im Schönecker Ortsteil Kilianstädten soll Anfang des nächsten Jahres eingestellt werden. Betroffen von der Schließung sind rund 40 Mitarbeiter.
Vor anderthalb Jahren hatte die Geschäftsführung erhebliche finanzielle Belastungen durch die Neuordnung der Netzentgelte beklagt. Sie hatte die Mehrkosten auf gut 40.000 Euro im Jahr taxiert, und das in einem ohnehin margenschwachen Geschäft.
Die Nachricht habe insbesondere bei den Landwirten Betroffenheit ausgelöst, sagte der CDU-Landtagsabgeordnete Max Schad. Die Bauern müssten nun längere und teurere Anfahrtswege in Kauf nehmen, um ihr Getreide zu Mehl weiterverarbeiten zu lassen. Das bedeute eine weitere finanzielle Belastung.
Schließung zum Januar
Mit der Schließung der Thylmann-Mühle gehe ein Stück Schönecker Geschichte zu Ende. Der Regionalbauernverband Wetterau-Frankfurt bezeichnet die Schließung als einen schweren Schlag für die regionalen Getreidebauern. Jeder führe die „regionale Produktion“ auf den Lippen, aber gehandelt werde anders.
Im September wurde der Familienbetrieb H. Thylmann GmbH & Co KG Kilianstädtermühle von der Bindewald und Gutting Verwaltungsgesellschaft gekauft. Diese betreibt Mühlen in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz. Nach Berichten in der örtlichen Presse wurde zunächst die Verarbeitung von Roggen eingestellt, jetzt gab die Gesellschaft wegen struktureller Veränderungen des Marktes die Schließungspläne für Januar 2020 bekannt.
Heimische Bauern liefern Getreide
Bisher wurden rund 80.000 Tonnen Getreide pro Jahr verarbeitet. Der überwiegende Teil stammt aus der Wetterau und kam zu 70 Prozent direkt von den Landwirten. Die restlichen 30 Prozent stammen von Landhändlern. Die Mühle ist auch historisch tief in der Region verankert. Im Jahr 1351 wurde die Mühle, die vor allem Roggen und Weizen verarbeitete, von dem Münzenberger Burgherrn Graf Philipp von Falkenstein an den Vogt des Wetterauer Landes und Regenten von Hanau, Gottfried von Stockheim, als Lehen gegeben.
Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts formte laut Firmenchronik der Namensgeber Heinrich Thylmann die Landmühle zu einem Industriebetrieb um und sorgte für den Bau eines Gleisanschlusses. Im Jahr 1982 erwarb die Mühle Anteile der Firma Jung & Schmitt, eines Großhändlers für Bäckereien, Konditoreien und Eisdielen.