Rohstoffpreise : Kerzenhersteller fürchten Engpaß vor Weihnachten
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Mangelware: Rohstoffe werden teurer, und das gilt auch für Paraffin. Hersteller fürchten deswegen, dass es zu Weihnachten zu einem Kerzen-Angpass kommt. Bild: DIETER RÜCHEL
Vor Weihnachten könnten Kerzen knapp werden. Das zumindest befürchten zumindest die Hersteller, und sie verweisen auf die weltweit gestiegenen Rohstoffpreise. So wird es schwieriger, genug Paraffin für die Kerzen-Hochsaison zu bekommen.
Der weltweite Anstieg der Rohstoffpreise zeitigt womöglich ungeahnte Folgen: Vor Weihnachten könnten Kerzen knapp werden. Eine Andeutung des Messe-Geschäftsführers Michael Peters am Dienstag wird vom Verband deutscher Kerzenhersteller bestätigt: Zum ersten Mal könne die Branche nicht mit Sicherheit sagen, ob sie in der Hochsaison genügend Paraffin für die Produktion zur Verfügung habe.
Und dann? „Dann werden wir zusperren – so hart das klingt“, sagt Hans Kopschitz, Vorstandssprecher des in Frankfurt ansässigen Verbands, der selbst bei Passau eine Kerzenfabrik betreibt.
Abfallprodukt der Ölherstellung
Lange her sind die Zeiten, als Paraffin, der wichtigste Rohstoff für die Herstellung einer Kerze, als Abfallprodukt bei der Verarbeitung von Rohöl die Märkte überschwemmte. Steigende Ölpreise lassen es als rentabel erscheinen, auch solche Abfallprodukte noch einmal aufzuarbeiten, einige auf Schmieröl spezialisierte Raffinerien, bei denen viel Paraffin anfiel, wurden geschlossen, weil moderne Motoren weniger Schmieröl benötigen, wie Kopschitz erläutert. So werde alles in allem immer weniger Paraffin angeboten.
Preis für Rohstoff verdoppelt
Die Folge: Von 2005 bis 2007 verdoppelte sich der Preis. Seit Jahresbeginn stieg er weiter um ein Viertel. Ausweichen auf Brennstoffe pflanzlicher Herkunft hilft auch nicht: Seit aus pflanzlichem Öl ebenfalls Kraftstoffe produziert werden, haben sich die Preise an die des Öls aus der Tiefe angeglichen.
„Die größten Player haben äußerste Ertragssorgen“, sagt Kopschitz und verweist auf die Schwierigkeiten von Eika in Fulda. Das 1824 gegründete Unternehmen, nach eigenen Angaben der größte Kerzenhersteller Deutschlands, hatte im Januar Insolvenz angemeldet, es wurde in letzter Minute von einem Finanzinvestor gerettet.
Konkurrenz aus China und Polen
Höhere Einkaufspreise ließen sich durch höhere Verkaufspreise ausgleichen. Doch sind Kopschitz zufolge die großen Abnehmer – allein Ikea verkaufe jede fünfte Kerze in Deutschland – nicht bereit, die Preissteigerungen voll an die Kunden weiterzugeben.
Nicht leichter wird es für die mittelständisch geprägten Industrie in Deutschland durch die Konkurrenz aus China und Polen, die zwar auch mit höheren Paraffinpreisen kämpft, aber mit niedrigeren Lohnkosten punkten kann. Im vergangenen Jahr übertraf die Kerzeneinfuhr nach Deutschland erstmals die heimische Produktion.
Kampf um jede Fuhre
Unterdessen kämpft Kopschitz in seiner Fabrik weitder um jede Fuhre. Drei Lastwagen mit flüssigem Paraffin brauche er jede Woche, sagt er, zwei bekomme er ohne weiteres, aber um die dritte müsse er richtig kämpfen. Und dabei ist Weihnachten noch fast sechs Monate hin.