Online-Handel und Corona-Krise : Schuhhändler retten sich ins Netz
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Profiteur: Dominik Benners Plattform Schuhe24 legt zu. Bild: Michael Kretzer
Viele Schuhhändler mussten zur Eindämmung der Corona-Pandemie ihre Läden schließen. Im Online-Handel finden viele eine neue, ertragreiche Plattform.
Dem Online-Handel bringt die Corona-Krise mit ihren Geschäftsschließungen neue Aufmerksamkeit. Und das nicht nur auf der Kundenseite, sondern auch bei der Zahl der Anbieter. So sind beispielsweise Dutzende Besitzer von Schuhläden auf den Internetverkauf ausgewichen, nachdem sie zur Vorbeugung der Epidemie ihre Läden schließen mussten. Seit Mitte März hätten sich bereits 150 Händler neu auf dem Verkaufsportal „Schuhe24“ angemeldet, sagt der Hofheimer Unternehmer Dominik Benner, Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter der Onlineplattform, zu der auch Ableger für Taschen, Mode und Sportbekleidung gehören. Wer dort einkauft, wird nicht von einem großen Versandhaus beliefert, sondern von einem Einzelhandelsgeschäft in der Nähe. Benner, der in der Rhein-Main-Region selbst acht Schuhläden betreibt, will so eine Möglichkeit anbieten, damit Kunden online, aber gleichzeitig lokal kaufen können.
Das funktionierte vor der Krise schon gut, aber zuletzt schnellte der Umsatz um 34 Prozent in die Höhe, das Unternehmen musste weitere Mitarbeiter einstellen, um interessierte Geschäfte möglichst schnell auf die Plattform zu bringen. Das, sagt Benner, funktioniere binnen weniger Tage und sei für die Unternehmen erst einmal völlig kostenlos. Erst wenn ein Ladenbesitzer wirklich etwas verkauft, muss er Prozente an den Hofheimer Anbieter abgeben. „Auch ältere Händler haben sich plötzlich für das Online-Geschäft interessiert“, so Benner, der mit seinen Portalen rund 2000 Händler versammelt hat, die jährlich etwa 100 Millionen Umsatz machen. Zum Vergleich: Der Online-Händler Zalando brachte es im letzten Quartal 2019 auf rund 1,9 Milliarden Umsatz.
Umsatzrückgänge nicht mehr zu verkraften
Doch so gut die Online-Alternative den Geschäften auch tut, die Ausfälle im stationären Handel können sie nicht auffangen. „Die Händler haben sehr zu kämpfen, fast alle haben Kurzarbeit angemeldet“, sagt Benner. Für manche sind die Umsatzrückgänge nicht mehr zu verkraften, knapp zwei Dutzend Händler hätten sich in den vergangenen Wochen abgemeldet, weil sie ihr Geschäft für immer schließen müssen. „Sonst sind es vielleicht vier, fünf Händler im Jahr, die pleitegehen“, sagt Benner.
Umso aufmerksamer verfolgt er die Maßnahmen der Politik und stellt sich auf die Seite derer, die den Lockdown zuletzt für überzogen hielten. „Ich möchte die Notwendigkeit und die Maßnahmen gar nicht grundsätzlich in Frage stellen, aber Bürger und Unternehmer brauchen Verlässlichkeit“, so der Händler.
Seit Beginn der Krise habe die Politik mehrmals die Maßstäbe, etwa zur angestrebten Verdopplungsdauer der Infektionszahlen, verschoben. Nun zweifele er, wie verbindlich die Aussagen aus Berlin und aus den Landeshauptstädten sind. „Die Bundesregierung legt keinerlei objektive Maßstäbe mehr vor“, so lautet seine Kritik.