Hessen-Champion Bettzeit : Ohne Chef auf der Matratze
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Hessen-Champions: Manuel Müller und Dennis Schmoltzi, Gründer und Geschäftsführer der Bettzeit GmbH, bekannt durch Emma Matratzen Bild: obs
In nur vier Jahren ist das Frankfurter Start-up Bettzeit auf 300 Mitarbeiter gewachsen. Es erwartet einen Jahresumsatz von deutlich mehr als 100 Millionen Euro. Nun ist es einer von vier neuen Hessen-Champions.
Dass ohne Vorgesetzte vieles leichter gehen kann, beweist derzeit das Unternehmen Bettzeit GmbH, besser bekannt unter seiner Marke Emma Matratze. „Chefs und Abteilungsleiter, diese Wörter gibt es bei uns einfach nicht“, sagt Mitgründer Dennis Schmoltzi. Hierarchien sind in dem vier Jahre alten Start-up verpönt. Entscheidungen fällten die Teams gemeinsam und selbständig. Dem Unternehmen jedenfalls scheint es nicht zu schaden.

Wirtschaftsredakteur in der Rhein-Main-Zeitung.
In nur vier Jahren sind die Frankfurter auf 300 Mitarbeiter gewachsen und erwarten einen Jahresumsatz von deutlich mehr als 100 Millionen Euro. Allein in diesem Jahr hat Emma Matratzen rund 100 Beschäftigte eingestellt – ein Wachstum um 50 Prozent. Aktuell sind auf der Internetseite mehr als 50 Vollzeitstellen ausgeschrieben. Gerade ist die Firma zum Hessen-Champion in der Kategorie Jobmotor geehrt worden (siehe Kasten unten).
Eine 1,7 für „Emma One“
Dass die Firma so schnell wächst, liege nicht nur an ihrem Produkt, sagt Schmoltzi. Statt Dutzender Matratzenmodelle gibt es bei Emma nur zwei. Stiftung Warentest bewertete „Emma One“ mit der Note 1,7. Und vertrieben werden die Modelle nicht in engen Ladengeschäften mit teuren Mietkosten, sondern über das Internet, mit Geld-zurück-Garantie nach bis zu 100 Tagen Nutzung. „Wir haben die Kaufprozesse verbessert“, sagt der frühere Unternehmensberater Schmoltzi. Mitgründer Manuel Müller kommt aus der Matratzenindustrie.
Doch Gründer Schmoltzi versteht die Auszeichnung als Jobmotor auch als Anerkennung für die moderne Organisation der Mitarbeiter. Zum Beispiel kommen die aktuell 300 Beschäftigten aus 40 Nationen. Die Firmensprache ist zwar Englisch, aber ihnen allen werden kostenfreie Deutschkurse angeboten. „Bei uns gibt es auch keine Budgets oder Gehalts-Boni“, sagt Schmoltzi. Budgetvorgaben würden die Kreativität einengen.
Für das Aussuchen neuer Mitarbeiter gebe es inzwischen den „Recruiting Friday“: Die Freitage hielten sich die meisten Verantwortlichen und zum Teil auch Mitarbeiter frei, um Bewerber in Augenschein zu nehmen.
Die Hessen-Champions 2019
Für besonderen unternehmerischen Erfolg, innovative Produkte sowie das Schaffen von Arbeitsplätzen sind vier hessische Firmen zu „Hessen-Champions“ gekürt worden. Die Auszeichnungen wurden am Dienstag auf dem hessischen Unternehmertag unter anderem für die Herstellung eines Ladesystems für Elektro-Fahrzeuge sowie für die Entwicklung eines Koordinaten-Messgeräts vergeben.
Die vier Preisträger waren aus insgesamt 49 Bewerbern ausgewählt worden und wurden in den Kategorien Weltmarktführer, Innovation, Jobmotor und Weltmarktführer geehrt. In der Sparte Weltmarktführer setzte sich die Hexagon Manufacturing Intelligence aus Wetzlar durch: Sie produziere mit einem Weltmarktanteil von 90 Prozent die „genaueste Messmaschine der Welt“, lautete die Begründung der Jury. Das 3D-Koordinaten-Messgerät der Firma kommt demnach unter anderem in der Automobil- und Luftfahrtindustrie zum Einsatz.
Im Bereich Innovation hatten die Unternehmen Bender aus Grünberg und Faubel aus Melsungen die Nasen vorn. Bender stellt nach Auffassung der Jury besonders sichere und energiesparende Ladesysteme für Elektro-Fahrzeuge her, Faubel überzeugte mit neuartigen und wiederverschließbaren Etiketten für Pharma-Produkte. In der Kategorie Jobmotor gewann die 2015 gegründete Frankfurter Firma Emma - The Sleep Company, weil deren Mitarbeiterzahl monatlich um bis zu 20 steige.
Das hessische Wirtschaftsministerium und die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) haben den Innovations- und Wachstumspreis in diesem Jahr zum 17. Mal vergeben. VhU-Präsident Wolf Matthias Mang lobte die „Hessen-Champions“ als Unternehmen, „die das Leben der Menschen besser machen“. (dpa)