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Hohe Verluste durch Corona : Messe plant massiven Jobabbau in Frankfurt

Die Weihnachtsmesse im Februar war die letzte mit Besuchern, die nächste soll im April stattfinden. Bild: Francois Klein

Trotz hoher Verluste und starkem Sparkurs will die Messe in neue Projekte und ins Gelände investieren. 2021 rechnet sie mit vielen Veranstaltungen. Am Standort Frankfurt sind etwa 1000 Mitarbeiter von Entlassungen betroffen.

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          Nach dem Allzeithoch nun das Rekordtief: Nach einem Umsatz im Geschäftsjahr 2019 von 738 Millionen Euro hat die Messe Frankfurt in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie nur rund ein Drittel davon erwirtschaftet: 250 Millionen Euro. Und statt eines Gewinns von 47 Millionen Euro im vergangenen Jahr rechnet sie nun mit einem Verlust in dreistelliger Millionenhöhe. „Das über Jahrzehnte erprobte Messegeschäft ist durch anhaltende Reiserestriktionen mit permanenten Anpassungen der einzelnen Regierungen nahezu in Stillstand versetzt“, sagte Wolfgang Marzin, Vorsitzender der Geschäftsführung.

          Patricia Andreae
          Redakteurin in der Rhein-Main-Zeitung.

          Um die Verluste auszugleichen, hat die Messe nach Angaben von Marzin 240 Millionen Euro an Fremdkapital aufgenommen, das teilweise in Investitionen ins Gelände, insbesondere in den Bau der Halle 5, fließen soll. Um Kosten zu senken, soll das Personal– derzeit sind es rund 2500 Mitarbeiter weltweit und etwa 1000 am Standort Frankfurt – reduziert werden. Bislang seien etwa 40 Stellen abgebaut worden. Voraussichtlich werde die Messe in Frankfurt Ende nächsten Jahres rund 150 Stellen weniger haben. Marzin hob hervor, dass eine Vereinbarung geschlossen worden sei, nach der die Mitarbeiter auf Gehalt verzichteten und das Unternehmen auf betriebsbedingte Kündigungen. Der Stellenabbau werde durch Fluktuation und Angebote an ältere Mitarbeiter erreicht, auch noch im Jahr 2022. Zusätzlich werden Personalkosten reduziert, indem für 50 bis 60 Prozent der Beschäftigten Kurzarbeit gilt.

          Geschäft in China wiederaufgenommen

          Trotz aller Schwierigkeiten hat die Messe in diesem Jahr 153 Veranstaltungen realisieren können, darunter 52 Messen mit mehr als 33.100 ausstellenden Unternehmen und rund 1,3 Millionen Besuchern. Während in Frankfurt seit dem Frühjahr keine Schau mehr mit Besuchern stattfinden konnte, habe man das Geschäft in China im Sommer wiederaufgenommen, mit großem Andrang. „Menschen brauchen persönliche Begegnungen und wollen sich treffen, das ist in unserer DNA verankert“, wiederholte Messegeschäftsführer Detlef Braun, was zuvor schon Marzin und der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) als Aufsichtsratsvorsitzender hervorgehoben hatten. Zugleich hat die Messe in den vergangenen Monaten zahlreiche Veranstaltungen in den digitalen Raum verlagert.

          Dort habe man große Fortschritte erzielt, sagte Braun und zeigte sich überzeugt, dass in Zukunft die meisten Messen digitale Bestandteile haben würden. Erstmalig wird ein digitaler Marktplatz auch für Unternehmen der Heimtextil, der Creativeworld und der Christmasworld geöffnet. Aufgrund der weiter angespannten Situation werde die Messe die drei Veranstaltungen vom ersten Quartal auf April und Mai verlegen. Selbst wenn Marzin mit einer Normalisierung des Geschäfts erst 2024 rechnet, ist er zuversichtlich, dass es im neuen Jahr schon viele Veranstaltungen geben wird. Es gebe zahlreiche Anfragen für das kommende Geschäftsjahr, und die Messe biete hervorragende Sicherheits- und Hygienekonzepte dafür, sagte Geschäftsführer Uwe Behm. Auf Nachfrage zeigte sich die Messeleitung ebenso wie Feldmann zuversichtlich, dass sowohl der geplante Evangelische Kirchentag als auch die Fashion Week auf dem Messegelände und in der Stadt stattfinden könnten. Garantieren könnten sie das allerdings nicht.

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