Mainova-Vorstandschef : „Wir suchen auch in dieser Lage neue Mitarbeiter“
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Hat weniger Strom verkauft: Mainova-Chef Constantin Alsheimer Bild: Picture-Alliance
Wie schlägt sich der Frankfurter Energieversorger Mainova in der Corona-Krise? Ganz ordentlich, sagt der Vorstandsvorsitzende Constantin Alsheimer.
Wie glücklich sind Sie in diesen Tagen, als Chef eines Konzerns, der wie gewohnt seinen Geschäften nachgehen kann, der nicht geschlossen wird oder dessen Gebäude leer stehen, weil niemand hineindarf?

Stellvertretender Ressortleiter des Regionalteils der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und verantwortlicher Redakteur des Wirtschaftsmagazins Metropol.
Ich bin in der Tat nicht unglücklich. Die Mainova ist in einer relativ guten Situation, auch wenn das Thema Corona natürlich auch an uns nicht spurlos vorbeigeht.
Wo spüren Sie es denn? Strom wird benötigt, Erdgas ist gefragt, Wasser wird gebraucht, und mit Fernwärme wird wie eh und je geheizt.
Wir sehen einen Rückgang der verkauften Mengen. Der Absatz in Frankfurt ist zu einem beachtlichen Teil davon abhängig, dass die Wirtschaft in der Stadt floriert. Wenn es nicht so läuft wie sonst, merken wir das. Das gilt beispielsweise für unsere großen Kunden wie den Flughafen, die Messe, die Hotellerie und die Gastronomie. Dort ist natürlich im vergangenen Jahr weniger Strom verbraucht worden. Aber auch der Wasserverbrauch ist zurückgegangen, das ist wiederum eine Folge der vermehrten Arbeit im Homeoffice. Im Umland, wo die Wohnbevölkerung einen stärkeren Anteil am Absatz hat, ist er dagegen gestiegen.
Das mit dem Wasser leuchtet ein. Aber dem Rückgang des Stromverbrauchs bei den von Ihnen genannten Branchen müsste doch ein Zuwachs bei den Rechenzentren gegenüberstehen – wir haben schließlich im Laufe dieses Jahres ständig neue Rekorde bei den dort durchgeleiteten Daten gemeldet.
Ja, da gibt es eine Zunahme. Die Rechenzentren stehen inzwischen für ungefähr ein Fünftel des gesamten Stromverbrauchs in Frankfurt. Aber der Zuwachs dort konnte den Rückgang anderswo nicht ausgleichen, sondern nur begrenzen. Per saldo ist unser Absatz in den ersten drei Quartalen um ungefähr fünf Prozent gesunken. Das ist sogar etwas mehr als der Rückgang im Durchschnitt in Deutschland, der nach Angaben des Branchenverbands BDEW in den ersten neun Monaten bei 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr lag. Das zeigt eben den großen Einfluss des Flughafens und der Messe.
Und wie sah es beim Erdgas aus und der Fernwärme?
Da hatte Corona einen geringeren Einfluss. Dafür ist dort der Absatz auch wegen der milden Witterung gesunken.
Wie sehr?
Gemessen an der Gradtagszahl war das Jahr 2020 bislang rund zehn Prozent wärmer als das Vorjahr. Dies spiegelt sich in ähnlicher Größenordnung in den Gas- und Fernwärme-Absatzmengen wider.
Welche Folgen wird das alles für das Jahresergebnis der Mainova haben?
Wenn wir auf das gesamte Jahr 2020 blicken, sehen wir zwei gegenläufige Tendenzen im Konzern. Einerseits waren wir richtig gut beschäftigt, es war ein sehr ausgefülltes Jahr für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir mussten alle Prozesse auf die Pandemie umstellen, glücklicherweise hatten wir für einen solchen Fall Pläne in der Schublade. Zeitweise waren 1200 unserer rund 2700 Beschäftigten im Homeoffice. Und auch unser Neukundengeschäft stand nicht still, wir haben uns sehr gefreut, dass wir den Wettbewerb zur Versorgung der neuen DFB-Zentrale und seiner Akademie gewonnen haben. Wir gewährleisten unter anderem die sichere Energie- und Wasserversorgung des gesamten Komplexes und betreiben alle energietechnischen Anlagen als Contracting. Dann boomt der Netzausbau, wir wollen vor allem in unsere Strom- und Wassernetze viel investieren, wir haben mit dem Unternehmen Dussmann ein Jointventure gegründet, das sich bundesweit um Lade-Lösungen für Elektro-Mobilität kümmert. Wir suchen in dieser schwierigen Lage sogar neue Mitarbeiter, vor allem Techniker.