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Kein Umsatz wegen Lockdown : Friseuren geht die Puste aus

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Vorerst keine neue Dauerwelle: Wegen des Lockdowns sind Friseurgeschäfte derzeit geschlossen. Bild: dpa

Wegen des Lockdowns in Hessen sind Friseurläden seit Wochen geschlossen. Eine Salon-Inhaberin aus Darmstadt fordert: Entweder komme die Hilfe sofort oder man lasse sie wieder arbeiten.

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          Maja Panvini, Friseurmeisterin und Inhaberin eines eigenen Salons im Darmstädter Ortsteil Eberstadt, staunt über viele gut frisierte Menschen, die ihr täglich auf der Straße begegnen. Dabei sind Friseurläden wie der ihre doch schon seit Wochen geschlossen. Sie vermutet, dass sich etliche Kollegen mit Schwarzarbeit durch die Krise retten, „oder aber die Deutschen haben tatsächlich innerhalb der letzten zwei Wochen per Youtube Haare schneiden gelernt“.

          Panvini selbst möchte nicht an Steuer und Infektionsschutz vorbei arbeiten, aber die Regelungen des aktuellen Lockdowns ärgern sie so sehr, dass sie sich mit einem Brief an die Öffentlichkeit gewandt hat. Darin schildert die 39 Jahre alte Geschäftsfrau ihre Not: Im ersten Lockdown im Frühjahr habe sie ihre Reserven aufbrauchen müssen, um den Laden, ihre beiden Angestellten und natürlich auch ihre private Wohnung halten zu können. Von den Einnahmen, die sie im Sommer wieder erzielte, habe sie immerhin offene Rechnungen begleichen können. Dann folgte mitten im Weihnachtsgeschäft die abermalige Anweisung zur Schließung. Dabei hatte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) doch in seiner Rückschau auf das Frühjahr ausdrücklich versprochen, dass man so nicht noch einmal vorgehen werde, Friseure nicht wieder schließen müssten.

          Panvini fühlt sich getäuscht, zumal sie viel Geld investiert habe, um ihren Laden pandemietauglich umzurüsten. Statt darin zu arbeiten fielen nun weitere Kosten an, um mittels Steuerberater an staatliche Hilfe zu kommen. Länger als über den Januar werde sie sich nicht mehr durchhangeln können, wenn ihr nicht sofort und auskömmlich ein Ausgleich gezahlt würde, sagt Panvini.

          Kein Kurzarbeitergeld oder Finanzhilfe

          Doch bislang sei nicht einmal das Kurzarbeitergeld auf ihrem Konto eingegangen, von Dezember- oder gar Januarhilfe ganz zu schweigen. Die Darmstädterin fürchtet sogar, dass ihr die versprochenen Dezemberhilfen entgehen könnten, weil sie in den Tagen vor dem Lockdown in Sonderschichten noch so viele Kunden bedient hat, dass sie für diese Zeit den geforderten Umsatzrückgang nicht vorweisen kann. „Die Regelungen sind so bürokratisch und kompliziert, das versteht keiner mehr“, sagt Panvini, die sich auch darüber ärgert, dass Friseure ihre Arbeit einstellen mussten, Solarien und Hundesalons öffnen dürfen. 

          „Schaut bitte auf das Ranking der Ansteckungsgefahr“, fordert Panvini von den Politikern. „Prüft gerne die Einhaltung der Verordnungen, aber lasst uns wieder arbeiten.“ Wenn sie und ihre Kollegen im Friseurhandwerk wüssten, dass alle Fixkosten gedeckt umgehend werden, könnten sie mit dem Lockdown „deutlich entspannter umgehen und auch die Maßnahmen gegen das Coronavirus beruhigt annehmen“.

          Für ihren Appell erhält Panvini von Kollegen und Kunden in den sozialen Netzwerken viel Zuspruch, auch der hessische Friseurverband, der 1200 Mitgliedsbetriebe mit 6500 Beschäftigten vertritt, hat ihn mit verbreitet. Grundsätzlich ruft die Innung zur Geduld, dass die Geschäftsschließungen länger als bis zum Jahresbeginn andauern werden, darauf hatte man sich bereits eingestellt. „Lieber beißen wir jetzt die Zähne zusammen, als beispielsweise im April einen erneuten Lockdown zu riskieren“, sagte René Hain, Geschäftsführer des Landesinnungsverbands. Denn das nun teilweise ausgefallene Weihnachtsgeschäft ist das stärkste für die Branche, gleich darauf folgen die Ostertage, die auch mehr Menschen als üblich zur Haarpflege bewegen. Diese waren den Friseuren 2020 ganz entgangen.

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