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Hessen : Studenten sind die Pioniere des bargeldlosen Zahlens

Das Bargeld in der Mensa an sechs hessischen Hochschulen wird unnötig. Bild: Patrick Slesiona

Die Sparkassen und das Studentenwerk starten einen Feldversuch an sechs Hochschulen. Diese gehören somit zu den ersten in Deutschland, die das bargeldlose Bezahlen ermöglichen.

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          Studenten sind nicht gerade bekannt dafür, über besonders viel Geld zu verfügen. Wohl aber dass sie ihr Smartphone immer dabei haben. Das wollen sich die Sparkassen und das Studentenwerk Frankfurt zunutze machen: Seit gestern können Studierende in den 17 Mensen und Cafeterien des Studentenwerks, das auch in Wiesbaden und Geisenheim vertreten ist, ihr Essen und ihren Kaffee relativ einfach mit dem Smartphone bezahlen. Die hessischen Hochschulen gehören damit zu den ersten in Deutschland, die diese Form des bargeldlosen Bezahlens ermöglichen.

          Falk Heunemann
          Wirtschaftsredakteur in der Rhein-Main-Zeitung.

          Theoretisch ist der Markt für das Zahlen per Handy – auch Mobile Payment genannt – riesig, praktisch aber misstraut ein Großteil der Deutschen noch immer der Technik. Rund 80 Prozent, ergaben mehrere Studien, legen lieber Scheine und Münzen auf den Ladentisch als ihr Smartphone. Das allerdings ist ein Problem für Einzelhändler und Banken, die diese Bargeldbestände zählen, sicher lagern und transportieren müssen. Aber: Derzeit konkurrieren sehr viele Bezahlsysteme gleichzeitig darum, sich zu etablieren, darunter Paypal, Paydirekt, Kesh, MPass oder V-Pay. Das verwirrt Händler wie Kunden – zumal für jedes der Systeme Gebühren fällig werden.

          „Die Nutzer können völlig anonym einkaufen“

          Die Frankfurter und die Nassauische Sparkasse setzen daher nun auf die Mensen. „Wir gehen davon aus, dass die Affinität zu bargeldlosem Bezahlen bei Studenten höher ist als bei anderen, älteren Zielgruppen“, sagt Bernd Jenne von der Frankfurter Sparkasse. „Mobile Payment ist der Markt der Zukunft, hier wollen wir Erfahrungen sammeln.“ Das Studentenwerk setzt auf das Bezahlsystem Blue Code, das ursprünglich aus Österreich stammt. In Deutschland wird es von der Girosolution AG vertrieben, einer Tochter der Sparkassen-Finanzgruppe. Die offensichtliche Logik: Wenn sich bei Studenten ein System bewährt und etabliert hat, fragen sie es auch anderswo nach – und verhelfen ihm so zum Durchbruch.

          Die App kann kostenlos heruntergeladen werden und kann auch von Studenten genutzt werden, die ihr Konto bei einer anderen Bank haben. Wenn sie an der Kasse stehen, erscheint auf ihrem Handy ein Strichcode, den dann der Kassierer abscannt, wodurch das Geld dann vom Bankkonto abgebucht wird. Für jede Transaktion wird ein neuer Strichcode erstellt. „Die Nutzer können völlig anonym einkaufen, da beim Bezahlen keine sensiblen Daten übertragen werden“, sagt Johannes Tiebel, stellvertretender Geschäftsführer des Studentenwerks. Er erhofft sich durch Blue Code deutlich kürzere Warteschlangen und schnellere Kassenabrechnungen. Das Studentenwerk betreut rund 50000 Studierende und Beschäftigte. Es erwirtschaftet mit Gastronomie jährlich elf Millionen Euro.

          Einführung von bargeldlosen Systeme ist teuer

          Bislang gibt es nur ganz wenige Hochschulen, die Mobile Payment ermöglichen. Dass das Studentenwerk Frankfurt hier ein Pionier ist, liegt daran, dass es bei einem anderen Trend spät dran war. Denn die weitaus meisten Hochschulen in der Bundesrepublik haben erst vor wenigen Jahren Chipkarten zum bargeldlosen Bezahlen eingeführt, die meist an einem Automaten mit Guthaben aufgeladen werden. In Mainz zum Beispiel kann die Karte sogar automatisch wieder aufgewertet werden, das geschieht per Kontolastschrift. Solche bargeldlosen Systeme einzuführen war teuer, entsprechend ist das Interesse gering, eine konkurrierende Bezahlvariante anzuschaffen.

          Das Studentenwerk Frankfurt ist allerdings nicht die erste Einrichtung, die Mobile Payment an Hochschulen ermöglicht. An der privaten Frankfurt School of Finance können die Studenten bereits seit Semesterbeginn ihre Gerichte per Smartphone bezahlen. Die Frankfurter FinTech Group AG hat dort die App Kesh eingeführt. Diese zeigt an der Kasse einen QR-Code an, die zweidimensionale Weiterentwicklung des Strichcodes, der vom Kassierer dann gescannt wird. 20 Prozent der Zahlungen, heißt es bei der FinTech Group, würden dort bereits per Handy abgewickelt.

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