Euro Finance Week : Kleine Spitzen unter Bankern
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Wie weiter? Josef Ackermann, Martin Blessing und Wolfgang Kirsch ziehen verschiedene Lehren aus der Krise. Bild: dapd
Beim Auftakt der Euro Finance Week kämpft jeder gegen jeden. Deutsche-Bank-Chef Ackermann warnt vor einer zu hohen Belastung der Banken durch neue Kapitalregeln.
Zum Abschluss der Gesprächsrunde schießt Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann auf seinen Amtskollegen Martin Blessing von der Commerzbank noch einmal eine Breitseite ab. Die wichtigste Frage der Finanzkrise sei noch nicht geklärt, befindet Ackermann: Wie man gescheiterte Banken geregelt aus dem Markt ausscheiden lässt. Es könne nicht sein, dass solche Banken vom Steuerzahler gerettet würden und danach wieder „fröhlich frei“ als Wettbewerber anträten.

Redakteur in der Wirtschaft.
Waren zuvor in der Auftaktdiskussion zur Kongresswoche Euro Finance Week gestern in Frankfurt die Spitzen gegen den Kollegen von der staatlich gestützten Konkurrenz eher schwach ausgefallen, so steckte der Schweizer in seinem Abschlusskommentar noch einmal klar seine Position ab. So unterschiedlich, wie die Deutsche Bank, die Commerzbank und die DZ Bank, deren Chef Wolfgang Kirsch der Dritte auf dem Podium war, durch die Finanzkrise gekommen sind, so unterschiedlich sind nun auch die Vorstellungen darüber, welche Lehren aus dieser Zeit gezogen werden sollen.
Deutlicher als in normalen Zeiten
Ackermann warnte vor einer zu hohen Belastung der Banken durch neue Kapitalregeln und sprach sich dafür aus, bei neuen Auflagen nicht nur auf die Größe zu schauen. Deutschland als größte europäische Volkswirtschaft brauche auch große Banken, die internationale Unternehmen ins Ausland begleiten könnten. Blessing, dessen Großaktionär die Bundesregierung ist, hielt sich bedeckt mit Vorschlägen für eine neue Finanzmarktregulierung. Kirsch lobte das genossenschaftliche Geschäftsmodell und betonte, dass ein Haus wie die DZ Bank, das von den Volks- und Raiffeisenbanken getragen wird und ohne Staatshilfe durchkam, nicht die gleichen Auflagen bekommen sollte wie die großen Geschäftsbanken.
So sprach jeder pro domo. Am Scheideweg zwischen Finanzkrise und der Welt danach versucht jeder der Frankfurter Spitzenbanker die Folgen für das eigene Haus so gering wie möglich zu halten. Da werden die Sticheleien gegen den jeweils anderen schon einmal deutlicher als in normalen Zeiten.
Stille bei der Commerzbank
Ackermann merkte ein ums andere Mal an, wie gut kapitalisiert die Deutsche Bank sei, worauf Blessing, dessen Commerzbank größtenteils vom Staatskapital lebt, wenig erwidern konnte. Und mit dem Hinweis, dass die Deutsche Bank nun mit der Postbank-Übernahme stark in den deutschen Privatkundenmarkt einsteige, blies Ackermann noch einmal zum Angriff auf beide Sitznachbarn.
Kirschs Plädoyer für Volks- und Raiffeisenbanken parierte Blessing mit dem Hinweis darauf, dass diese kleinen Institute und die Sparkassen den Kreditbedarf der großen deutschen Mittelständler auch im Ausland kaum decken könnten. Woraufhin Kirsch noch einmal auf sein eigenes Haus verwies, das auch Kredite bis zu drei Milliarden Euro vergeben könne – „was wir allerdings ungern machen, Stichwort Klumpenrisiko“.
Auf unbekannten Feldern
Kirschs Lieblingsgegner fehlte allerdings auf dem Podium. Der Chef der Landesbank Hessen-Thüringen, Hans-Dieter Brenner, der für das Sparkassen-Lager hätte sprechen sollen, hatte kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen abgesagt.
Dabei stehen gerade die Landesbanken vor dringenden Aufgaben. Unter den öffentlich-rechtlichen Instituten waren in der Finanzkrise besonders viele in Schieflage geraten, die West LB und die Bayern LB etwa. Vor allem mit Blick auf deren gescheiterte Fusionsgespräche hatte Bundesbankpräsident Axel Weber in seiner Eröffnungsrede die Landesbanken zur Eile gemahnt. Die bisherigen Anpassungen reichten nicht aus.
Kirsch griff ebenfalls die West LB an, stellvertretend für die Landesbanken. Die Düsseldorfer seien etwa im Zertifikate-Markt mit viel zu niedrigen Preisen unterwegs. Überhaupt hätten sich in der Krise viele Banken auf Felder vorgewagt, auf denen sie nichts zu suchen gehabt hätten. So habe sich mancher Homo Oeconomicus, der wirtschaftlich rational handelt, am Ende als Homer Simpson herausgestellt.