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Thorsten Winter (thwi)

Streit um neue Düngeregeln : Die Bauern und die Quellen des Nitrats

Streitfall: Gülle und Mist sind Nitratquellen, aber nicht die einzigen Bild: dpa

Die neuen Düngeregeln erhitzen bäuerliche Gemüter. Denn neben der Landwirtschaft gelten Haushalte, Gewerbebetriebe und der Verkehr als Nitratquellen. Da kann eine genaue Ursachenforschung nicht schaden.

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          Diese Prognose sei gewagt, zumal es sich nicht wirklich um ein Wagnis handelt: Die Landwirte auch in Hessen können noch so viele beeindruckende Protestaktionen mit mächtigen Traktoren abhalten, die neue Düngeverordnung werden sie befolgen müssen. Der Bund hat eine entsprechende Verordnung vor zweieinhalb Jahren erlassen, Schwarz-Grün hat im Sommer für Hessen nicht zu früh nachgezogen, und die EU lässt nicht locker. Grundsätzlich lautet die Vorgabe, weniger Stickstoffdünger auszubringen. Gilt solcher Dünger doch als wesentliche Quelle von Nitrat im Grundwasser.

          Angesichts der langen Vorlaufzeit hat sich nun die heimische Wasserwirtschaft die Bauern vorgeknöpft: „Seit fast 30 Jahren haben die deutsche Landwirtschaft und Politik die Umsetzung geltenden Rechts versäumt“, heißt es in einer Erklärung aus Anlass der Bauernproteste. Der Landesverband der Energie- und Wasserwirtschaft Hessen/Rheinland-Pfalz lässt auch gleich wissen, sein Verständnis für die Landwirte schwinde. Wenn Hessens Bauernpräsident die Kritik kontert, kann das nicht verwundern. Das ergibt sich schon aus seiner Rolle als oberster Lobbyist seiner Branche. Zudem hat er durchaus Argumente auf seiner Seite.

          Kooperationen mit Wasserversorgern

          Erstens: Pauschale Kritik an „den“ Bauern geht mit Sicherheit fehl. Denn in Hessen kooperieren Landwirte an vielen Orten seit Jahren mit Wasserversorgern, um Nitrat im Grundwasser Einhalt zu gebieten. Zweitens ist da die Vorgabe des Landes, auf Flächen in den sogenannten roten Gebieten mit besonders stark mit Nitrat belasteten Brunnen etwa ein Fünftel weniger Dünger zu verwenden. Dadurch würden die Böden ausgezehrt. „Auf solchen Böden kann kein Bauer auf die Dauer gute Erträge und die von Handel und Verbrauchern gewünschte Qualität erzielen“, gibt der Bauernpräsident zu bedenken.

          Wer es weniger gut mit den Bauern meint und auf Produkte aus regionaler Landwirtschaft pfeift, könnte entgegnen: Lebensmittel gibt es ohnehin genug hierzulande, da geht Gewässerschutz im Zweifel eben vor. Schließlich gilt Wasser als Lebensgrundlage schlechthin, seine Qualität hat großen Einfluss auf die Gesundheit.

          Der Bauernpräsident macht allerdings einen Punkt, wenn er genaue Ursachenforschung einfordert. Denn neben der Landwirtschaft gelten Haushalte, Gewerbebetriebe und der Verkehr als Nitratquellen. Und je nach Bodenbeschaffenheit dauert es Jahre, bis Stickstoff im Grundwasser ankommt und in Nitrat gewandelt wird. Den Hauptverursacher zu finden, kann da jeweils nicht schaden.

          Thorsten Winter
          Korrespondent der Rhein-Main-Zeitung für Mittelhessen und die Wetterau.

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