Gewerkschafter für Gnadenfrist : Babenhausen als Vorbild für andere Continental-Werke?
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Verlängerung: Das Continental-Werk in Babenhausen bekommt eine Gnadenfrist Bild: Michael Kretzer
Der Streit um die Zukunft des Continental-Werks in Babenhausen ist beigelegt: Eine deutliche Mehrheit der IG-Metall-Mitglieder hat ein Verhandlungsergebnis akzeptiert, das zum Vorbild für andere Standorte werden könnte.
Die IG Metall spricht von einem „klaren Votum“: 74 Prozent ihrer Mitglieder haben für die Annahme eines Sozialtarifvertrags gestimmt, der den Stellenabbau im Armaturenwerk in Babenhausen regelt. Ursprünglich hatte der Autozuliefererkonzern vorgehabt, in dem Werk in Hessen bis zum Jahr 2025 mehr als 2600 der 3300 Arbeitsplätze abzubauen. Nun gibt es eine Bestandsgarantie für einen Teil der Belegschaft bis zum Jahr 2028. Zudem sind deutliche Aufschläge für Abfindungsangebote vorgesehen. Formell gilt dieses Verhandlungsergebnis bislang nur für die IG-Metall-Mitglieder im Werk, er soll am 13. Februar in Kraft treten. Ob er auf die gesamte Belegschaft ausgeweitet wird, ist noch zu verhandeln. 50 Prozent wären für eine Annahme der Übereinkunft nötig gewesen.

Wirtschaftsredakteur in der Rhein-Main-Zeitung.
Continental hatte sich im Herbst 2020 das Ziel gesetzt, bundesweit 13.000 Stellen abzubauen. Damit will der Konzern zum einen Kosten einsparen, um die Transformation zu Elektroantrieben zu bewältigen, zweitens aber auch die selbst gesteckten Renditeziele zu erreichen. In Hessen gerieten dadurch mehr als 4500 Jobs ins Visier, unter anderem in Babenhausen, Karben, Schwalbach und Frankfurt. Die Belegschaften hatten dort mehrfach dagegen protestiert, unter anderem mit Warnstreiks und Autoskorsos. Für Babenhausen war der Jobabbau bereits vor mehr als einem Jahr angekündigt worden, deswegen sind dort die Verhandlungen weiter fortgeschritten als an den anderen Standorten. Dort hoffen Gewerkschafter, dass das Verhandlungsergebnis der Kollegen in anderen Werken übernommen werden kann.
Abfindungen erst bei 200.000 Euro gedeckelt
Der Mitte Januar vereinbarte Kompromiss zwischen Management und Gewerkschaft sieht für das Werk in Babenhausen vor, dass der Standort grundsätzlich bis mindestens 2028 erhalten bleibt. Betriebsbedingte Kündigungen sollen überdies bis 2022 ausgeschlossen und bis 2024 nur in Ausnahmefällen erlaubt sein. Zudem haben beide Seiten einen Abfindungsplan beschlossen, um Beschäftigte davon zu überzeugen, freiwillig zu gehen. Darin sind ein Sockelbetrag von 10.000 Euro, mehrere Zuschläge für Betriebszugehörigkeit und Kinder sowie eine Deckelung erst bei einem Betrag von 200.000 Euro vorgesehen.
Laut Modellrechnungen der IG Metall käme zum Beispiel ein 45 Jahre alter Vater, der 15 Jahre bei Conti ist und dort knapp 3000 Euro brutto im Monat verdient, auf eine zu versteuernde Abfindung von 68.000 Euro. Mehrere Beschäftigte hatten sich enttäuscht gezeigt, dass trotz der massiven Protestaktionen nicht mehr erzielt wurde. „Es bleibt ein Kompromiss, der allen weh tut“, wird Streikleiter Uwe Zabel von der IG Metall zitiert. Die Gewerkschaft habe aber kein besseres Ergebnis erzielen können.