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Galeria in Frankfurt : Die letzte Karstadt-Rabattschlacht an der Zeil

Schnäppchen: Noch bis Ende Juni läuft der Ausverkauf, im September geht es mit dem „Aachener Department Store“ weiter. Bild: Michael Hinz

Alles muss raus – Ende Juni wird Karstadt in Frankfurt schließen. Mitarbeiter nehmen das Tohuwabohu aber auch mit Humor. Im September geht es mit neuem Konzept weiter.

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          Dreißig Prozent Rabatt auf Montblanc, vierzig Prozent auf Lamy – „wie cool“, sagt eine junge Frau, die vor der Ankündigungstafel mit den reduzierten Warengruppen steht. „Alles muss raus“ – die grellen Werbeplakate in den Schaufenstern an der Zeil sind nicht zu übersehen: Im ehemaligen Karstadt-Warenhaus des Galeria-Konzerns sind die letzten Verkaufswochen eingeläutet. Ende Juni ist Schluss, zum 1. Juli wird die Modekette Aachener das Haus – zunächst mit Vertrag bis Ende 2025 – übernehmen.

          Petra Kirchhoff
          Redakteurin in der Rhein-Main-Zeitung.

          Nun aber haben erst einmal die Gordon Brothers das Sagen – so heißt der britische Dienstleister, der auf den Abverkauf von Waren spezialisiert ist. Er verkauft nicht nur das, was noch da ist, sondern hat auch neue Ware mitgebracht, wie etwa bergeweise Salatschleudern, die im Erdgeschoss mit einem Rabatt von dreißig Prozent angepriesen werden.

          Markenware mit Abschlägen

          Ware gibt es noch auf allen Etagen und deutlich reduziert – auch solche von Markenherstellern wie etwa Le Creuset in der Küchen- oder Bogner in der Sportabteilung, wenn man überhaupt noch von Abteilungen sprechen kann. Es geht auf allen Etagen wild durcheinander. Beim Gang durchs Haus fällt der Überblick schwer, und es wird noch einmal deutlich, welch ein Ungetüm, wie riesig und verschachtelt die Immobilie ist. Teilweise sind die Regale schon komplett geräumt, in einer dunklen Ecke liegen nackte Puppen auf einem Haufen.

          Eine Verkäuferin, die am Morgen noch versucht hat, einigermaßen Ordnung in ihre Abteilung zu bringen, wie sie sagt, kapituliert am Nachmittag mit einem schweren Seufzer. Einer nackten Puppe legt sie erst einmal einen Deutschland-Schal um den Hals. Ihren Humor habe sie noch nicht verloren, sagt sie. So schwer mitanzusehen die Leichenfledderei für die Belegschaft auch sein muss – immerhin geht es weiter.

          Friedrich-Wilhelm Göbel, Geschäftsführer der Modekette Aachener, will allen 220 Beschäftigten ein Arbeitsangebot machen, zudem weitere Mitarbeiter einstellen. Auch Katayun Strack, seit knapp drei Jahren Betriebsratsvorsitzende im Warenhaus, will weitermachen und findet anerkennende Worte für ihren neuen Chef. „Göbel weiß, wovon er spricht“, sagt sie. Er wisse das Warenhaus zu würdigen und wolle auch die Gehälter auf bisherigem Niveau zahlen. Das sei schon mal ein „guter Start“, auch wenn sich die Belegschaft eine Rückkehr in den Tarif wünsche. Etwa 15 Prozent liegen Galeria-Beschäftigte unter dem hessischen Einzelhandelstarif, über den derzeit verhandelt wird.

          Künftig kleinere Fläche, anderes Sortiment

          Anfang September will Göbel seinen „Aachener Department Store“ an der Zeil eröffnen, mit weniger Fläche – die Etagen über dem benachbarten Primark-Haus werden fortan nicht mehr belegt – und einem anderen Sortiment. Große Elektroartikel und Matratzen etwa soll es künftig nicht mehr geben, auch keine Billigmode. Bleiben soll laut Göbels Ankündigung der Asia-Markt im Untergeschoss. Für die Lebensmittelabteilung wird ein neuer Betreiber gesucht. Auch hier leeren sich in diesen Wochen die Regale.

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