Seltene Tierart : Wildkatzen streifen wieder durch die Wetterau
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Wieder heimisch: Forscher haben Wildkatzen in freier Wildbahn in der Wetterau nachgewiesen - dieses Exemplar wurde in Kronberg abgelichtet Bild: dpa
Die Wildkatze ist zurück im Herzen des Landes: Ein BUND-Projekt weist die scheuen Waldbewohner in Mittel- und Oberhessen nach.
In den Wäldern im Osten der Wetterau sind Wildkatzen heimisch geworden. Das hat Susanne Schneider, die Koordinatorin des Projekts Wildkatzensprung beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Hessen, auf einer Informationsveranstaltung in Büdingen mitgeteilt. Die Organisation erfasst seit einigen Jahren das Vorkommen der scheuen Waldbewohner in ganz Hessen. So konnten in den vergangenen beiden Jahren etwa im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis 16 Männchen und acht Weibchen nachgewiesen werden. Durch die landesweiten Untersuchungen erhofft sich der BUND weitere Erkenntnisse darüber, wie viele Tiere in dem Bundesland leben, wie sie wandern und mit welchen anderen Wildkatzenvorkommen in Deutschland sie verwandt sind.
Von Januar bis April 2014 hatten ehrenamtliche Helfer mit Unterstützung des Forstamts Nidda in den Wäldern um Büdingen, Nidda und Ortenberg mit Baldrian besprühte Holzlatten aufgestellt, um den bedrohten Tieren auf die Spur zu kommen und erstmals deren Existenz im Osten der Wetterau nachzuweisen. Mit den parfümierten Pflöcken wurden die Wildkatzen insbesondere in der Paarungszeit im Winter angelockt. Sie rieben sich an den Stöcken und hinterließen Haare. Zwölf Haarproben untersuchte das Forschungsinstitut Senckenberg in Gelnhausen genetisch. Wie Schneider sagt, hat die Analyse ergeben, dass vier Proben von Wildkatzen stammen. Die Haare, die nördlich von Nidda gesammelt wurden, konnten Schneider zufolge drei verschiedenen Wildkatzen zugeordnet werden.
Dass keine Wildkatzenhaare im Büdinger Wald gefunden wurden, bedeute nicht, dass dort die Tiere nicht vorkämen. Vielmehr sei es wahrscheinlich, dass auch im Büdinger Wald Wildkatzen lebten, weil in dem Areal zwischen hessischem Spessart und Vogelsberg Wildkatzen schon nachgewiesen worden seien.
Die Naturschützer haben festgestellt, dass die Wildkatze sich langsam wieder ausbreitet. Den Tieren nützen verschiedene Schutzprojekte und neu geschaffene zusammenhängende Grünzonen. Das Projekt Wildkatzensprung wird durch Geld des Bundesumweltministeriums gefördert.
Auch für Bernd Reißmann, den Leiter des Forstamts Nidda, ist der Nachweis wichtig, dass es wieder Wildkatzen in der Region Oberhessen gibt. Waldrodungen im Mittelalter haben nach seinen Worten einen starken Artenrückgang nach sich gezogen, der lange anhielt. Dank Wiederaufforstungen und nachhaltiger Forstwirtschaft könnten sich heute selten vorkommende Wildtiere aber wieder in heimischen Wäldern ansiedeln. Im Gebiet des Forstamts Nidda seien schon vor einiger Zeit Wildkatzen gesichtet worden. Die Ergebnisse der Lockstockmethode hätten die Richtigkeit der Beobachtungen bestätigt.