Wenn Plagiatsjäger nerven und trotzdem Gutes bewirken
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Soll bei seiner Dissertation vorsätzlich getäuscht haben: Sven Simon (CDU) Bild: dpa
Ein Politiker verliert seinen Doktorgrad und wehrt sich. Ein Plagiatsjäger hatte ihn angeprangert. Der Stil des Fahnders ist rüde. Trotzdem ist es gut, dass es Leute wie ihn gibt.
Dem „Doktor“ wohnt ein Zauber inne, auch im Jahr 2022. Das bestätigt die Selbsterfahrung. Vor Kurzem hatte der Verfasser dieses Textes die Nachricht zu vermelden, dass dem Marburger Juraprofessor und CDU-Politiker Sven Simon wegen Plagiats der Doktorgrad aberkannt worden sei. Nachdem der Bericht fertig ist, meldet sich die Korrektorin mit einer Rückfrage. Die Dame besitzt einen Doktorgrad, der in ihrem Teams-Profil angezeigt wird – der Autor des Artikels hat keinen. Er kannte die Mitarbeiterin bisher nicht. Aber schon das „Dr.“ vor dem Namen genügt, um ihrem Anliegen höchste Aufmerksamkeit zu sichern.
Mag auch jedem klar sein, dass akademische Grade nichts über die Stellung einer Person in der Unternehmenshierarchie aussagen müssen (und schon gar nicht die Wertschätzung beeinflussen sollten, die man einem Kollegen entgegenbringt), so funktioniert doch der alte Reflex noch immer: Wer den „Doktor“ hat, ist wichtig.
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