Verletzung : Olympia ohne Andrea Petkovic
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Fußverletzung mit Folgen: Andrea Petkovic erleidet auf Stuttgarter Asche einen doppelten Bänderriss. Bild: dpa
Die Tennisspielerin verliert den Wettlauf mit der Zeit und fehlt wegen ihrer Verletzung in London. „Mir blutet das Herz. Die Spiele sind ein Lebenstraum von mir.“
Zu Beginn dieser Woche hatte sich Andrea Petkovic noch guten Mutes gezeigt. Als sich die Tennisspielerin gemeinsam mit ihrer Fed-Cup-Kollegin Angelique Kerber und der Damen-Bundestrainerin Barbara Rittner in der Mainzer Kurmainzkaserne ihre olympische Ausrüstung abholte, witzelte sie über das eine oder andere Utensil, das zur 65-teiligen Ausstattung aller deutschen Olympiateilnehmer gehört. Elektrische Zahnbürste, Duschkopf und Schuhpflegemittel, die fand die Darmstädterin am Montagabend ein wenig skurril - als ob zu den Sommerspielen auch ein Schönheitswettbewerb gehörte.

Redakteur im Ressort „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Nur zwei Tage nach ihrer Einkleidung war Andrea Petkovic nicht mehr nach launigen Kommentaren zumute. Stattdessen musste sie sich am Mittwoch zu einer der schwersten Entscheidungen durchringen, die sie in ihrer bisherigen Profikarriere zu fällen hatte: Ihre innig erhoffte Reise nach London fällt flach. Infolge ihres doppelten Bänderrisses im rechten Sprunggelenk, den sie Ende April beim Stuttgarter Hallenturnier erlitten hatte, und der anschließenden Operation wird die Vierundzwanzigjährige auf ihr olympisches Debüt verzichten müssen. „Mir blutet das Herz“, sagte Andrea Petkovic: „Die Olympischen Spiele sind ein Lebenstraum von mir, und ich habe alles gegeben, um dabei sein zu können. Aber es wäre einfach zu unvernünftig, es doch zu versuchen. “
Sie hörte auf den Rat der Ärzte
Der operierte rechte Fuß sei noch nicht stabil genug, um auf dem Rasen von Wimbledon jedem Ball hinterherzujagen. Zudem fühlt sich Andrea Petkovic, die in den vergangenen Jahren zu den fittesten Spielerinnen im Tenniszirkus gehörte, auch körperlich nicht in der Lage, in dem einwöchigen olympischen Tenniswettbewerb Tag für Tag Höchstleistungen zu bringen. Erst vor sechs Wochen hatte sie nach einer abschließenden Untersuchung in der Praxis von Dr. Müller-Wohlfahrt mit Reha-Maßnahmen begonnen. Als sie dann knapp drei Wochen später auf den Tennisplatz zurückkehrte, schwante ihr schon, dass es bis zur Londoner Eröffnungsfeier ein Wettlauf mit der Zeit würde. Nach Andrea Petkovics Absage werden nun Sabine Lisicki, Angelique Kerber und Julia Görges das olympische Tennisteam der Damen bilden. Was bedeutet, dass auch das geplante zweite Doppel von Andrea Petkovic und Julia Görges geplatzt ist.
Bis zuletzt hatte die Hessin gehofft, hatte die Entscheidung über ihre Olympiateilnahme immer ein Stückchen weiter hinausgeschoben. Noch am Montag hatte sie ihre Chancen auf eine Olympiateilnahme mit „50:50“ eingeschätzt. Doch anders als bei vorherigen Verletzungen hörte sie diesmal auf den Rat der Ärzte und wird mit einer Rückkehr in den Turnierzirkus so lange warten, bis sie hundertprozentig genesen ist. „Ich muss auf meinen Körper hören“, sagte Andrea Petkovic, nachdem sie sich in jüngster Vergangenheit mehrmals nach Verletzungen übernommen hatte. Weil sie sich im vorigen Herbst unbedingt für das Jahresabschlussturnier der acht weltbesten Tennisdamen qualifizieren wollte, versuchte sie wochenlang eine schmerzhafte Knieverletzung zu ignorieren. Als der Meniskus wieder heil war, warf sie im Januar eine Stressfraktur im unteren Rücken zurück. Nach einer dreimonatigen Auszeit erlitt die Darmstädterin im dritten Match nach ihrem Comeback den doppelten Bänderriss, dessen Folgen sie zum Olympiaverzicht zwangen. „2016 in Rio bekomme ich hoffentlich nochmal eine Chance“, sprach sich die 18. der Weltrangliste am Mittwoch selbst Mut zu.
Wann Andrea Petkovic zum dritten Mal in dieser Saison auf die Profitour zurückkehrt, ist noch ungewiss. Voraussichtlich wird sie während der amerikanischen Hartplatzserie wieder ins Turniergeschehen eingreifen, so dass die US Open, die am 27. August beginnen, zu ihrem nächsten großen Ziel werden. Zwar behauptete die Darmstädterin jüngst, „Olympia ist schon besonderer als ein Grand Slam“. Doch immerhin wäre das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres in New York zumindest ein kleiner Trost für die entgangene olympische Chance.