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Verkehrspolitik in Frankfurt : Der Vernunft eine Gasse

Seit August ist die Mainuferstraße für Autofahrer probeweise gesperrt. (Archivbild) Bild: dpa

Seit Jahrzehnten verfehlt die SPD mit ihrer Planung des Straßenraums in Frankfurt die Lebenswirklichkeit. Die anderen Parteien ziehen in Sachen Verkehrspolitik vorbei.

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          Mit der Verkehrspolitik hat es die Frankfurter SPD nicht so. Als die Partei noch furchteinflößend groß und stark war, wollte sie am Mainufer autobahnbreite Schnellstraßen bauen, etwa fünfzig Jahre ist es her. Nicht zuletzt diese monströse Planung hat sie von den Bürgern entfremdet und ihren stetigen Abstieg mit eingeleitet. Jetzt, da die Sozialdemokratie im Rückspiegel der Grünen immer winziger wird, kann sie den Straßenraum für den Autoverkehr in der Innenstadt gar nicht klein genug gestalten. Mit der Forderung nach einer dauerhaften Sperrung des nördlichen Mainufers will sie in den Wahlkampf zur Kommunalwahl 2021 ziehen, um dadurch endlich ihrer fortschreitenden Miniaturisierung im Römer entgegenzuwirken.

          Die traurige Konstante über die Jahrzehnte hinweg ist, dass die sozialdemokratischen Verkehrsdezernenten kein Gespür für Maß und Mitte haben und nicht bereit sind, die Lehren zu beherzigen, die die Lebenswirklichkeit bereithält. Acht Monate lang hatte Klaus Oesterling Zeit zu erkennen, dass die Sperrung des Mainufers, die im August vergangenen Jahres probeweise für ein Jahr verhängt wurde, ein Fehler ist. In Sachsenhausen staute sich vor der Corona-Zeit zu bestimmten Tageszeiten zuverlässig der Verkehr, und die frei gewordene Fläche auf der anderen Mainseite wurde im Alltag keineswegs zum Tummelplatz von Radlern und Fußgängern. Die haben schließlich schon die Wege direkt am Ufer.

          Ein schlechter Scherz

          CDU, Grüne und FDP sind der SPD gedanklich den entscheidenden Schritt voraus. Die Mainuferstraße soll nach ihren Vorstellungen von drei auf zwei Fahrspuren reduziert werden, um Platz für Radfahrer zu schaffen, die es in Ost-West-Richtung eilig haben. Im Gespräch ist außerdem, Tempo 30 festzulegen und die Straße an den Wochenenden für den motorisierten Verkehr zu sperren.

          Auch der SPD müsste dieser vernünftige Vorschlag einleuchten. Nur wenn das Mainufer an Werktagen für den Pendler- und Lastwagenverkehr offen bleibt, ließe sich die parallel verlaufende Berliner Straße ihrerseits auf zwei Fahrspuren reduzieren, ohne dass es zum Verkehrskollaps käme, mit allen Konsequenzen für das Wirtschaftsleben in der City. Die Autofahrer zum Trost auf das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs hinzuweisen ist ein schlechter Scherz, da die Bahnen schon jetzt überlastet sind.

          Matthias Alexander
          Stellvertretender Ressortleiter im Feuilleton.

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