Tourismus in der Region : Im Taunus hilft die Nähe zur Großstadt
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Weitsichtig: Blick von Kronberg auf die Frankfurter Skyline Bild: Wonge Bergmann
Der Tourismus verzeichnet Zuwächse – im Taunus übernachten viele, die nach Frankfurt wollen. Die Natur bleibt ein Ziel für Tagesausflügler.
Es ist nicht das einzige Hotel jenseits des Taunuskamms, das keine regulären Gäste mehr aufnimmt. Doch das Sporthotel Erbismühle in Weilrod ist eine bekannte Adresse, weil Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt und andere Clubs früher regelmäßig für ein Trainingslager in den Taunus gekommen sind. Nach der Insolvenz des Hotelbetriebs sind in das Gebäude jetzt Flüchtlinge eingezogen. Auch dies kein Einzelschicksal eines Traditionshauses. Obwohl es vorige Woche gute Nachrichten aus dem Gaststättengewerbe zu vermelden gab: Das Naturpark-Hotel Weilquelle in Schmitten-Oberreifenberg ist von Staatssekretär Michael Bußer (CDU) als Unternehmen des Monats Dezember ausgezeichnet worden, wegen seines Engagements für die Umweltpaten Schmitten. Die ehrenamtlichen Helfer aus Kindergärten, Schulen, Feuerwehr, Firmen und Parteien räumen regelmäßig den Müll weg, unter anderem auf dem Feldbergplateau. Dorthin kommen weitaus mehr Besucher als in die örtlichen Herbergen.

Korrespondent der Rhein-Main-Zeitung für den Hochtaunuskreis.
Als Tourismusregion umfasst der Taunus ein sehr unterschiedliches Gebiet, das über mehrere Landkreise hinweg von den direkt an Frankfurt grenzenden Kommunen bis in kleine Orte abseits der Hauptrouten reicht. Erstere prägen wegen der größeren Übernachtungskapazitäten das Gesamtbild, und das war im vergangenen Jahr positiv.
Die Stärke des Taunus ist der Tagestourismus
Die Zahl der Gäste stieg um 5,6 Prozent auf 1,1 Millionen, und die Übernachtungen hielten sich bei einem leichten Zuwachs von 0,8 Prozent auf dem hohen Niveau von 3,56 Millionen. Der Hochtaunuskreis profitierte besonders, mit einem Anstieg der Ankünfte um acht Prozent auf 475.000 und einem Plus bei den Übernachtungen von 3,8 Prozent auf 1,33 Millionen. Die Gäste blieben durchschnittlich 2,8 Tage, und sie kamen zu 84,4 Prozent aus Deutschland. Unter den 74.000 ausländischen Besuchern waren 48.000 aus Europa.
Wie der im Taunus-Informationszentrum an der Oberurseler Hohemark beheimatete Taunus Touristik Service berichtet, setzte sich im Main-Taunus-Kreis der Aufwärtstrend fort. Die 378.000 Ankünfte bedeuteten ein Plus von 5,3 Prozent, und die Zahl der Übernachtungen legte um 2,9 Prozent auf 770.000 zu. Dass die Aufenthaltsdauer mit zwei Tagen kürzer war als im Hochtaunus, könnte an den vielen Kliniken in Bad Homburg und Königstein liegen, in denen Patienten zur Rehabilitation länger bleiben als ein Frankfurter Messegast in einem Hotel. Für die Statistik erfasst werden Beherbergungsbetriebe mit zehn oder mehr Gästebetten.
Der Opel-Zoo ist das beliebteste Ziel
Die insgesamt erfreulichen Zahlen führt Daniela Krebs, Geschäftsführerin des Dachverbands Taunus Touristik Service, auf den boomenden Städtetourismus vor allem Frankfurts zurück. Die ländlicher gelegenen Orte profitierten davon und von Geschäftsreisenden weniger. Die Stärke des Taunus sei allerdings der Tagestourismus, und diesen dürfe man nicht geringschätzen. Denn auch wer nur einige Stunden bleibe, gebe dabei statistisch 30 Euro aus. „Das ist ein relevanter Wirtschaftsfaktor.“ Wie viele Ausflügler tatsächlich eine Tour in den Taunus unternehmen, lässt sich nicht exakt beziffern. Der Naturpark Taunus, dessen fast 135.000 Hektar großes Gebiet mit der Tourismusdestination nicht deckungsgleich ist, gibt für das Jahr 2015 die Zahl von 18 Millionen Besuchern an. Ansonsten sind die Zählungen der Einzelattraktionen ein Anhaltspunkt. Das beliebteste Ausflugsziel, der Opel-Zoo in Kronberg, kam voriges Jahr auf 720.000 Besucher. Das waren etwas weniger als im Eröffnungsjahr des Elefantenhauses 2014. An zweiter Stelle kommt die Lochmühle bei Wehrheim mit 300.000 Besuchern, ein Zuwachs von gut sieben Prozent. Das Freilichtmuseum Hessenpark bei Neu-Anspach ganz in der Nähe machte mit 215.500 Besuchern ein Plus von 12,5 Prozent. Die Saalburg kam auf 120.000.
In Kelkheim zog der Rettershof immerhin 200.000 Besucher an, ebenso viele wie der Sprudelhof in Bad Nauheim. Nicht zu unterschätzen sind die Schwimmbäder: 440.000 Gäste zählte das Seedammbad in Bad Homburg, 207.000 das neueröffnete Taunabad in Oberursel. Auch die Burgen haben ihre Liebhaber, wobei die Zahlen durch Veranstaltungen wie den nur alle zwei Jahre veranstalteten Mittelaltermarkt auf Burg Kronberg zum Teil stark schwanken. 30.000 waren es dort, woran auch der renovierte Terrakottasaal seinen Anteil hat. Auf Burg Eppstein kamen 15.900 Besucher, ins Bad Homburger Schloss 12.500.
Der in Königstein ansässige Hessische Heilbäderverband hat jetzt ebenfalls die Landesstatistik für die Kurorte heruntergerechnet und stimmt in die positive Bewertung mit ein. Die Heilbäder und Kurorte verzeichneten voriges Jahr einen Zuwachs an Gästen von 2,6 Prozent. Wie Geschäftsführerin Almut Boller mitteilte, konnten bei den Übernachtungszahlen auch Bad Homburg mit einem Plus von 2,9 Prozent und Bad Soden mit einem Plus von 3,1 Prozent profitieren. Den größten Zuwachs verzeichnete Schlangenbad mit 21,5 Prozent.