Florian Schroeder kann noch viel mehr, als sich über Fernsehpolitiker lustig zu machen. Im aktuellen Programm „Neustart“ kommt das fast ein bisschen zu kurz.
Es war einmal eine Kunstgattung, die kritisierte bissig die Herrschenden sowie die herrschenden Zustände. Das ist lange her. Heute geht es fröhlich zu. Die Überreichung des Deutschen Kleinkunstpreises in Mainz zeigt es auf denkwürdige Weise.
Am Freitagabend war Lars Reichow der Star von „Mainz bleibt Mainz“: Im Interview spricht der Kabarettist über seine Ausflüge in die Fernseh-Fastnacht, Witze über Corona, das fehlende Adrenalin wegen geschlossener Bühnen und Kollegen wie Dieter Nuhr.
Er hat den Querdenkern kabarettistisch den Begriff der Meinungsfreiheit erklärt, bezog sich dabei auf den Denker Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Jetzt bekommt Florian Schroeder den Deutschen Kleinkunstpreis in der Sparte Kabarett.
Sein Zynismus zeichnet ihn aus: Der Kabarettist Sebastian Pufpaff erhält den Deutschen Kleinkunstpreis 2020. Seit 1972 vergibt das Mainzer unterhaus den hoch dotierten Preis jährlich in fünf Kategorien.
Resigniert wird nicht, solange dieser Satiriker die Paradoxien des Alltags vorführt. Dem Menschenfischer und Metaphysiker des Stammtischgeredes Gerhard Polt zum Siebzigsten.
Er trat mit Matthias Beltz und Richard Rogler auf und wurde mit dem Grimme-Preis für Unterhaltung ausgezeichnet. Jetzt ist der Kabarettist Heinrich Pachl im Alter von 68 Jahren gestorben.
Die gute Nachricht zuerst: Das Ensemble-Kabarett ist wieder da. Nicht dass es jemals gänzlich weg gewesen wäre. Aber mit dem „Ersten Deutschen Zwangsensemble“ ist erstmals seit fast zehn Jahren wieder ein Ensemble in Mainz mit dem Kleinkunstpreis ausgezeichnet worden.
Die Verleihung des Deutschen Kleinkunstpreises ist ein komisches Schaulaufen des Genres. Dass er in diesem Jahr in Mainz zu einer Sternstunde der Kleinkunst geriet, lag an den aktuellen Preisträgern wie Uta Köbernick und Wilfried Schmickler.
Ganz Deutschland liegt in Agonie darnieder. Und wenn sich auch dieses Mal die Prominenz der Kleinkunst aufmachte zur Verleihung der begehrten Unterhausglocke im Mainzer "unterhaus", dann hat das einen simplen Grund: die berechtigte Hoffnung auf einen Kabarettabend, der diesen Namen verdient.