Stifterin Brinkmann to Broxten : Das Grundprinzip ist Offenheit
- -Aktualisiert am
Stifterin: Eva Brinkmann to Broxten wird für ihr Engagement geehrt Bild: Kreibig, Lukas
Kunst und Wissenschaft von Frauen fördert seit 15 Jahren die Frankfurter Stiftung Maecenia. Morgen wird Eva Brinkmann to Broxten, die Stifterin, für ihr Engagement geehrt.
Wer im Theater „Ich“ sagt, ist immer noch öfter Mann als Frau. Merkwürdig eigentlich, dass es in der freien Szene auch so ist, die sich doch sonst von anderen Gepflogenheiten des einst so genannten Establishments gern fernhalten will. „Off the record. Denken in präziser Unschärfe“ heißt eine Debattenreihe von Olivia Ebert und Fanti Baum, die am Freitag im Frankfurter Mousonturm beginnt. Unter der Flagge der Tänzerorganisation ID Frankfurt und zusammen mit den jeweiligen Abendaufführungen wollen Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen mit dem Publikum ins Gespräch kommen, um zu fragen, wo sie denn sind, die weiblichen Avantgarde-Positionen in der Frankfurter Szene.
„Es gibt immer mehr“, davon ist Eva Brinkmann to Broxten überzeugt, „die Frankfurter Szene ist groß und wächst, auch dank der Studiengänge in Gießen, in der Musikhochschule, an der Hessischen Theaterakademie, beim Studio Naxos - es passiert viel, und es gibt viele junge starke Frauen.“ Der Abend im Mousonturm passt also bestens zu ihrem Anliegen. Es geht um Frauen, um Wissenschaft und Kunst: Diese drei Schwerpunkte hat sie im Grunde schon seit den späten sechziger Jahren verbunden. Und erst recht, seit sie vor gut 15 Jahren eine Ermöglicherin geworden ist, mit ihrer Frankfurter Stiftung Maecenia. Für ihr Engagement bekommt Eva Brinkmann to Broxten am Freitag im Frankfurter Römer das Bundesverdienstkreuz verliehen. Doch statt die Auszeichnung opulent zu feiern, schaut sie sich abends eben lieber das neue Projekt ihrer Stiftung an.
Lilo von Mangelsdorffs Film
Die Liste der Bücher und Filme, Theaterstücke, Performances und Ausstellungen, Fotobücher und Workshops aus Frauenhand und Frauenhirn, auf die Brinkmann to Broxten sehr stolz ist, kann sich sehen lassen. Ganz frisch noch ist etwa der beim Filmfest Lichter gezeigte Dokumentarfilm Lilo von Mangelsdorffs über die Darmstädter Komponistin Barbara Heller. Zu den frühesten Projekten der 2000 gegründeten Stiftung zählt Barbara Beers Studie über Frauen in der deutschsprachigen Ethnologie. Die Autorin ist mittlerweile Professorin, und Maecenia, geleitet von Brinkmann to Broxten selbst, ihrer Referentin Stephanie Mayer-Bömoser und Praktikantinnen, hat etliche Erfahrungen mehr darin, in Wissenschaft und Kunst auf das Überraschende, Nonkonforme zu setzen, das von Frauen gewagt wird. Die gehen eben oft nicht den Königsweg, weshalb die Veranstaltungsreihe der Stiftung auch „Königinnenwege“ heißt. Seit 2002 holt Maecenia ihre „Maeceniatinnen“, sofern sie nicht ohnehin von hier kommen, nach Frankfurt, an schöne, oft ungewöhnliche Orte und in Kooperation mit hiesigen Veranstaltern, die nächste Reihe ist in Planung. Von Anfang an, das mag dann doch ein typisch weiblicher Zug sein, setzt die kleine Stiftung, die bislang rund 30 000 Euro je zweijährigem Förderzyklus ausgeschüttet hat, auf Kooperation, Vermittlung, Unterstützung. Ohne den Antragstellerinnen, Männer können allenfalls mitarbeiten, Themen oder Konzepte vorzugeben.
In all den Jahren hat sie mit diesem Prinzip nur eine richtige Enttäuschung erlebt: „Wir bekommen viele Anträge, weil wir offen sind“, sagt die Stifterin. Es sind vermutlich auch deshalb so interessante und vielfältige, eben weil die Stiftung nicht selbst kreativ sein will - ganz im Gegensatz zu größeren Stiftungen, die mit ihren Konzeptvorgaben mittlerweile ein Gutteil des Kulturlebens bestimmen.