Fluggesellschaft Condor : Ein Teil der Frankfurter Erfolgsgeschichte
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Sieben Millionen Passagiere im Jahr
Turbulente Zeiten wie dieser Tage gab es in der deutschen Ferienfliegerei quasi von Beginn an immer wieder. Da war etwa Karl Herfurtner. Der Düsseldorfer Omnibusbesitzer und Hotelier betätigte sich auch als Luftreeder und besaß kurz die größte Privatfluggesellschaft in der noch jungen Bundesrepublik. Doch schon im Dezember 1957 veräußerte er die Flugzeuge an die Düsseldorfer Transavia, wie diese Zeitung damals notierte. Diese und eine weitere Charterfluggesellschaft namens Aerotour verschwanden Anfang 1959 aber auch schon wieder vom Markt. Übrig blieben am Ende nur die Unternehmen Condor und LTU.
1959 zählten die Ferienfluggesellschaften gerade einmal 34100 Passagiere. 1963 waren es schon 200.000 und 1965 bereits mehr als 800.000 Passagiere. Heute fliegen alleine mit Condor mehr als sieben Millionen Passagiere im Jahr in den Urlaub.
Übernahme scheitert am Kartellamt
Im Jahr 2007 wollte Air Berlin, inzwischen selbst nur mehr Teil der Wirtschaftsgeschichte, Condor übernehmen, was aber am Einspruch des Bundeskartellamtes scheiterte. Die Lufthansa hielt weiter ihre verbliebenen 24,9 Prozent, der britische Reisekonzern Thomas Cook 75,1. Im Frühjahr 2009 übernahm Thomas Cook knapp 100 Prozent der Airline, die ihren juristischen Sitz in Kelsterbach hat, ihre Zentrale aber im Frankfurter Stadtteil Gateway Gardens unmittelbar am Frankfurter Flughafen. Condor als Muttergesellschaft zählt rund 3500 Mitarbeiter, mit denen der Töchter sind es 4900.
Die Idee, Condor in Thomas Cook umzutaufen, floppte seinerzeit gehörig: Die Urlauber akzeptierten die Marke Thomas Cook als Airline nicht, sie wollten offenbar ihre Condor wieder. Und sie bekamen sie zurück.
Die Flotte des Flugdienstes bestand 1956 aus vier Vickers Viking mit je 36 Sitzen. Inzwischen betreibt Condor eine Flotte von 44 Flugzeugen darunter neun Airbus A320, sieben A321 sowie zehn Boeing 757-300 und achtzehn 767-300.
Als Chef der Condor zeichnet seit 15 Jahren Ralf Teckentrup. Er war lange im Management des Lufthansa-Konzerns tätig, bevor er in den Vorstand der Thomas Cook AG wechselte. Er gilt auch deshalb als sehr erfolgreicher Airline-Manager, weil Condor unter seiner Leitung rentabel geworden ist. Von Beginn an beobachtete er die Aktivität der Lufthansa und ihrer Billig-Tochter Eurowings auf dem Touristik-Markt besonders aufmerksam. Im Gegensatz zu Condor arbeitet die Kranichtochter bis heute nicht rentabel. Auch deshalb hat die Lufthansa ihrerseits die frühere Tochter immer im Auge, aber auch wegen der attraktiven Slots und Interkontinental-Angebote.
Dass die Lufthansa zuletzt ein Interesse an der Übernahme offiziell dementierte, ist wohl mehr dem möglichen Einsprüchen der Wettbewerbshüter geschuldet. Rückfragen in Sachen Condor bleiben zurzeit unbeantwortet. Das könnte darauf hindeuten, dass man diskret doch noch Möglichkeiten sucht, von den attraktiven Slots der Condor zu profitieren. Andernfalls kämen womöglich konkurrierenden Airlines zum Zug.