Wenn Silikonbrüste krank machen
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Risiko Silikon: Viele plastische Chirurgen raten dazu, die Brust mit Eigengewebe statt mit Kunststoff zu rekonstruieren oder aufzufüllen. Bild: dpa
Das Geschäft mit Brust-Implantaten ist ein wachsender Markt. Mitten in Deutschland setzt eine Klinik nun auf eine neue Therapie. Und hilft damit Frauen, die vor ihren OPs nicht ausreichend aufgeklärt worden sind.
Die Silikonkissen liegen schwer in den Händen. Links ein handtellergroßes Polster mit einer aufgerauten, fast kratzigen, texturierten Oberfläche. Rechts ein glattes, rundes Kissen, nicht weniger schwer, ähnliche gelförmige Konsistenz, aber durchsichtig. Für Torsten Schloßhauer, Chefarzt der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie im Evangelischen Krankenhaus in Gießen, sind Brustimplantate Teil der Arbeit. Die Implantate haben einiges an Gewicht. „Je 350 Gramm“, sagt Schloßhauer. In der Regel sind es zwei Gruppen von Patientinnen, die einen Chirurgen für eine Brustoperation und den Einsatz von Silikonimplantaten aufsuchen: Frauen, denen im Zuge einer Krebstherapie der komplette Busen entfernt wurde, und Frauen, die ihre Brust aus ästhetischen Gründen verändern lassen möchten.
Schloßhauer bevorzugt eher glatte Implantate. Das hat Gründe. Die texturierten Kissen verrutschen zwar nicht so schnell, stehen aber im Verdacht, das sogenannte BIA-ALCL (Breast Implant-Associated Anaplastic Large Cell Lymphoma) auszubilden, das etwa zehn Jahre nach Einlage der Implantate auftritt, wie es in einer Ausgabe des Hessischen Ärzteblatts aus dem Jahr 2000 heißt. Dabei handelt es sich nicht um Brustkrebs, sondern um ein Lymphom, also einen Tumor des Lymphsystems. Man vermute, dass dies eine Immunreaktion auf die Silikonbestandteile in der Hülle des Implantats ist. „Das muss man sich vorstellen: Da kommt eine Frau, die Brustkrebs gehabt hat, und bekommt ein potentiell krebserregendes Material implantiert“, sagt Schloßhauer.
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