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Finale der Salzbachtalbrücke : Eine Wasserwand soll die Nachbarschaft schützen

  • -Aktualisiert am

Die letzten Vorbereitungen für die Sprengung der Salzbachtalbrücke in Wiesbaden laufen. Bild: Frank Röth

Am Samstag wird in Wiesbaden die Salzbachtalbrücke gesprengt. Das bedeutet für den Verkehr Straßensperrungen und für Schaulustige eine Live-Übertragung.

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          Das Wetter spielt mit, die Vorbereitungen sind abgeschlossen – und auch andere Probleme derzeit nicht absehbar. Der für Samstag um 12 Uhr geplanten Sprengung der Wiesbadener Salzbachtalbrücke steht nach den Worten eines Sprechers der zuständigen Autobahn GmbH des Bundes nichts mehr im Wege. Das Bauwerk soll mit rund 220 Kilogramm Sprengstoff zum Einsturz gebracht werden und eine Wasserwand angrenzende Gebiete vor dem Explosions-Staub schützen.

          Wegen der Sprengung wird es am Samstag zu spürbaren Verkehrsbehinderungen kommen: Schon von 18 Uhr am Freitagabend an wird die B 263 in Fahrtrichtung Süden über den Bypass zwischen der Mainzer Straße in Höhe Spelzmühlweg und dem Amöneburger Kreisel bis Sonntag um 10 Uhr gesperrt. Von 8 Uhr an treten am Samstag weitere Sperrungen in Kraft, diese sollen aber bis voraussichtlich 15 Uhr wieder aufgehoben werden. Am Samstag ist die B 263 auch in die andere Fahrtrichtung gesperrt. Wer auf der A66, aus Frankfurt kommend, in Richtung Wiesbaden unterwegs ist, muss an der Ausfahrt Erbenheim abfahren und wird so auf die B 455 geleitet. Autofahrer sollten das Gebiet weiträumig umfahren, denn es sind auch nördlich und südlich der Brücke weitere Straßen gesperrt. Insbesondere der Amöneburger Kreisel sollte gemieden werden, zumal er Bestandteil des Rettungswegekonzeptes ist. Sollte es dort zu Verkehrsbehinderungen kommen, wird der Kreisel ebenfalls gesperrt. Die Polizei wird gegen Schaulustige vorgehen.

          „Bleiben Sie zu Hause“

          Das gilt nicht nur für Autofahrer, sondern auch für Menschen, die versuchen, zu Fuß in den 250-Meter-Sicherheitsradius einzudringen. Die Stadtpolizei wird Wärmebildkameras einsetzen, um Personen aufzuspüren. Es gibt keine Aussichtspunkte, und es ist verboten, sich der Brücke am Sprengtag zu nähern. „Bleiben Sie zu Hause“, appellieren Stadt und Autobahn GmbH an die Bürger. Damit die Wiesbadener und andere Interessierte die Sprengung verfolgen können, bietet die Autobahn GmbH von 11 Uhr an einen Live-Stream an. Diese Live-Übertragung wird auf dem Youtube-Kanal „Die Autobahn“, über die Website www.autobahn.de/west sowie auf den Wiesbadener Social-Media-Kanälen gesendet und ist auch auf www.faz.net/rmz zu finden.

          In der direkten Umgebung der Brücke werden einige Wohngebiete, die Hammermühle und auch das Tierheim evakuiert. Etwa 140 Menschen müssen ihre Häuser verlassen. Bei der Planung der Sprengung hatte es zunächst Bedenken gegeben, dass der Explosions-Staub mit Schadstoffen wie Asbest belastet sein könnte. Laut Autobahn GmbH hat ein Gutachten jedoch ergeben, dass der Staub nicht mit Schadstoffen belastet sein wird. Trotzdem wird der TÜV Süd während und nach der Sprengung Messungen vornehmen. Um zu verhindern, dass unnötig viel Staub die Nachbarschaft verschmutzt, wird Spezialgerät eingesetzt. „Diese Hochleistungsmaschine wirft eine Wasserwand bis zu 90 Meter“, sagte ein Sprecher auf Nachfrage. „Sie wird eingesetzt, um das angrenzende Wohngebiet bei der Hammermühle zu schützen.“

          Direkt nach der Sprengung werden die Mitarbeiter von Sprengmeister Eduard Reisch – Spitzname „Krater-Edi“ – zu den Brückenresten gehen, um zu überprüfen, ob auch alle Sprengsätze gezündet haben. Das wird nach Einschätzung der Autobahn GmbH bis zu einer Stunde dauern.

          Die Brücke muss in sich zusammenfallen

          Reisch und sein Team schlagen ihr Sprengzentrum auf dem Dach des etwa zwölf Meter hohen Schaltwerks im Hauptklärwerk auf und werden von dort aus die 1200 elektronischen Zünder auslösen. Die Explosion soll die beiden rund 310 Meter langen Brückenteile kontrolliert zum Einsturz bringen. Das Ende der Salzbachtalbrücke wird sozusagen choreographiert: Zuerst soll die Südbrücke mit einer Kollapssprengung in sich zusammenfallen. Drei Sekunden später wird die Nordbrücke mit einer Kippsprengung in die Luft gejagt. Die Trümmer der Nordbrücke sollen auf die dann bereits am Boden liegenden Reste der Südbrücke fallen. Das ist wichtig, denn wenn die Nordbrücke falsch fällt, könnte sie die Nachklärbecken des Klärwerks beschädigen, von denen einige weniger als 50 Meter von der Brücke entfernt liegen. Die Wiesbadener Entsorgungsbetriebe ELW haben Kameras angebracht, mit deren Hilfe überwacht werden soll, ob Trümmerteile in die Becken fallen, die von Industrietauchern geborgen werden müssen.

          Sobald die Sprengexperten grünes Licht geben, sollen die Trümmer möglichst schnell beseitigt werden. Noch am Samstagnachmittag werden zehn 45-Tonnen-Kettenbagger, fünf 75-Tonnen-Kettenbagger sowie drei Radlader anrücken, um den Schutt zu zerkleinern und abzutransportieren. Rund 15.000 Tonnen Abbruchmaterial müssen verarbeitet werden, sie sollen auf die Deponie DBW Recycling in Wiesbaden gebracht werden. Dort wird das Material getrennt, aufbereitet und abermals verwendet.

          Am Wochenende sind etwa 25 Arbeiter im Einsatz, im Fokus stehen vor allem die Bahngleise und die Bundesstraße 263. Gearbeitet wird am Samstag bis 23 Uhr und am Sonntag von 8 Uhr an bis zum Abend. Ziel ist es, die Bahngleise zum Wiesbadener Hauptbahnhof noch vor Weihnachten wieder freigeben zu können. Die Autobahn GmbH geht davon aus, dass es bis Mitte Dezember zu lärmintensiven Arbeiten kommen wird.

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