Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem : „Eine Menge Kohle hingeschaufelt“
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Im Mainzer Dom: Mitglieder des Ordens an Fronleichnam. Bild: Kaufhold, Marcus
Konservativ, katholisch, elitär verbunden. Das sind die Ritter des Ordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Ihre Aufgabe: Sammeln und im Nahen Osten die Fahne der Christenheit hochhalten. Auch jetzt, auch im Krieg.
Zu den großen, aber exklusiven Clubs dieser Welt zählt der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Mit Millionenbeträgen unterstützen rund 30.000 Katholiken in mehr als 30 Ländern karitative Einrichtungen ihrer Kirche in Israel, Palästina und Jordanien. Peter Gattineau aus Wiesbaden gehört dazu. „Wer wirklich helfen will, braucht Geld“, sagt er.
Geld spielte schon bei der Entstehung des Ordens eine gewisse Rolle. Wenn der katholische Adel nach Jerusalem pilgerte, ließ er sich den Ritterschlag am Grab des Auferstandenen etwas kosten. Davon profitierte der lateinische Patriarch, mit dem Rom seit Mitte des neunzehnten Jahrhunderts in Jerusalem vertreten ist. Im Jahr 1868 gründete Papst Pius IX. für die Grabesritter aus aller Welt den Laienorden in seiner heutigen Form. 20 Jahre später wurden Frauen zugelassen. Die deutsche Statthaltereides Ordens erlebte nach dem Zweiten Weltkrieg einen Aufschwung. An der Spitze stand jahrelang Hermann Josef Abs. Der frühere Chef der Deutschen Bank sollte sich auf den ausdrücklichen Wunsch der römischen Kurie hin auch um die Finanzen kümmern. Vorher ließ er sich aber zusichern, dass das eingeworbene Geld nach seinen und nicht nach römischen Methoden verwaltet würde.
Aufwendiges Aufnahmeverfahren
Heute leistet ein Ritter im Jahr einen Beitrag von 380 Euro. Zu Ostern und zu Weihnachten sind Spenden erwünscht. Alles in allem bringen die Ordensmitglieder in der Regel in zwölf Monaten einen Betrag in der Größenordnung von 1000 Euro auf. Manche zahlen etwas weniger, manche aber auch viel mehr. Für Gattineau ist das Rittertum ein wichtiger Teil seines religiösen Lebens. Als Führungskraft der Dresdner Bank hat der heute Achtzigjährige unzählige Gespräche mit Geschäftspartnern bestritten. „Aber um die entscheidenden Fragen hat man immer einen großen Bogen gemacht“, sagt er. Unter Rittern hingegen könne man gemeinsam über die letzten Dinge des Lebens nachdenken.
Knapp 50 Mitglieder gehören der „Komturei Mainz-Wiesbaden“ des Ritterordens an. Professoren sind darunter, Anwälte, Ärzte, höhere Beamte, Geschäftsleute, einige Priester. Um die Aufnahme kann man sich nicht bewerben, man wird angesprochen. Als zum Beispiel Erwin Waider vor mehr als zehn Jahren mit Frau und vier Kindern in Vietnam unterwegs war, lernte er in seiner Reisegruppe einen Geistlichen kennen, der sich später als Ritter zu erkennen gab und ihn zum Mitmachen bewegte.
Fast ein Jahr lang nahm Waider als Gast an den monatlichen Treffen teil. Die Regeln sehen ein aufwendiges Aufnahmeverfahren vor, das im günstigen Fall mit der Ernennung durch den Kardinalgroßmeister in Rom sein Ende findet. Wird jemand neu aufgenommen, kommen die Ritter in Kathedralen wie dem Mainzer Dom zusammen. Nur selten wird jemand in der Jerusalemer Grabeskirche zum Ritter geschlagen.