Rentsch in der Kritik : Aus für Staudinger 1 als Energiereserve
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Soll noch nicht mehr weiter laufen: das Kraftwerk Staudinger. Bild: dpa
Eon will Staudinger 1 nicht wieder ans Netz holen. Die Opposition spottet über die „Bauchlandung“ des FDP-Wirtschaftsministers, der den alten Kohleblock reaktivieren wollte. Florian Rentsch fordert jetzt Alternativen.
Nach dem Aus für Staudinger 1 als Notfallreserve für Hessens Energieversorgung hat die Landtags-Opposition Wirtschaftsminister Florian Rentsch aufs Korn genommen. Von einer „veritablen Bauchlandung“ sprach Grünen-Fraktionschef Tarek Al-Wazir. SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel nannte den Streit in der Regierung um die Reaktivierung des alten Kohlekraftblocks eine Provinzposse. Rentsch wiederum gab den „Schwarzen Peter“ an die Bundesnetzagentur weiter und forderte die Behörde auf, Alternativen zu entwickeln.
Der forsch auftretende FDP-Minister hatte zusammen mit der Bundesbehörde Staudinger 1 für „systemrelevant“ erklärt und verlangt, den über 50 Jahre alten Steinkohleblock in Großkrotzenburg für Notfälle wieder in Betrieb zu nehmen. Andernfalls drohe Hessen ein möglicher Blackout. Nun ist die Bundesnetzagentur davon abgerückt. Der Energiekonzern Eon sehe keine Möglichkeit, Staudinger 1 für Versorgungsfälle wiederherzurichten, sagte Behördenchef Jochen Homann am Mittwoch dem Sender hr-info. Der 1965 errichtete Block wurde im April dieses Jahres stillgelegt.
Angebot des Darmstädter Versorgers HSE
Die Netzagentur müsse jetzt Antworten geben, sagte Rentsch der Nachrichtenagentur dpa. Er werde übernächste Woche auch mit Eon ein Gespräch führen. Das Angebot des Darmstädter Versorgers HSE, dessen neue Gasturbine als Notfallreserve zu nehmen, sieht der Minister skeptisch. Mit 96 Megawatt sei es in der Leistung weit schwächer als der 250-Megawatt-Block von Staudinger.
Rentsch hatte sich wegen Staudinger 1 im schwarz-gelben Kabinett mit Umweltministerin Lucia Puttrich angelegt, die eine Wiederinbetriebnahme des Kohleblocks strikt ablehnte. Die CDU-Politikerin zeigte sich jedoch später mit einer Prüfung durch die Bundesnetzagentur einverstanden.
Am Donnerstag war im Umweltministerium so etwas wie Genugtuung zu spüren. Puttrich zeigte sich verwundert, dass die Bundesnetzagentur erst jetzt Alternativen zu Staudinger prüfen wolle. Die Behörde sei dazu bereits per Schreiben am 19. Juli aufgefordert worden, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Das Darmstädter Gaskraftwerk könne eine Alternative sein, betonte Puttrich ausdrücklich - ohne auf Rentsch einzugehen.