Frankfurter Theatergruppe : William Shakespeare als Fixpunkt
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Aus Florida nach Hessen: PJ Escobio will sein Ensemble in festere Strukturen bringen. Bild: Lando Hass
William Shakespeares Werk hat den amerikanischen Regisseur und Schauspieler P. J. Escobio. schon immer fasziniert. Für nächstes Jahr plant er eine Inszenierung im Frankfurter Botanischen Garten.
William Shakespeares Werk war schon immer ein Fixpunkt im Berufsleben des amerikanischen Regisseurs und Schauspielers P. J. Escobio. Nun kann er dem Barden sogar persönlich nachfühlen. Shakespeare soll seine Meisterwerke wie „Macbeth“ und „König Lear“ ja in Pest-Jahren verfasst haben, zur Quarantäne ins Homeoffice geschickt sozusagen, und im Ungewissen, wann die Stücke denn aufgeführt werden können. Mit solcher Ungewissheit muss auch Escobio leben, der in den zurückliegenden Sommermonaten mit der Theatergruppe „Shakespeare Frankfurt“ im Botanischen Garten der Stadt „Die Komödie der Irrungen“ inszenieren wollte, dann aber die Produktion absagen musste.
Beirren ließ sich der 48 Jahre alte Escobio davon aber nicht. Mit der Unterstützung der Frankfurter Produktionsfirma Contentivity nahm die Theatergruppe im Botanischen Garten verschiedene Vignetten mit Szenen aus Shakespeare-Stücken auf, die unter dem Titel „Spiritus Vitae – Breath of Life“ vom 23. Oktober an auf dem Youtube-Kanal und der Website von Shakespeare Frankfurt gezeigt werden sollen. Die Produktion ist ein Baustein, um das ursprünglich als Promenaden-Theater gegründete und auf Werke Shakespeares spezialisierte Ensemble auf ein festeres Fundament zu stellen. „Wir haben uns entschieden, die Theatergruppe künftig als Verein zu führen“, sagt Escobio, der sich von dieser Rechtsform einen einfacheren Umgang mit Verwaltungsfragen oder bei Förderanträgen verspricht.
Derzeit arbeitet das internationale Ensemble aus Profis und Studenten noch ehrenamtlich, doch hat Escobio, der seit vier Jahren in Frankfurt lebt, auch hier Ideen, wie sich mit der Zeit eine festere Struktur entwickeln könnte. Zum einen studiert die Gruppe mit Molières Komödie „Tartuffe“ in der englischen Fassung von Richard Wilbur ein Stück ein, das von Dezember bis Februar jeweils mehrere Tage lang im Internationalen Theater aufgeführt werden soll, zum anderen könnte Escobio sich vorstellen, auf Gastspielreisen zu gehen.
„King Lear“ im Botanischen Garten
Fremd ist ihm diese Herangehensweise nicht, auch wenn er sich mit der deutschen Theaterlandschaft noch weiter bekannt machen muss. Allerdings hat er in seiner amerikanischen Heimat reichlich Erfahrungen sammeln können, die ihm nun auch in Deutschland behilflich sein werden.
So hat Escobio, der aus Florida stammt, wo er auch studierte, bevor er für ein Master-Programm an die University of Missouri in Kansas City wechselte, nach Beendigung seines Studiums in New York als Schauspieler gearbeitet und dort bei Shakespeare-Produktionen mitgewirkt, bevor er mit Freunden aus Missouri ein eigenes Ensemble gründete, das vor allem neue Stücke spielte. „Da haben wir etwa Sachen über Meth-Heads im Mittleren Westen gemacht“, erzählt er. Überhaupt hat er sich einige Jahre lang intensiv mit neuer Theaterliteratur beschäftigt, als er über ein vom Eugene O’Neill Theater Center in Connecticut gefördertes Programm mit jungen Autoren zusammenarbeitete.
Just als ein Förderprogramm auslief, erhielt Escobios deutsche Frau, die er in New York kennengelernt hatte, ein Jobangebot in Deutschland, was das Ehepaar und seine Tochter nach Frankfurt brachte. Hier hat der umtriebige Theatermensch nicht lange gebraucht, um Anschluss zu finden. Am English Theatre etwa hat er das Jugendstück „Huck Finn“ inszeniert, er arbeitet als freier Theaterpädagoge mit Schulen in der Region. Doch Shakespeare bleibt sein Fixpunkt. Nächstes Jahr will er den „King Lear“ in den Botanischen Garten bringen. Das Pest-Jahr ist ja dann vorbei.