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Der Wandertipp : Maria in der Buche

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Brücke über den Main: Es geht zur Wallfahrtsstätte Mariabuchen bei Lohr. Bild: Thomas Klein

Was mit dem Fund einer eingewachsenen Pietà vor 625 Jahren begann, hat bis heute Bestand – der Wallfahrtsort Mariabuchen in einem abgeschiedenen, von wildromantischer Natur umgebenen Tal.

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          Zu den vielen Gedenkveranstaltungen, die im vergangenen Jahr ausfallen mussten, gehört auch die Erinnerung an den Beginn der Wallfahrtsstätte Mariabuchen bei Lohr am Main. Vor 625 Jahren, anno 1395, soll sich jenes Ereignis zugetragen haben, das den Ort zum Anziehungspunkt für viele Gläubige machte. Unterdessen ist Pilgern wieder möglich, und wie ehedem treffen die zumeist nach Gemeinden organisierten Gruppen an den Wochenenden zwischen Mai und August in dem versteckt liegenden Buchenbachtal ein.

          Dass Mariabuchen seit dem Mittelalter ungeachtet aller Fährnisse – unklare Rechtsverhältnisse, Zerstörungen, Säkularisation – als Wallfahrtsziel überdauerte, grenzt fast ebenso an das Wundersame wie der eigentliche Gründungsmythos. Demnach soll ein Hirte das Gnadenbild der schmerzhaften Mutter Gottes geschnitzt und zur stillen Andacht in eine Buche gestellt haben, wo es dann 1395 eingewachsen entdeckt wurde.

          Rasch sprach sich der Fund herum, und schon bald berichten die Chroniken von ersten Heilungen. Für Gottesdienste und die seelsorgerische Betreuung erstand 1434 dank reichem Spendenfluss eine größere Kapelle, in der auch die Pietà Aufnahme fand. Sie steht jetzt im linken Seitenaltar der im frühen 18. Jahrhundert errichteten, seither von Kapuzinern betreuten Barockanlage; daneben hängen zahllose, bis zu 300 Jahre alte Votivtafeln mit Dankesworten an Maria für ihr gnadenreiches Tun.

          Pilgerstätte von „unten“

          Diese anrührende Gläubigkeit gibt dem fern der Tageshektik liegenden Flecken eine Unmittelbarkeit, wie sie nur noch selten anzutreffen ist. Wer hierherfindet, kommt mit einem Anliegen, und sei es die Kontemplation eines (für Autos gesperrten) Ortes. Dass nach dem Aufsuchen der Kirche die Schritte in eine der drei Ausflugslokale ringsum gelenkt werden, gehörte schon immer dazu. Gottes Gaben dürfen auch sinnlich erfahrbar sein.

          Mariabuchen war und ist gewissermaßen eine Pilgerstätte von „unten“. Ohne das energische Eingreifen der Würzburger Fürstbischöfe wäre die Wallfahrt allerdings nach Reformation und Dreißigjährigem Krieg nicht wiederaufgenommen worden. Zweimal förderten sie den Neubau von Kirchen und Unterkünften. Später (1836) erlaubte Bayerns König Ludwig I. die Rückkehr der Kapuziner, und doch hätte vor 20 Jahren die Begleitung von Wallfahrern mangels Nachwuchs eingestellt werden müssen. Erst die Übernahme durch Franziskaner Minoriten aus Polen rettete das Kleinod in den Wäldern, das auch im weiteren Umland von herrlicher Natur umgeben ist: Durch das Buchenbachtal führt ein wildromantischer, felsgesäumter Pfad, und oberhalb, am naturgeschützten Romberg, überdauerten prachtvolle Huteeichen.

          Wegbeschreibung

          Bahnbenutzer gelangen durch die Bahnhof- und Jahnstraße in die Lohrer Altstadt, überragt von der gotischen Kirche St. Michael und dem wuchtigen Bayersturm sowie den spitzhelmigen Doppeltürmen des Kurmainzer Schlosses mit dem Spessartmuseum. Für einen Stadtrundgang lässt sich auch gut vom Großparkplatz zwischen den beiden Mainbrücken losgehen; linksseitig, vor dem Ortsteil Sendelbach, liegt ebenfalls eine Stellfläche.

          Ob links oder rechts, erste Orientierung gibt die Alte Mainbrücke. Kommt man von der Lohrer Seite, wird sie hinter der Straßenunterführung über eine Treppe erklommen und drüben auf gleichem Wege verlassen. Unten fädeln wir uns in den Rad-/Fußstreifen gen Steinbach ein. Zu sehen ist das Zeichen L4. Es gewinnt an Bedeutung, wenn sich gut ein Kilometer später der Weg teilt – dort weiter an dem von Weiden und Strauchwerk gesäumten Main.

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